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Heizung nie ganz abdrehen: Experten warnen vor teuren Folgen für Mieter

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Von: Jason Blaschke

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Wer in seiner Wohnung Zimmer wenig nutzt, sollte sie trotzdem heizen. Zwar gibt es keine Heizpflicht, doch Mieter müssen etwas anderes beachten.

Stuttgart – Die Tage werden kürzer, die Nächte kühler und die Polar- und Mittelmeerluft liefern sich ein Temperatur-Tauziehen über Deutschland. In vielen Haushalten bedeutet es, dass auf die Heizung nicht mehr ganz verzichtet werden kann. Doch in Zeiten teurer Energiepreise drehen viele Verbraucher nur sehr vorsichtig am Thermostat. Zwar gibt es auch in Baden-Württemberg einen Heizkostenzuschuss, jedoch nur für bestimmte Personengruppen.

Heizung nie ganz abdrehen: Mieter müssen Klausel in Verträgen beachten

Hinzu kommt, dass viele staatliche Hilfen wie die 300 Euro Energiepauschale oder eben der Heizkostenzuschuss Einmalzahlungen sind, die nur 2022 gewährt werden. Viele Verbraucher greifen daher zu cleveren Spartricks bei Strom, Gas und Öl, damit die teuren Nebenkosten bezahlbar bleiben. Doch Vorsicht, nicht alle Sparmethoden sind sinnvoll – manche wirken sich sogar kontraproduktiv aus und können im schlimmsten Fall noch mehr Kosten verursachen.

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Hierzu zählt auch der Spartipp, die Heizung komplett abzudrehen. Zwar kann es in Zimmern, die selten oder nicht genutzt werden, zunächst sinnvoll klingen, auf Dauer kann es aber fatale Folgen haben. Der Hintergrund ist, dass unterkühlte Räume in Wohnungen anfällig für Schimmel sind. Das wiederum fällt unter die „Instandhaltungspflicht“ in Mietverträgen, wonach Mieter verpflichtet sind, Schäden in der Wohnung zu verhindern.

Grundtemperatur in Wohnräumen: Umweltbundesamt nennt Heizungsrichtwerte

Im Hinblick auf die Schimmelbildung erfolgt das über Lüften und im Winter eben Heizen, sagt Rita Maria Jünnemann, Energiereferentin bei der Verbraucherzentrale NRW, gegenüber der Bild. Was der Vermieter jedoch nicht vorschreiben kann, ist eine Heizpflicht oder in bestimmten Räumen eine Mindesttemperatur. Daher ist es möglich, Räume, die selten oder nicht genutzt werden, nur leicht über die Wintermonate zu beheizen.

Konkrete Temperaturwerte, wie warm es in einem Zimmer minimal sein sollte, gibt es nicht. Das Umweltbundesamt empfiehlt bei Abwesenheit in Räumen eine Temperatur von etwa 15 Grad, die man bei längerer Abwesenheit auch noch ein klein wenig senken kann. Ähnliche Richtwerte nennt auch das Vergleichsportal Verivox. Wenn zudem die Fenster und Wände gut gedämmt sind, sind geringere Heizleistungen nötig, da die Wärme länger im Raum bleibt.

WohnraumZimmertemperatur
Wohn-, Kinder oder Arbeitszimmer20 bis maximal 22 Grad
Schlafzimmer17 Grad
Küche18 Grad
bei Abwesenheit15 Grad oder etwas weniger

Juristin warnt vor ganz abgedrehten Heizungen: „Schäden an der Mietsache“

Dem kann Energieexpertin Jünnemann nicht zu 100 Prozent zustimmen, sie sagt: „Kalte Ecken, die Schimmel begünstigen, können schon bei einer Raumtemperatur von 19 Grad auftreten.“ Faktoren wie die Dämmung oder die Luftfeuchtigkeit seien hier ebenfalls zu bedenken. Sie empfiehlt deshalb auch, in kalten Ecken keine Möbel zu platzieren oder diese ein wenig von der Wand abrücken, sodass wärmere Heizungsluft dahinter gelangen kann.

Bildet sich aufgrund fehlenden Heizens oder Lüftens Schimmel, müssen die Mieter mit fatalen Folgen rechnen. „Heizen Mieter zu wenig und entstehen deshalb Schäden an der Mietsache, würden sie grundsätzlich dafür haften“, erklärt die Düsseldorfer Juristin Nicole Mutschke gegenüber der Bild. Dass man sich über solche Fragen überhaupt Gedanken machen muss, lässt auf Facebook viele Nutzer nicht kalt.

Heizung nicht komplett abdrehen: Facebook-Community ist geteilter Meinung

Heizen sei eine Selbstverständlichkeit, schreibt eine Nutzerin und ergänzt: „Das Problem sollte von der Politik so gelöst werden, dass hier niemand frieren muss.“ Und wieder eine andere Facebook-Userin meint, dass eine gewisse Zimmertemperatur in Wohnräumen vorherrschen müsse, „sonst haben wir neben Corona noch andere gesundheitliche Probleme“. Doch es gibt aber auch User, die gar nicht daran denken, Räume auf eine gewisse Temperatur zu heizen.

„Der Vermieter kann mich sehr gerne zwingen, wenn er den Öltank vollmacht“, lautet etwa ein Kommentar dazu. Und wieder eine andere Nutzerin schreibt dazu: „Ich werde nur noch im Wohnzimmer heizen und Tür schließen. Im Bad wird nur zum Duschen kurz angeheizt und mehr gibt es nicht.“ Die Kommentare machen deutlich, dass jeder anders mit der Energie- und Preiskrise umgeht – und dass das Thema noch lange nicht vom Tisch ist.

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