1. bw24
  2. Verbraucher

Kinder sollten nach der Schule nicht sofort die Hausaufgaben machen - Experte verrät den Grund

Erstellt:

Von: Franziska Schuster

Kommentare

cleverly-Gründer Fredrik Harkort
Mit dem Online-Nachhilfe- und Mentoring-Angebot „cleverly“ will Mit-Gründer Fredrik Harkort Kinder und Jugendliche dabei unterstützen, ihr volles Potenzial zu entfalten. © Fredrik Harkort/cleverly

Nach dem Ende der Sommerferien heißt es für viele Kinder und Jugendliche wieder: Schulbank drücken. Doch wie motiviert man die Kinder, wieder zu lernen und Hausaufgaben zu machen? BW24 hat mit Experte Fredrik Harkort gesprochen.

Stuttgart/Berlin - Sechs Wochen am Stück freihaben - was für die meisten Arbeitnehmer wie ein Traum klingt, ist für Schüler in Baden-Württemberg im Sommer Realität. Am Montag (12. September) starteten die Schulen im Land ins neue Schuljahr. Nach so langen Ferien ist das für viele Kinder keine leichte Umstellung. Früh aufstehen, stundenlang still sitzen und konzentriert bleiben - vor allem jüngeren Kindern wird da viel abverlangt.

Doch was kann man als Eltern tun, um den Kindern den Start zu erleichtern? Und wie motiviert man die Kids, konzentriert bei der Sache zu sein? BW24 hat bei Fredrik Harkort nachgefragt. Der Unternehmer ist Mitbegründer von cleverly.de, einem Online-Nachhilfe- und Mentoring-Angebot und weiß, wie Kinder und Jugendliche wieder Spaß am Lernen haben.

Schulstart für viele Kinder eine große Umstellung

Sechs Wochen lang mit Freunden spielen, in den Urlaub fahren und ausschlafen. Dann heißt es wieder: früh aufstehen, zur Schule gehen und möglichst über Stunden konzentriert dem Unterricht folgen. Verständlich, dass das den meisten Kindern schwerfällt. „Man muss den Kinder Zeit geben, sich wieder an den Alltag zu gewöhnen. Da müssen wir als Eltern nachsichtig sein“, rät Fredrik Harkort. „Das geht uns ja nicht anders. Wenn wir drei Wochen im Urlaub waren und dann wieder um 8 Uhr auf der Matte stehen müssen, sind wir in der ersten Woche auch erst einmal platt“, führt er weiter aus.

Auch in Sachen Konzentration können Eltern ihren Kindern helfen. „Oft wird zum Kind gesagt: Jetzt setz dich hin, konzentriere dich und lerne! Doch so einfach geht das nicht“, sagt Fredrik Harkort. Wichtig sei es viel mehr, die Kinder dabei zu unterstützen, zunächst einen freien Kopf zu bekommen. Sein Tipp: die Gedankenkiste. „Bevor man ans Lernen oder die Hausaufgaben geht, setzt man sich mit dem Kind in Ruhe hin und sagt: Lass uns mal alles aufschreiben, was du gerade im Kopf hast“, erklärt Fredrik Harkort.

Kind sitzt am Tisch und macht Hausaufgaben
Konzentriert und motiviert bleiben - das fällt vielen Kinder vor allem nach den langen Sommerferien schwer. © Guido Kirchner/dpa

Hat man die Gedanken aufgeschrieben, kommen sie in die „Kiste“ und werden dort „geparkt“, wie es Harkort nennt. Doch er betont: Wenn in den Gesprächen große emotionale Themen aufkommen, sollten sich die Eltern auch die Zeit nehmen, um diese zu besprechen. „Dann sind die Kinder in der Lage, mit freiem Kopf und konzentriert in die Lerneinheit einzusteigen.“ Zu viel sollten Eltern von ihren Kinder nicht verlangen, denn wie Forscher herausfanden, kann zu strenge Erziehung die Vorstellungskraft und Entwicklung der Kinder hemmen.

„cleverly“-Gründer gibt Tipps für mehr Konzentration: Mit der „Gedankenkiste“ den Kopf freiräumen

Ein großes Thema sei auch die Lernmotivation. Belohnungen für gute Noten, wie etwa mithilfe von Geschenken, seien der falsche Weg. „Es ist wichtig, dass es eine intrinsische Motivation ist, also eine, die vom Kind selbst kommt - und keine, die wir als Eltern über das Kind stülpen.“ Fredrik Harkort empfiehlt, die Kinder lieber mit einem gemeinsamen Erlebnis, einem Ausflug oder ähnlichem zu belohnen und auch zu motivieren. „Dann verknüpfen die Kinder den Lernerfolg mit einem echten Erlebnis - und das wiederum steigert die Motivation, das nächste Mal auch initial mit dem Lernen loszulegen.“ Auch kleine Zwischenziele können helfen, solch ein Erfolgserlebnis zu schaffen. Und Fredrik Harkort betont: Auch Fehler gehören zum Lernprozess dazu und dürfen gemacht werden. Wie ein Psychologe in einer Studie herausfand, verhindern strenge Eltern die wichtige, egozentrische Entwicklung ihrer Kinder.

Doch nicht alle Eltern haben Zeit, sich mit den Kindern an Hausaufgaben zu setzen oder Stoff zu pauken. Umso wichtiger ist es da, dass Kinder auch selbstständig lernen können. „Das kann erlernt werden und man kann es antrainieren“, sagt der „cleverly“-Gründer. „Da geht es auch ganz viel um Selbstorganisation. Was sind die besten Wege für mich? Wann und wie lerne ich?“ Schon im Grundschulalter können Kinder lernen, sich selbst die Aufgaben einzuteilen und zu lernen, erklärt Fredrik Harkort gegenüber BW24 weiter.

Man muss den Kinder Zeit geben, sich wieder an den Alltag zu gewöhnen.

Fredrik Harkort, Co-Gründer von cleverly

Wie man das Lernen angeht, sei natürlich stark abhängig vom Alter. „Eine zehnjährige Grundschülerin lernt natürlich anderes, als beispielsweise eine 17-Jährige. Aber grundsätzlich sind Lerneinheiten sinnvoller. Dort wird dann unterschieden in ‚wie lange?‘ und in ‚wie häufig‘?“, erklärt Fredrik Harkort. „Wir empfehlen unseren Eltern, dass man die Kinder nicht direkt vor die Hausaufgaben packt, wenn sie aus der Schule kommen.“ Eine bis eineinhalb Stunden Freizeit seien hier sinnvoller. Bei Grundschülern gebe es die Faustregel, 30 Minuten zu lernen, um anschließend fünf Minuten Pause zu machen. Mit zunehmendem Alter könne man die Dauer der Lerneinheiten verlängern, allerdings sollten dann auch die Pausen angepasst werden. Von „Bulimielernen“, also das Lernen einer großen Stoffmenge kurz vor einer Prüfung, hält Fredrik Harkort außerdem nichts.

Um einen Stoff einprägsam zu verinnerlichen, empfiehlt Fredrik Harkort die „Viermal-wiederholen-Regel“. Findet eine Prüfung zum Beispiel in einem Monat statt, sollte man sich den Stoff das erste Mal etwa vier Wochen zuvor das erste Mal ansehen. „Dann wiederholt man das am nächsten Tag, dann wieder eine Woche später und schließlich ein oder zwei Tage vor der Prüfung“, erklärt der Unternehmer das Konzept. „Das ist der beste Trick, um das Gelernte zu verinnerlichen.“

Auch interessant

Kommentare