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Speiseöl war nur der Anfang – Übersicht zeigt, wie extrem teuer viele Alltags-Lebensmittel geworden sind

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Von: Jason Blaschke

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Viele Alltags-Lebensmittel haben sich stark verteuert. Neue Zahlen belegen jetzt das ganze Ausmaß – längst ist es nicht mehr nur das Speiseöl.

Neckarsulm - Je länger der Krieg in der Ukraine tobt, desto stärker spüren das die Verbraucher in Deutschland am Geldbeutel. Viele Produkte kosten mittlerweile deutlich mehr, als noch im vergangenen Jahr. Fast schon exemplarisch dafür steht das knappe Speiseöl im Einzelhandel, für das Kaufland zuletzt fast fünf Euro pro Liter verlangt hatte. Die beiden Discounter Aldi und Lidl hatten sogar gleich ganze Produktpaletten verteuert.

Alltags-Lebensmittel werden teurer – drei Experten sprechen über die Gründe

Eine Produktgruppe ist dabei besonders betroffen: Milch und Milchprodukte. Als Gründe für die Preissprünge nennt Eckhard Heuser, der Geschäftsführer des Milchindustrie-Verbands (MIV), extrem angestiegene Kosten für Düngemittel oder Futter, aber auch Lieferprobleme. Heuser zu BW24: „In Europa herrscht Fahrermangel, die sind alle an der Front!“ Er geht davon aus, dass viele Milch- und Milchprodukte noch teurer werden könnten.

Ähnlich äußerten sich Ariane Amstutz vom Landesbauernverband Baden-Württemberg (LBV) und Kathrin Walter vom Verband für Erwerbsobstanbau Baden-Württemberg (LVEO) auf Anfrage von BW24. Beide Expertinnen sehen die immensen Ausgaben in ihrer Lebensmittel-Branche mit Sorge, denn die steigenden Kosten erschweren regionalen Landwirten den Konkurrenzkampf. Mit Billig-Produkten könnten die Landwirte nicht mehr mithalten, sagte Amstutz.

Ukraine-Krieg und Corona sind die größten Preistreiber – diese Produkte trifft es massiv

Mehrausgaben für Energie oder Logistik belasten die komplette Wirtschaft schon heute massiv, wie neue Daten des Statistischen Bundesamts zeigen. Aus diesen geht hervor, dass die Erzeugerpreise im März 2022 im Vergleich zum Vorjahr um 30,9 Prozent gestiegen sind. Das sei der stärkste Anstieg seit Beginn der Erhebung im Jahr 1949, heißt es von der Behörde. Als Gründe dafür nennt das Bundesamt den Ukraine-Krieg und Corona.

Beide Krisen würden sich unterschiedlich stark als Inflationstreiber auf die einzelnen Konsumbereiche auswirken, schreibt dazu das Nachrichtenportal n-tv. Dienstleistungen (plus 2,9 Prozent) oder Mieten (plus 1,6 Prozent) etwa haben sich weniger stark verteuert als manche Nahrungsmittel. Ganz oben auf der Teuer-Liste steht das Speiseöl, das im März 2022 im Schnitt stolze 30 Prozent mehr gekostet hatte, als noch im Jahr zuvor.

Die Preisanstiege der Nahrungsmittel (in Prozent) im Vergleich zum Vorjahr:

Experte mit düsterer Kosten-Prognose: „Das wird eine Herausforderung sein“

Die Liste zeigt, dass besonders viele Grundnahrungsmittel teuer geworden sind. Experten sind gerade deshalb alarmiert. „Das wird eine Herausforderung sein – gerade für sozial schwächere Familien“, sagte Boris Hedde vom Kölner Institut für Handelsforschung (IFH) im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur (DPA) dazu. Er geht davon aus, dass zahlreiche Lebensmittel noch viel teurer werden könnten.

Zumindest einige Verbraucher tragen aber eine Mitschuld an der aktuellen Preisentwicklung – vor allem mit Hamsterkäufen. Aus den Daten des Statistischen Bundesamts lässt sich ablesen, dass allein das Speiseöl in der Woche vom 7. bis 13. März mehr als doppelt so stark nachgefragt wurde (plus 123 Prozent), als im September 2021. Die Nachfrage nach Mehl soll sich Berichten von n-tv zufolge sogar verdreifacht haben.

Das wird eine Herausforderung sein – gerade für sozial schwächere Familien

Boris Hedde, Kölner Institut für Handelsforschung

Hamsterkäufe befeuern Teuerungen: Verbraucher sollten mit Bedacht einkaufen

Experten warnen immer wieder vor panischen Hamsterkäufen und auch die Lebensmittel-Branche sieht keinen Anlass hierfür. „Die Produktion in den Werken läuft bei normaler Auslastung. Die Abfüllanlagen für Speiseöl sind kontinuierlich in Betrieb“, sagte Ulrich Hettinger vom Verband der Ölsaaten-verarbeitenden Industrie (OVID) erst vor wenigen Wochen auf BW24-Nachfrage. Auch neue Probleme in der Logistik gebe es aus seiner Sicht nicht.

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