„Shrinkflation“ lässt Verbraucher wüten: „Das ist reine Abzocke“
Immer mehr Verbraucher bekommen die „Shrinkflation“ zu spüren. Ihre Entdeckungen und ihren Ärger teilen sie in sozialen Medien wie Facebook. Die Hersteller kümmert das jedoch kaum.
Stuttgart - Seit mehreren Wochen warnen die Verbraucherschützer vor der sogenannten „Shrinkflation“. Das bedeutet: Sämtliche Lebensmittelhersteller verkleinern ihre Portionsgrößen und behalten jedoch gleichzeitig den Preis bei, um so die Inflation zu verbergen. Diese Taktik ist keinesfalls verboten - im Gegensatz. Die Gesetzgebung in Deutschland macht es den Unternehmen sogar leicht, bei Verpackungen und Füllmengen zu tricksen.
Bei den Kunden und Verbrauchern sorgen die Mogelpackungen allerdings für Aufregung. Immer wieder entdecken sie die Tricksereien verschiedener Hersteller in den Supermärkten und bei Discountern. Erst kürzlich tobte eine Welle der Entrüstung, als Haribo mit seinen Mogelpackungen überführt wurde. Nun teilen die Verbraucher immer mehr Entdeckungen im Netz und äußern sich wütend über die Masche.
Ärger bei Fisch, Chips und Salami-Snacks - „Das ist reine Abzocke“

Rund 3.000 Beschwerden über Mogelpackungen erreichen die Verbraucherzentrale jedes Jahr - in diesem dürften es deutlich mehr werden. Zumindest auf Facebook hagelt es reihenweise Beschwerden. „Bravo, funny-frisch, schön die Leute verarschen. Mit neuem Design, nachhaltiger und kleinerer Verpackung und Portionsverkleinerung von 150 g auf 125 g“, schreibt ein User unter anderem an den Chips-Hersteller. Auch bei Salami-Snacks macht sich die „Shrinkflation“ bemerkbar: „40 Cent teurer geworden, dafür aber 5 cm kleiner. Das ist wirklich frech“, berichtet ein Nutzer. Ein weiterer beschwert sich bei Discounter Netto über ein Fisch-Produkt und dessen Inhalts- und Preisschwankungen. „Das nenne ich reine Abzocke. Dann könnt ihr die Dose auch gleich an die Größe anpassen, um Ressourcen zu sparen“, schreibt er. Auch auf der Facebook-Seite von Aldi gibt es Beschwerden. Der Discounter verteidigt jedoch die Maßnahmen, wie HEIDELBERG24 berichtet.
Die Hersteller greifen zu drei unterschiedliche Tricks bei den Mogelpackungen, wie Armin Valet von der Verbraucherzentrale Hamburg kürzlich dem NDR erklärte. Einer davon ist beispielsweise weniger Inhalt für mehr Geld - gerade das empfinden die Verbraucher als besonders dreist. Die Lebensmittelproduzenten schreckt die Unzufriedenheit jedoch kaum ab. „Auffällig ist, dass die Hersteller und Händler jetzt überhaupt keine Hemmungen mehr haben, die Preise zu erhöhen“, sagt Valet. Der Verbraucher sei jedoch nicht machtlos und könne sich wehren.
Machtbalance hat sich laut Experte eindeutig in Richtung Verbraucher verschoben
Die Hersteller und Händler müssen vorsichtiger sein. „Die Machtbalance hat sich eindeutig in Richtung Verbraucher verschoben“, erklärt Christoph Treiber, Handelsexperte der Strategieberatung OC&C, gegenüber der Süddeutschen Zeitung (SZ). Der Blick der Verbraucher auf die Preise habe sich durch die Inflation geschärft. Mit Beschwerdebriefen über die Verbraucherzentrale oder direkt an die Hersteller können die Kunden den Druck auf die Industrie erhöhen.
Es wird jedoch befürchtet, dass die „Shrinkflation“ weiter anhält und sogar immer mehr Produkte am Ende davon betroffen sein werden. Laut Experten sei die Grundstimmung bei den Herstellern schlecht und werde sich wohl noch verschlechtern, wenn der Winter kommt. Entwicklungen um China, Russland und Corona machen die Zukunft weiter ungewiss. Für die Verbraucher gilt daher: Augen offen halten. Weitere Tipps, wie man in der Krise sparen kann, gibt es auf der Verbraucher-Seite von BW24.