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9-Euro-Ticket: Sparfreude im Sommer nur von kurzer Dauer - Experten befürchten negative Folgen im Herbst

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Von: Nadja Pohr

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9-Euro-Ticket Werbeplakat in Stuttgart
Für nur neun Euro kann künftig einen Monat lang Bus und Bahn genutzt werden. Im Herbst werde das wohl jedoch durch einen Preisanstieg ausgeglichen werden müssen. © IMAGO/Arnulf Hettrich

Das 9-Euro-Ticket ist nun in ganz Deutschland gültig. Während das Ticket in den nächsten drei Monaten viele Vorteile bietet, fürchten Experten bereits die Folgen im Herbst.

Stuttgart - Seit dem 1. Juni ist es soweit: In ganz Deutschland ist nun das 9-Euro-Ticket im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) nutzbar. Zum vergünstigten Preis können Bürger Bus und Bahn im Juni, Juli und August in jedem Bundesland nutzen. Alle Informationen haben die Verkehrsverbunde, wie der VVS in Stuttgart, den Reisenden bereits mitgeteilt.

Das Sonderticket gilt als Ausgleich für die gestiegenen Energiepreise und soll als Anreiz für die Nutzung des ÖPNV dienen. Ob das 9-Euro-Ticket tatsächlich kommt, war im Vorfeld lange ungewiss. Bund und Länder stritten sich unter anderem über die Kostenübernahme. Einige Verkehrsminister drohten deshalb sogar mit einem Boykott. Letztlich stimmten Bundestag und Bundesrat für das Ticket - ob es erfolgreich sein wird, bleibt abzuwarten.

Verband warnt: Preise im ÖPNV werden nach 9-Euro-Ticket ansteigen

Viele Verbände kritisierten das 9-Euro-Ticket bereits vor dessen Einführung. So würde es nach Auffassung des Fahrgastverbands PRO BAHN Baden-Württemberg mehr Schaden als Nutzen bringen. Darüber hinaus warnte der Verband vor vollen Zügen, da das Ticket in die Sommer- und Ferienzeit falle. Das sei keine gute Werbung für den ÖPNV, hieß es. Nun äußerte der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) Bedenken, dass die Preise für Bus und Bahn nach dem 9-Euro-Ticket ansteigen könnten.

Fehlende Gelder bei Ausgleichszahlungen für höheren Sprit und Strompreise würden mittelfristig dazu führen, dass diese auf die Fahrpreise umgeschlagen werden. Alternativ müsste das Angebot eingeschränkt werden. „Die Ticketpreise werden also weiter steigen – nicht direkt zum 1. September, aber in den nächsten Preisrunden“, sagte VDV-Präsident Ingo Wortmann dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Dadurch würden es ab Herbst vor allem für die Menschen zum Problemen werden, die ohnehin für ihre Fahrten bereits mehr zahlen.

Mit dem 9-Euro-Ticket droht eine angespannte Stimmung im ÖPNV

Der Experte befürchtet zudem, dass es während des Aktionszeitraums von Juni bis August im ÖPNV zu einer angespannten Stimmung aufgrund einer hohen Auslastung kommen könnte.  Im absoluten Extremfall seien auch Angriffe auf Mitarbeiter in den Zügen und Bussen möglich, warnt Ingo Wortmann. Die Verkehrsunternehmen hätten jedoch Vorbereitungen getroffen, um solche Situation zu vermeiden.

Dass durch das 9-Euro-Ticket die Menschen künftig öfter auf Bus und Bahn statt Auto zurückgreifen, glaubt der VDV-Präsident nicht. „Zuerst muss das Angebot stimmen, der Preis ist zweitrangig“, sagt er. Das hätten Erfahrungen mit besonders günstigem ÖPNV aus den letzten Jahren gezeigt. Möglich sei aber, dass dadurch Kunden, die in der Coronakrise aufs Auto umgestiegen sind, zurückgewonnen werden.

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