Kaufland: Historie des Discounters, Filialen und Angebot
Die erste Kaufland-Filiale eröffnete im Jahr 1984 am ursprünglichen Unternehmensstandort Neckarsulm. Seit 2021 befindet sich der deutsche Hauptstandort im acht Kilometer entfernten Bad-Wimpfen. Der Konzern hinter dem Discounter blickt allerdings auf eine deutlich längere Geschichte zurück. Sie beginnt in den 1930er-Jahren in Heilbronn.
Kaufland: Anfänge und Geschichte
Die Supermärkte Kaufland und Lidl sind in ihrer Geschichte eng miteinander verbunden. Beide gehören zur Schwarz-Gruppe, die auf den Kaufmann Josef Schwarz zurückgeht. In den 1930er-Jahren trat dieser als persönlich haftender Gesellschafter in die Südfrüchte Großhandlung Lidl & Co. mit Sitz in Heilbronn ein. Diese bestand zu diesem Zeitpunkt bereits rund 70 Jahre. Sie war in den 1860er-Jahren von Aloys Paulweber gegründet worden.
Nach dem Eintritt von Josef Schwarz folgte die Umbenennung in die Lidl & Schwarz KG sowie der Umbau in einen Lebensmittelgroßhändler für die Region. Im Dezember 1944 wurde die Stadt Heilbronn von Fliegerangriffen schwer getroffen. Zerstört wurde auch die Lidl & Schwarz KG. Rund zehn Jahre dauerte der Wiederaufbau. 1954 zog das Unternehmen an einen neuen Standort und trat in die Handelskette A&O ein, die heutige Markant Handels- und Industriewaren-Vermittlungs AG.
Kaufland: vom Großhandel zum SB-Warenhaus
Nach dem Wiederaufbau agierte Lidl & Schwarz weiterhin als reiner Großhändler. Im Jahr 1960 eröffnete das erste Zentrallager. Mittlerweile war Josef Schwarz‘ einziger Sohn Dieter in das Unternehmen eingetreten. Er absolvierte von 1958 bis 1960 eine Ausbildung in der Lebensmittelgroßhandlung in Heilbronn und stieg erst zum Prokuristen, später zum persönlich haftenden Gesellschafter auf.
Im Jahr 1968 wurde der erste Supermarkt von Lidl & Schwarz, der Handelshof, im schwäbischen Backnang ins Leben gerufen. Selbstbedienungsmärkte waren zu dieser Zeit noch rar. Lidl & Schwarz boten auf einer für damalige Verhältnisse überdurchschnittlich großen Fläche von 1.000 Quadratmetern Lebensmittel verschiedener Sparten an. Rund 70 Personen waren in dem Markt tätig. 1972 verlegte Schwarz die Unternehmenszentrale nach Neckarsulm, wo sie bis 2021 ansässig war, ehe der Sitz nach Bad-Wimpfen umzog. 1973 zog man mit einem Discounter-Markt in Ludwigshafen am Rhein nach dem Vorbild von Aldi nach – ein Vorläufer der ersten Lidl-Filiale.
Im Jahr 1977 übernahm Dieter Schwarz das Unternehmen nach dem Tod seines Vaters. Unter seiner Leitung nahm die Supermarktkette Kaufland ihren Anfang. Der erste Laden eröffnete 1984 in Neckarsulm. Es folgten weitere Eröffnungen in Westdeutschland. 1990 gab es bereits 51 Kaufland-Märkte im Bundesgebiet.
Kaufland: Expansionen ab den 1990er-Jahren
Weitere Expansionen nahm das Unternehmen im Zuge der deutsch-deutschen Wiedervereinigung vor. Bereits 1990 eröffnete im sächsischen Meißen der erste Markt in den neuen Bundesländern. Die Anfänge im Osten sollten schnell vonstatten gehen: Noch bevor ein Gebäude für den Verkauf errichtet wurde, begann dieser in einem provisorischen Zelt. Rund drei Jahre später zählte man insgesamt 100 Kaufland-Filialen.
Nachdem zahlreiche Märkte im Osten Deutschlands eröffnet wurden, zog es die Lidl & Schwarz KG mit der Kaufland-Kette in die europäischen Nachbarländer. Den ersten Kaufland-Markt eröffnete man 1998 im tschechischen Kladno. Es folgten weitere osteuropäische Länder:
Kroatien
Bulgarien
Slowakei
Polen
Rumänien
Republik Moldau
In Polen liegt heute der Schwerpunkt der ausländischen Märkte. Zum 21. Oktober 2021 gab es dort 226 Filialen, gefolgt von Tschechien mit 135 Standorten.
In Deutschland wuchs das Kaufland Netz auch durch verschiedene Zukäufe. So erwarb das Unternehmen 2010 vier SB-Warenhäuser von der insolventen Unternehmenskette Schlecker. Das Sortiment sowie das Konzept wurden auf Kaufland umgestellt. In Osnabrück und Stadthagen übernahm Kaufland die ehemaligen Märkte der Ratio-Gruppe. Nach dem Verkauf der Handelskette Real an einen russischen Investor im Jahr 2020 kündigte Kaufland an, insgesamt 101 Real-Märkte sowie das Onlineportal real.de zu übernehmen.
Kaufland: die Unternehmensstruktur
Wie das Schwesterunternehmen Lidl ist die offizielle Rechtsform der Supermarktkette Kaufland eine Stiftung & Co. KG und damit eine Sonderform der Kommanditgesellschaft. Sie gehört zur ALPHA Schwarz Beteiligungs GmbH, die im Geschäftsjahr 2019/2020 einen jährlichen Gesamtumsatz von 113,3 Milliarden Euro verzeichnete. Als Muttergesellschaft kontrolliert sie Kaufland und Lidl. Zwei Tochtergesellschaften zählen außerdem zur Kaufland-Sparte: die Schwarz-Immobilienverwaltung GmbH & Co als Besitzerin der SB-Warenhäuser sowie die Kaufland Dienstleistung GmbH als Betreiberin. Neben den beiden Supermärkten gehören weitere Betriebe zur Schwarz-Gruppe:
das Recyclingunternehmen PreZero
die Großbäckerei Bonback
der Schokoladenhersteller Solent
der Getränkebetrieb MEG
der Eiscreme-Produzent Bon Gelati
Ende 2021 beschäftigte Kaufland europaweit 139.000 Mitarbeiter, 76.000 allein in Deutschland. Das Geschäftsjahr 2019/2020 schloss Kaufland nach eigenen Angaben mit einem Umsatz in Höhe von 22,28 Milliarden Euro ab.
Kaufland: Standorte
Kaufland betreibt in Deutschland sieben Logistikzentren. Die Bereiche Food, Tiefkühlkost, Obst und Gemüse sowie Pflanzen decken die folgenden Standorte ab:
Dortmund / Nordrhein-Westfalen
Osterfeld / Sachsen-Anhalt
Lübbenau / Brandenburg
Möckmühl / Baden-Württemberg
Geisenfeld / Bayern
Barsinghausen-Bantorf / Niedersachsen
Kaufland unterhält darüber hinaus eigene Fleischereibetriebe. Die Produkte kommen unter der Eigenmarke K-Purland in die Supermärkte. Standorte befinden sich in Heilbronn, Möckmühl (Baden-Württemberg), Osterfeld, Heilbad Heiligenstadt (Thüringen) und Motletice in Tschechien. Ein Non-Food-Lager unterhält Kaufland zudem im bayerischen Donnersdorf.
Kaufland: Filialen im Überblick
Die verschiedenen Kaufland-Filialen verfolgen unterschiedliche Konzepte. Diese variieren je nach Lage, Infrastruktur und Marktgröße. So gibt es ebenerdige Verkaufsflächen mit Parkplätzen vor dem Objekt sowie Immobilien mit Tiefgaragen beziehungsweise Parkflächen über oder unter dem Supermarkt. Teilweise sind die Märkte in eine Mischnutzung integriert, etwa in Komplexe mit Büros, medizinischen Dienstleistungen, sozialen Einrichtungen und/oder Wohneinheiten.
Das Produktangebot wird auf einigen Kaufland-Flächen durch weitere Angebote ergänzt, darunter Bäckereien, Postdienstleister, Feinkostgeschäfte, Imbisse, Apotheken oder Cafés.
Kaufland: das Sortiment
Kaufland verkauft in den Supermärkten ein umfangreiches Sortiment aus Food- und Non-Food-Artikeln, Produkte für die Haar- und Körperpflege sowie Haushaltswaren. Angebote findet man in den Prospekten, die jeweils sonntags reduzierte und spezielle Produkte für die Folgewoche bewerben.
Die Kategorien im Überblick:
Baby & Kind: Baby- und Kindernahrung, Pflegemittel, Babyzubehör, Produkte für die Schwangerschaft und Stillzeit
Bekleidung: Accessoires, Bekleidung für Damen und Herren, Kinderkleidung
Drogerie: Gesichts- und Körperpflege, Gesundheits- und Wellness-Produkte, Kosmetik, Papier- und Hygieneartikel, Mund- und Zahnpflege, Rasur
Frühstück: Brot und Backwaren, Brotaufstriche, Cerealien, Kaffee und Tee, Kakao
Getränke: Softdrinks, Säfte, Bier, Sekt, Spirituosen, Wein, Sodastream-Sirup
Haushalt: Bürobedarf, Elektronik, Folien, Backpapier und Beutel, Produkte für die Freizeit und das Auto, Heimtextilien, Putz- und Reinigungsmittel, Wäschepflege
Kochen & Backen: Backmischungen und -zutaten, Essig und Öl, Fertiggerichte, Fixprodukte, Brühen, Kräuter, Gewürze, Mehl, Getreide, Zucker, Nudeln, Reis, Kartoffelprodukte, Pudding und Dessertpulver
Konserven & Feinkost: Feinkost, Antipasti, Fisch-, Fleisch- und Wurstkonserven, internationale Spezialitäten, Ketchup, Senf, Obst- und Sauerkonserven, Soßen und Pasten
Kühlprodukte: Brot und Backwaren, Butter, Margarine, Dressings und Soßen, Eier, Feinkost, Antipasti, Fisch und Meeresfrüchte, Fleisch, gekühlte Fertiggerichte, Joghurt, Desserts, Käse, Milchprodukte, Smoothies und Säfte, To-go-Lebensmittel, Teigwaren und Kartoffelprodukte, vegane und vegetarische Lebensmittel, Wurst
Obst und Gemüse: Gemüse, Obst, Nüsse, Trockenfrüchte
Süßes und Salziges: Chips, Flips und Popcorn, Kekse und Gebäck, Nüsse und Kerne, Riegel, saisonale Artikel, Schokolade, Süßwaren
Tiefkühlkost: Back- und Teigwaren, Eis, Kuchen, Desserts, Fertiggerichte, Fleisch, Fisch, Kartoffelprodukte, Obst, Gemüse, Kräuter, Pizza
Tierbedarf: Hunde- und Katzenfutter, Snacks, Vogel- und Nagetier-Bedarf
Kaufland: Die wichtigsten Eigenmarken
Neben einer großen Auswahl an bekannten Lebensmittel- und Non-Food-Marken hat Kaufland zahlreiche Eigenmarken im Programm. Eine Übersicht über die wichtigsten:
bevola: Drogerieartikel
Countryside: Gartenartikel
Cultura Vini: Wein
K-Bio: Bio-Lebensmittel
K-Classic: Lebensmittel aus verschiedenen Sortimenten
K-Favourites: Fisch, Fleisch, Teig- und Süßwaren
K-free: gluten- und laktosefreie Lebensmittel
K-Purland: Fleischerzeugnisse
K-to go: Fertiggerichte, Shakes und Snacks
K-take it veggie: vegetarische und vegane Lebensmittel
Kidland: Spielzeug und Stofftiere
Kuniboo: Baby- und Kleinkind-Bekleidung
Let‘s BBQ: Grillwaren
Liv & Bo: Möbel und Heimtextilien
MyProject: Werkzeuge und Heimwerkerzubehör
Newcential: Sportbekleidung und -accessoires
Oyanda: Damenmode
Stephans Bräu: Bier
Switch on: Elektrogeräte
Talentus: Büro- und Bastelmaterial
Tasty: Küchenzubehör
Townland: Herrenmode
Wertschätze: Geflügelprodukte