„Nordkoreanische Zustände“: Leere Regale bei Kaufland und Co. – Produkte knapper
Alltags-Lebensmittel bekannter Marken fehlen im Sortiment von Kaufland, Aldi, Edeka und Co. – Facebook-User berichten von teils extremen Ausmaßen.
Stuttgart – Der Krieg in der Ukraine und die damit einhergehende Energie- und Preiskrise in Deutschland belastet Verbraucher und Wirtschaft gleichermaßen. Schon seit Monaten spiegelt sich das auch in der Inflationsrate wider, die vom Statistischen Bundesamt (Destatis) seit September 2022 mit 10,0 Prozent beziffert wird. Die Hauptursache für die Rekord-Inflation seien weiter die extremen Preise im Energiesektor, sagen Statistiker.
Regallücken bei Kaufland und Co.: Welche Marken-Produkte betroffen sind
Und ein Ende der Energie- und Preiskrise ist wohl erst einmal nicht in Sicht – im Gegenteil: Nach Heizöl, Holz und Co. könnten auch die Strompreise in Deutschland ab 2023 deutlich teurer werden, wie aus einer neuen Prognose hervorgeht. Und schon jetzt sind in Deutschland auch viele größere Unternehmen an einem Punkt angelangt, wo sie ihre Kosten ohne Preisanpassungen nicht mehr kompensieren können. Im Einzelhandel führt das zum Preis-Zoff.
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Auch viele Markenproduzenten sind laut eigener Aussage mittlerweile gezwungen, die Preise zu erhöhen. Einzelhändler wie Edeka sprechen einem Bericht der BILD zufolge von „Wucher“ und sind nicht bereit, teurere Preise zu bezahlen. Die Folge der Preiskämpfe im Einzelhandel ist, dass in nahezu allen großen Ketten in Deutschland Lücken in den Regalen keine Ausnahme mehr sind. Wie das Handelsblatt berichtet, sind Alltags-Lebensmittel folgender Marken betroffen:
- Die Schokolade von „Ritter Sport“ bei Kaufland. Die Preisgespräche laufen schon seit 2021.
- Produkte von Mars wie Snickers, Bounty oder Twix fehlen bei Rewe, Edeka, Penny und Netto.
- Der Hersteller Mondelez beliefert Edeka nicht mehr mit Milka-Produkten, inklusive der Schokolade.
- Edeka und Coca-Cola streiten vor Gericht über die Preise für Coke, Fanta, Sprite und Co.
- Pepsi ist bei Aldi Nord kaum noch zu bekommen – auch der US-Konzern möchte die Preise anziehen.
- Die Kaffeemarken Jacobs, Senseo, Maxwell House, Tassimo und Café Hag fehlen bei Rewe.
- Auch mit dem Müsli-Hersteller „Kellogg’s“ ist Rewe im Streit – die Produkte sind ausgelistet.
Preiskampf im Einzelhandel: Lage laut Insider „kritisch bis katastrophal“
Christoph Minhoff vom Bundesverband der Ernährungswirtschaft findet im Handelsblatt-Gespräch deutliche Worte und beschreibt die Situation in der Lebensmittel-Branche als „kritisch bis katastrophal“. Die enormen Kosten für Energie, Rohstoffe und Co. würden die Preisanpassungen notwendig machen, argumentieren die Hersteller. Händler wie Edeka sprechen stattdessen von „Wucher“ und „Preistreiberei“.
Der Vorwurf: Die Industriekonzerne, die „Aggressoren“, würden ihre Marktmacht ausspielen. Für die Kunden von Kaufland, Edeka und Co. haben die Preisstreitereien teils massive Auswirkungen – wie massiv, zeigen Kommentare auf Facebook. Ein Nutzer vergleicht die aktuelle Situation in einigen Läden mit „Nordkoreanischen Zuständen“. „Die Regale sind schon seit Wochen leer“, ergänzt eine andere. Oft werden die leeren Regale auf Facebook auch mit der Planwirtschaft in der DDR verglichen.
Die Lage der Branche ist kritisch bis katastrophal.
„Mangelwirtschaft wie in der DDR“ – Kundin wegen leerer Regale verzweifelt
Eine Facebook-Userin geht sogar noch weiter und vermutet: „Es wird eine Mangelwirtschaft wie in der DDR kommen.“ Doch neben all der Panik gibt es Nutzer, die den ganzen Trubel um die fehlenden Markenprodukte bei Kaufland und Co. nicht verstehen können. „Es gibt genug Alternativen“, schreibt etwa eine Userin. Und auf den Kommentar „bei Aldi und Edeka bekomme ich keine Margarine mehr“, antwortet eine Nutzerin: „Du wirst es überleben.“
Manche Facebook-Nutzer zeigen auch Verständnis und solidarisieren sich mit den Marken-Produzenten. „Was sollen die Hersteller denn machen? Auch sie haben höhere Kosten und müssen diese weitergeben“, argumentiert etwa ein User. Und das sind nicht nur Marken-Hersteller, wie ein Bericht von hna.de zeigt. Auch Deutschlands beliebteste Brauerei zieht die Preise an, was die Kunden im Einzelhandel sofort zu spüren bekommen.
Edeka wettert gegen Mars – Facebook-Nutzer gibt Händler ordentlich kontra
Händler wie Kaufland, Edeka und Co. machen oftmals übrigens kein Geheimnis mehr aus dem Preis-Zoff – im Gegenteil: Mehrere der Händler gehen sogar in die Offensive und machen die Hersteller für die Lücken in den Regalen verantwortlich. Der Discounter Netto etwa wirft Mars „Mondpreise“ vor und bewirbt seine Eigenmarken in einem Post auf Facebook. Und auch ein anderer bekannter Händler hat diese Masche schon genutzt.
Bei Edeka ist der Schuss jedoch nach hinten losgegangen. Für die Attacke auf Mars mit „Mondfinsternis“ bei den Preisvorstellungen hat es zwar Zuspruch gegeben, nicht aber für die alternativen Eigenmarken, die Edeka im selben Zug beworben hat. „Ich esse kein Hundefutter“, wettert ein Facebook-User gegen die Edeka-Eigenmarken (mehr Verbraucher-News auf BW24), die der Einzelhändler nach wie vor in ausreichender Menge im Sortiment führt.
Fazit zum Preiskampf im Einzelhandel: Teureres Preisniveau ist unumgänglich
Es lässt sich festhalten, dass die tobenden Preiskämpfe zwischen Einzelhandel und Produzenten für die Verbraucher wohl noch lange nicht ausgestanden sind. Die Fronten sind verhärtet. Und im Hinblick auf die Energie- und Preiskrise zeichnet sich ab, dass es zumindest kurzfristig wohl keine Besserung gibt. Im Gegenteil, Wirtschaft und auch Verbraucher müssen sich zumindest mittelfristig auf ein teureres Preisniveau einstellen.
Wenn Energieträger wie Gas oder Strom massiv teurer werden, sind Preisanpassungen in nahezu allen Lebensbereichen in der Regel nicht zu verhindern. Viele Einzelhändler versuchen solche Preisanpassungen für ihre Kunden so gering wie möglich zu halten, um Kundenabwanderung zu verhindern. Das geht im Moment sogar so weit, dass einige Marken aus dem Sortiment fliegen – oder umgekehrt vom Hersteller nicht mehr geliefert werden.