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„Nazi-Kram“ bei Kaufland lässt Kunden an der Aufrichtigkeit des Supermarkts zweifeln

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Von: Niklas Noack

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Schon seit Jahren wird die Supermarktkette Kaufland dafür kritisiert, dass sie rechtsextreme Produkte verkauft. Manche Angebote sind aus dem Sortiment verschwunden, während andere weiter erworben werden können.

Neckarsulm - Es ist schon ein Dauerthema, mit dem sich die Supermarktkette Kaufland auseinandersetzen muss: das Angebot von rechtsextremen Magazinen und Büchern. Eine Zeit lang wurde im Onlineshop von Kaufland sogar eine Ausgabe von Adolf Hitlers „Mein Kampf“ verkauft, bevor es aus dem Sortiment verschwand.

Kaufland verkaufte mehrere rechtsextreme Produkte

Eine Maßnahme, mit der jedoch nicht jeder ausreichend zufriedengestellt wurde. Leo Schneider, Co-Vorsitzender der Jusos Hamburg Nord, listete einst verschiedene rechtsextreme Artikel auf und sprach von „Nazikram“. Nach und nach nahm Kaufland im Anschluss die genannten Werke aus dem Verkauf.

Was es aber weiterhin zu erwerben gibt, ist das rechtsextreme Magazin „Compact“. Darauf hatte bereits im März 2020 ein Twitternutzer die Supermarktkette aufmerksam gemacht, woraufhin ein Statement von Kaufland folgte. Darin hieß es: „Wir nehmen das Magazin aus dem Verkauf. Bei uns ist kein Platz für rechts.“ Dies ist allerdings offenbar nicht flächendeckend passiert. Der Twitternutzer „Doldak“ twitterte am 3. Dezember ein Foto, das augenscheinlich ein Regal mit dem „Compact“-Magazin bei Kaufland zeigt und beschwerte sich: „Ich dachte, dass ihr das rechtsradikale ‚Compact-Magazin‘ aus dem Sortiment genommen habt? Was macht es dann im Alsdorfer Kaufland?“ Ein weiterer User twitterte zudem ein Bild aus einem Kaufland, auf dem zu sehen ist, dass die NPD-Zeitung „Deutsche Stimme“ im Regal ausliegt.

Bei Kaufland liegt unter anderem noch das rechtsextreme „Compact“-Magazin im Verkaufsregal.
Bei Kaufland wird unter anderem noch das rechtsextreme „Compact“-Magazin verkauft. (Fotomontage) © Twitter/Doldak/Chan-jo Jun (Montage)

Kaufland-Kritik wegen des Vorwurfs, „Nazikram“ zu verkaufen, hält an

Schon im November dieses Jahres richtete ein anderer via Twitter die Anfrage an Kaufland, ob es immer noch den „Nazikram“ zu kaufen gebe. Darauf reagierte das Neckarsulmer Unternehmen folgendermaßen: „Das betreffende Buch („Mein Kampf“, Anm. d. Red.) ist längst vom Marktplatz entfernt worden und darf auch nicht wieder neu eingestellt werden. In der überwiegenden Mehrzahl unserer Filialen findet man das „Compact“-Magazin nicht mehr. Wir sind weiter dran.“

Der Auslöser der Ursprungsdebatte war, dass Kaufland, auf einen Hinweis hin, Produkte entfernte, auf denen ein Antifa-Symbol prangte, bei rechtsextremen Produkten dagegen aber nicht so rigoros vorging. In einem Statement dazu, was es damit auf sich hatte, ließ die Supermarktkette damals verlauten, man verbanne extreme Produkte dort, „wo wir es können“. „Beim Marktplatz ist das einfacher, bei den Magazinen haben wir trotz intensiver Bemühungen bisher keinen Erfolg gehabt.“

„Compact“-Magazin immer noch in manchen Kaufland-Filialen - Sprecherin verweist auf Pressefreiheit und -vielfalt

Auf BW24-Nachfrage, weshalb es das „Compact“-Magazin in manchen Filialen immer noch zu kaufen gibt, verwies Kaufland-Sprecherin Alisa Götzinger auf „die Pressefreiheit (Artikel 5 des Grundgesetzes) und Pressevielfalt“, die „jederzeit und überall zu gewährleisten“ sei. Außerdem dürfe eine „Zensur“ seitens „der Groß- und Einzelhändler nicht stattfinden“.

Dennoch, so Götzinger, ließe man Publikationen durch eine Anwaltskanzlei prüfen. „Diese Prüfung erfolgt auch hinsichtlich einer möglichen ‚Verherrlichung des Nationalsozialismus‘“, sagte sie. Scheint so, als sei man sich bei Kaufland uneins darüber, wie man mit dem „Compact“-Magazin verfahren soll.

Vom Bundesamt für Verfassungsschutz wird die Zeitschrift seit 2021 als rechtsextrem eingestuft.

 

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