Das 49-Euro-Ticket soll kommen: Baden-Württemberg stellt aber eine Bedingung
Bund und Länder haben sich im Grundsatz auf ein 49-Euro-Ticket geeinigt – nur bei der Finanzierung wackelt es, wie die Forderung auch aus Baden-Württemberg zeigt.
Update, 14. Oktober: Um die Verbraucher in der Energie- und Preiskrise zu entlasten, hat die Ampel-Koalition mehrere Entlastungspakete mit finanziellen Hilfen auf den Weg gebracht. Direkt das erste Paket hat einen Tankrabatt und das 9-Euro-Ticket im ÖPNV beinhaltet – und gerade das Zweitgenannte hat sich bis zum Schluss großer Beliebtheit erfreut. In der Bund-Länder-Konferenz am 13. Oktober haben die Verkehrsminister über einen Nachfolger debattiert.
Verkehrsminister segnen 49-Euro-Ticket ab: Das steht im Beschlusspapier
Das 49-Euro-Ticket soll ab 2023 dem 9-Euro-Ticket nachfolgen – jedoch gibt es ein paar große Unterschiede. Zum einen kostet das neue Ticket 40 Euro mehr, zum anderen soll es ausschließlich digital buchbar sein. Das bedeutet, dass die Verbraucher das 49-Euro-Ticket nicht am Ticketautomaten oder am Schalter kaufen können. Dem Beschlusspapier zufolge, das dem ZDF-Hauptstadtstudio vorliegt, soll es das Ticket im Unterschied zum 9-Euro-Ticket zudem nur im Abo geben.
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Das Bekenntnis der Verkehrsminister zu einem solchen Abo ist ein Punkt, der auf Facebook scharf kritisiert wird. Vielfach wird das 49-Euro-Ticket in der Community als „Abofalle“ bezeichnet – BW24 berichtet in der Erstmeldung vom 13. Oktober ausführlich über die Reaktionen. Kritik kommt aber nicht nur aus den sozialen Netzwerken – auch der Verkehrsminister von Baden-Württemberg, Winfried Hermann (Grüne), spricht im Interview mit dem Südwestrundfunk (SWR) Klartext.
49-Euro-Ticket in Baden-Württemberg: Verkehrsminister Hermann nennt Bedingung
Im Kern geht es um die Finanzierung: Ab 2023 stellt der Bund 1,5 Milliarden Euro pro Jahr für das 49-Euro-Ticket zur Verfügung. Im Gegenzug beteiligen sich die Länder in gleicher Höhe, heißt es im Beschlusspapier der Verkehrsminister vom 13. Oktober. Der SWR berichtet, dass die Länder zu der Co-Finanzierung bereit seien – jedoch nur, wenn der Bund die Regionalisierungsmittel deutlich erhöht. Verkehrsminister Hermann nennt das als Voraussetzung.
Im SWR bekräftigt der Politiker aus Baden-Württemberg: „Die (Zusage vom Bund) muss noch kommen. Das ist die Bedingung, die eingehalten werden muss. Sonst wackelt das Ticket.“ Ganz grundsätzlich befürwortet Hermann das 49-Euro-Ticket aber. Es sei ein „supergünstiges Angebot“, um Leute zum Umstieg auf Bus und Bahn zu bewegen und Pendler in Ballungsräumen wie in Stuttgart zu entlasten. Die Regionalisierungsmittel sind Thema in der nächsten Ministerpräsidentenkonferenz.
49-Euro-Ticket ab 2023: Bund und Länder sind noch uneins bei Finanzierung
Erstmeldung, 13. Oktober: Stuttgart - Der Krieg in der Ukraine und die davon ausgelöste Energie- und Preiskrise in Deutschland belastet weiter Verbraucher und Wirtschaft gleichermaßen. Im privaten Bereich sind es primär die enormen Kosten für Nahrungsmittel, Kraftstoffe und Energie, die in vielen Haushalten große Löcher ins finanzielle Budget reißen. Der Teuer-Schock spiegelt sich auch in der Inflation wider, die das Statistische Bundesamt (Destatis) für September 2022 zweistellig angibt.
49-Euro-Ticket ab 1. Januar: Finanzierung ungewiss – erste Eckpunkte stehen
In der Mitteilung der Statistiker vom 13. Oktober heißt es, dass die Inflationsrate die Marke von 10 Prozent geknackt habe. Destatis-Präsident Georg Thiel spricht in der Mitteilung von einem „neuen Höchststand im vereinigten Deutschland“ und nennt die „enormen Preissteigerungen bei den Energieprodukten“ als die Hauptursache. „Zudem haben das Auslaufen von 9-Euro-Ticket und Tankrabatt den Preisauftrieb im September 2022 verstärkt.“
Auch deshalb werden die Rufe lauter, zügig ab Januar 2023 einen Nachfolger für das 9-Euro-Ticket einzuführen – das 49-Euro-Ticket. „49 Euro würde ich bezahlen“, schreibt eine Facebook-Userin. Größter Knackpunkt am 49-Euro-Ticket ist die Finanzierung, über die Bund und Länder am 13. Oktober beraten. Bekannt sind aber schon wichtige Eckpunkte im Hinblick auf den Preis und den Geltungsraum. Die wichtigsten Punkte auf einen Blick:
- Ab 1. Januar 2023 soll das 49-Euro-Ticket zu kaufen sein.
- Das neue Ticket soll deutschlandweit im ÖPNV gültig sein.
- Kaufen können soll man das Ticket am Schalter und über Ticket-Apps.
- Geplant ist das 49-Euro-Ticket im Jahresabo – unklar ist, ob es auch Monatsabos geben wird.
49-Euro-Ticket im Abo geplant – „unverschämt, also ich fahre weiter Auto!“
In einem Eckpunktepapier einer Arbeitsgruppe für die Bund-Länder-Konferenz heißt es deutlich, dass das 49-Euro-Ticket zum Start für den Preis von 49 Euro im Jahresabo erhältlich sein soll, berichtet die Südwest-Presse (swp). Von einem Monatsabo ist im Papier – über das zuvor auch die Deutsche-Presse-Agentur (DPA) berichtet hat – keine Rede. In der Facebook-Community wird genau das als Ausschlusskriterium gesehen.
Eine Userin schreibt dazu: „Es würde sich bei mir nur 3–4 Monate im Jahr lohnen, den Rest des Jahres kann ich mit dem Ticket nichts anfangen.“ Und wieder eine andere Nutzerin meint: „49 Euro wären noch vertretbar, aber die Abofalle direkt dazu ist unverschämt. Also fahre ich weiter Auto.“ Mit Blick auf ein 49-Euro-Ticket-Abo gibt es noch viel Klärungsbedarf. Den sieht Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) auch bei der ÖPNV-Finanzierung.
Finanzierung von 49-Euro-Ticket und ÖPNV: BW pocht auf mehr Geld vom Bund
Er erinnert in einem Beitrag auf Twitter an die steigenden Kosten, die die Bahn auch in Baden-Württemberg stark belastet. Ab 2023 könnten deswegen weniger Züge fahren. Hermann: „Die Lösung: Nicht nur ein Nachfolger für das 9-Euro-Ticket, sondern auch eine bessere Finanzierung durch den Bund.“ Genau wie viele seiner Landesministerkollegen pocht auch der baden-württembergische Verkehrsminister auf deutlich höhere Regionalisierungsmittel vom Bund.
Unabhängig davon könnte ein günstiges ÖPNV-Ticket schon ab 1. Januar viele Verbraucher zum richtigen Zeitpunkt entlasten. Nach der 300 Euro Energiepauschale im September war es das für viele Verbraucher erst einmal mit Entlastungen. Zwar gibt es schon Ideen und Empfehlungen für eine Strom- und Gaspreisbremse, genaue Pläne fehlen aber bisher. Umso interessanter könnte das 49-Euro-Ticket sein, das primär auch eine langfristige Option ist, um Fahrtkosten einzusparen.