Nach Nudeln, Öl und Reis: Jetzt wird auch noch Eis knapp
Die Preise für eine Kugel Eis steigen in Deutschland immer weiter an. Zu allem Übel verschwinden einige Sorten nun auch noch gänzlich aus dem Sortiment.
Stuttgart - 2022 scheint das Jahr der leeren Regale zu sein. Durch die Ukraine-Krise wurden ganze Lieferketten zum Einsturz gebracht. Besonders starke Engpässe gab es beim Speiseöl. Das hat sich auch auf den Preis ausgewirkt. Bei Sonnenblumen- und Rapsöl zahlten Kunden zwischenzeitlich fast das doppelte. Hamstern führte bei Reis dazu, dass das Lebensmittel knapp wurde.
Teuer wird es aktuell auch in der Eisdiele. In Stuttgart gab es geradezu eine Preisexplosion beim Eis. Rund zwei Euro müssen Schleckermäuler für eine Kugel hinblättern. Nun folgt die nächste Hiobsbotschaft: gewisse Eissorten werden knapp oder verschwinden sogar völlig aus den Eisdielen. Müssen wir bald ganz auf Erdbeereis und Co. verzichten?
Himbeeren beinahe unbezahlbar: Eisdielen streichen beliebte Sorte
Der Grund für die Sortenknappheit lässt sich leicht erklären: Die Zutaten sind zu teuer. Da viele Eisdielenbesitzer die Mehrkosten nicht an den Kunden weitergeben können und wollen, werden die betroffenen Sorten schlicht und ergreifend gestrichen. „Himbeeren sind einfach zu teuer“, klagt Michael Medrea, Eisdielenbesitzer aus Nürnberg, im Gespräch mit bild.de.

„Die heimische Erzeugung von Freilandhimbeeren ist in den letzten Jahren stark zurückgegangen, da von den Lebensmittelproduzenten vermehrt auf Importe zurückgegriffen wurde“, erklärt Bernhard Krüsken, Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes, gegenüber der Zeitung.
Ähnlich problematisch sieht es bei Erdbeeren aus. Deutsche Erdbeeren können mit der billigen Importware nicht mithalten. Doch durch steigende Energie- und Spritkosten, höhere Preise für Dünger und den gestiegenen Mindestlohn muss sich die Produktion rentieren - die Erdbeeren werden teurer.
Preise für Früchte und Co. fast verdoppelt - auch Tiefkühlware keine Option
Auf Tiefkühlware können die Eisdielenbetreiber ebenfalls nicht zurückgreifen. Auch diese sind im Preis gestiegen. Die tiefgefrorenen Himbeeren kommen weitestgehend aus Osteuropa. Da von dort aktuell jedoch wenig geliefert wird, steigt auch der Preis an. Nicht nur einige Fruchteissorten, auch Pistazien-Eis gehört dieses Jahr zu den Premiumsorten, da diese in der Beschaffung ebenfalls teurer geworden sind. Bei einigen Sorten spielt noch ein anderer Faktor mit hinein: Milchprodukte werden ebenfalls teurer und knapp.
Himbeeren sind einfach zu teuer.
Die Eisdielenbesitzer sehen überhaupt keine andere Möglichkeit, als gewisse Sorten aus dem Sortiment zu nehmen. Sarah Wand, Inhaberin einer Berliner Eismanufaktur, berichtet, sie habe bereits die Produktion von Himbeer- sowie Heidelbeeren-Eis gestoppt. „Das Kilo tiefgekühlter, schockgefrosteter Himbeeren kostet aktuell 8 Euro. Im letzten Jahr hat es noch 4,78 Euro gekostet“, klagt sie. Den Kunden müsste sie bei solch horrenden Preisen mit 2,50 Euro pro Kugel zur Kasse bitten, damit sich das Geschäft für sie lohnt. Doch das will sie nicht.
Blaubeeren kann sich auch Francesco Tavano, Eismacher aus Leipzig, nicht mehr leisten. Im letzten Jahr habe er noch 3,20 Euro für das Kilo gezahlt, mittlerweile seien es 6,08 Euro. Heidelbeeren-Eis zu produzieren, lohnt sich für den Eismacher nicht mehr. Auch Walnuss ist aus dem Sortiment verschwunden, da das Kilo hier nun 33 Euro anstatt 21 Euro kostet. „Das ist alles verrückt!“, fasst er die Misere zusammen. Wem die Kugel Eis ein zu teurer Spaß ist, um sich zu erfrischen, findet auf der Verbraucher-Themenseite von BW24 weitere Tipps für Abkühlung im Sommer.