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Ärger über kleine Verpackungen und teure Preise von Lebensmitteln: „Schamloser Betrug von der übelsten Sorte“

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Von: Jason Blaschke

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Viele Alltags-Lebensmittel werden nicht bloß teurer, sondern auch kleiner. Experten decken auf, mit welchen perfiden Maschen Kunden getäuscht werden.

Stuttgart – Seit Kriegsbeginn in der Ukraine sind in Deutschland neben Energie oder Sprit auch zahlreiche Lebensmittel viel teurer geworden. Vor ein paar Wochen wurde bekannt, dass auch die Discounter Aldi und Lidl die Preise vieler Produkte verteuert haben. Die Händler begründen ihre Preisanpassungen mit deutlich gestiegenen Ausgaben für Energie, nötige Rohstoffe oder auch Logistik. Der Krieg in der Ukraine ist dabei ein wichtiger Faktor.

Experten sind sich sicher – Verbraucher müssen bald wohl noch mehr bezahlen

Dass viele Alltags-Produkte bald wohl noch teurer werden, liegt aber auch an weltweiten Missernten, Hitzewellen, Corona-bedingt gestörten Lieferketten, abgeschotteten Agrarmärkten und fehlenden Hilfsgütern in der Landwirtschaft. „Futter- sowie Düngemittel sind enorm im Preis gestiegen“, sagte Eckhard Heuser vom Milchindustrie-Verband (MIV) kürzlich im Gespräch mit BW24 zu den im Handel knappen und teuren Milchprodukten in Deutschland.

Er geht davon aus, dass die Verbraucherpreise in Zukunft noch weiter ansteigen könnten. Ähnlich bewertet Anne-Kristin Barth vom Verband der Getreide-, Mühlen- und Stärkewirtschaft (VGMS) die momentane Situation. „Mit Blick auf die Kostensituation und die Steigerungen in allen relevanten Bereichen, sind weitere Preissteigerungen wahrscheinlich“, prophezeite die Brancheninsiderin auf Anfrage von BW24 mit Blick auf die Preisentwicklung für Getreideprodukte wie Mehl oder Nudeln in Deutschland.

Perfide Masche entlarvt – teure Alltags-Produkte in schrumpfenden Packungen

Es ist aber längst nicht bloß der Preis, mit dem die Händler und Produzenten in der aktuellen Situation arbeiten. Auch die Menge an Lebensmitteln, die Verbraucher für den angegebenen Preis bekommen, ist ein Angriffspunkt. Kurz zusammengefasst heißt das: Die Produkte werden nicht bloß teurer, in manchen Verpackungen ist auch einfach weniger Inhalt. Die BILD beschreibt die Entwicklung als „Schrumpflation“ und lässt Experten zu Wort kommen, die die perfide Masche genau kennen.

Armin Valet von der Verbraucherzentrale Hamburg ist einer dieser Experten, er sagt: „Verbraucher werden doppelt abgezockt!“ Ein sehr anschauliches Beispiel sind etwa die Kartoffelchips der Marke „Pringles“. Die 200-Gramm-Packung hatte bisher 2,59 Euro gekostet – neuerdings gibt es die „Pringles“-Chips bei Rewe bloß noch in der 185-Gramm-Packung für 2,79 Euro zu kaufen. Ein satter Preisanstieg von 17 Prozent – und 15 Gramm weniger Kartoffelchips.

Verbraucher werden doppelt abgezockt!

Armin Valet, Verbraucherzentrale Hamburg

Experte kennt die Gründe – „Hersteller versuchen, Inflation zu verstecken!“

Das Beispiel ist längst kein Einzelfall, weiß Valet. Das Schrumpfen von Produkten und das gleichzeitige Anheben der Preise habe in den letzten Monaten deutlich zugenommen, enthüllt er im Gespräch mit der BILD. „Die Händler und Hersteller setzen darauf, dass Verbraucher die doppelte Erhöhung gar nicht merken.“ Die perfide Masche der Hersteller verfolgt auch Ökonom Gunther Schnabl von der Universität Leipzig.

Schnabl zu BILD: „Die Hersteller versuchen, die Inflation zu verstecken, primär über weniger Inhalt in gleich großen Verpackungen.“ Seine Empfehlung an die Verbraucher ist, stets auf die Mengenangaben zu achten und in Supermärkten und Discountern mehrere Marken miteinander zu vergleichen. Eine große Hilfe ist hier der Grundpreis, der bald einheitlich bei Kaufland, Lidl und Co. auf dem Preisschild ausgewiesen werden muss. Bei folgenden Produkten mogeln die Hersteller:

Nicht bloß am Preisschild: Produzenten tricksen auch mit Zutaten und Mengen

Ökonom Schnabl kennt neben der Mengen-Trickserei noch eine weitere perfide Masche – wie Produzenten Geld einsparen – ohne am Preis etwas zu ändern: billigere Zutaten. Der Experte zu BILD: „Viele Hersteller greifen auf billigere Zutaten zurück – verändern Rezepturen – verschlechtern die Qualität der Produkte.“ Ein Trick, den die Verbraucher nicht so leicht erkennen würden, wenn etwa mehr Milchpulver statt Kakao in Schokoladenprodukten ist. 

„Alles bloß noch Abzocke“ finden zahlreiche User auf Facebook und echauffieren sich in einem Posting über die perfiden Maschen der Produzenten. „Was da läuft, ist schamloser Betrug am Kunden von der übelsten Sorte“, schreibt dazu ein Nutzer. Eine Userin ergänzt, dass dieses Problem nicht erst seit heute bestehe. „Das geht schon ein paar Jahre so.“ Angefangen habe es bei Wurst und Käse, am Waschmittel habe sie es in der Vergangenheit auch schon beobachtet.

Tetra-Verpackungen mit Milch stehen im Verkaufsladen der Molkerei Schwarzwaldmilch auf einem Stapel.
Die Experten empfehlen, nicht nur auf den Verkaufspreis, sondern auch die Menge im Blick zu haben. Manchmal kann ein teureres Produkt auf die Menge gerechnet billiger sein. © Patrick Seeger/picture alliance/dpa

User auf Facebook verärgert über perfide Maschen – „nur reine Abzocke“

„Nur reine Abzocke, mehr kann man dazu nicht mehr sagen“, kommentiert eine andere Userin auf Facebook. Insgesamt finden sich wenig positive oder neutrale Wortmeldungen. Lediglich einige wenige Nutzer erkennen bei der Mengen-Trickserei einen Vorteil – „kleinere Verpackungen bedeuten weniger Verpackungsmüll“, textet ein User und schiebt aber nach: „Ansonsten ist das natürlich Verar***ung pur.“

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