„Respektlos“ – Aldi senkt seine Fleischpreise deutlich und verägert Kunden
Die sinkenden Fleischpreise kündigen keine Trendwende im Discounter an, im Gegenteil: Gleich mehrere bekannte Tiefkühl-Produkte von Aldi werden teurer.
Essen – Lange Zeit machten die Preise für Alltags-Lebensmittel in Deutschland keine großen Sprünge. Das Statistische Bundesamt (Destatis) hatte im Juni 2022 errechnet, dass die Teuerung zwischen 2000 und 2019 im Schnitt immer nur knapp unter 1,5 Prozent gelegen hatte. Doch im Zeitraum Mai 2021 bis Mai 2022 waren die Preise für Lebensmittel dann um 11,1 Prozent gestiegen – primär für bestimmten Produktgruppen.
Aldi senkt erst Fleischpreise und macht dafür Tiefkühl-Produkte teurer
Deutlich teurer wurden Speisefette und Speiseöle (+38,7 %), Fleisch und Fleischwaren (+16,5 %), ebenso Molkereiprodukte und Eier (+13,1 %) sowie Brot und Getreideerzeugnisse (+10,8 %), heißt es vom Verbraucherzentrale-Bundesverband. Und Prognosen zufolge sollen viele Alltags-Lebensmittel 2022 sogar noch teurer werden, wie Experten in einer Studie für Allianz Trade ermittelt hatten. Für die Verbraucher keine guten Nachrichten, obwohl zuletzt manche Preise wieder gefallen waren.
Vor wenigen Wochen etwa korrigierte Aldi die Butterpreise nach unten und löste damit einen Shitstorm auf Facebook aus. Aktuell macht der Discounter wieder Schlagzeilen – abermals steht das Thema Preise im Mittelpunkt. Laut HEIDELBERG24 senkte Aldi die Preise für Schweine- und Rindfleischprodukte teils kräftig. Doch die Freude unter Kunden ist nur von kurzer Dauer, denn dafür rücken mehrere Tiefkühl-Produkte von Aldi auf der Teuerliste nach.
Unternehmen | Aldi |
Hauptsitz | Essen |
Umsatz | 106,3 Milliarden USD (2019) |
Gründung | 1961, Essen |
Gründer | Karl Albrecht, Theo Albrecht |
Tiefkühlpizza der Aldi-Eigenmarke knackt 3-Euro-Marke pro Packung
Die Preise für Trinkmilch sind teuer wie nie und auch die Tiefkühlpizza von Dr. Oetker kostet seit Anfang Juli erstmals über drei Euro pro Stück. Etwas günstiger, aber dennoch teurer geworden ist die Aldi-Eigenmarke, die Berichten der Lebensmittel-Zeitung (LZ) zufolge jetzt 3,19 Euro statt wie bisher 2,49 Euro pro Packung kostet. Noch teurer sind einige Fischprodukte. Die Fischstäbchen der Marke Iglu etwa knacken erstmals die 4-Euro-Marke und kosten bei Aldi mittlerweile 4,19 Euro pro Packung.
Dass ausgerechnet Tiefkühl-Produkte wie Fischstäbchen knapp und teuer werden, kommt für viele Experten nicht überraschend. In den vergangenen Wochen wurde bekannt, dass der nach Deutschland importierte Alaska-Seelachs eben nicht aus Alaska, sondern oft aus russischen Gewässern stammt (mehr Verbraucher-News auf BW24). Hinzu kommen die teureren Energiepreise, die primär auch die energieintensive Tiefkühlbranche nicht verschonen.
Facebook-User ziehen Konsequenzen: „Gehe nicht mehr zu Aldi einkaufen“
Viele Nutzer auf Facebook macht die Tatsache, dass Aldi die Fleischpreise erst senkt und an anderer Stelle anhebt, rasend. „Soll ich mich jetzt dafür bedanken oder was wird jetzt erwartet? Dafür, dass viele andere Preise um mehr als das Doppelte gestiegen sind“, schreibt eine Userin. Alles Abzocke, findet eine andere Nutzerin und moniert, „dass sich die Preise vorher schon verdoppelt hatten“. Die ersten Facebook-User ziehen bereits Konsequenzen.
„Ich gehe nicht mehr bei Aldi einkaufen“, verkündet eine Nutzerin und ergänzt, dass sie ihr Geld künftig lieber zu Metzgern, Bauern oder Märkten bringen werde. „Ich würde grundsätzlich nie auf die Idee kommen, Fleisch beim Discounter zu kaufen“, ergänzt dazu eine andere Userin. Mit ihrer Ansicht stehen sie nicht allein da. Mehrere Kommentatoren bezeichnen die Maßnahme unter anderem als „traurig“, „völlig falsches Zeichen“ oder „Respektlosigkeit vor dem Tier“. Dass Aldi künftig unter Kunden-Schwund leiden wird, ist jedoch trotzdem unwahrscheinlich. Dies hatte erst jüngst die Analyse der Shopping-App Smhaggle wiederlegt.
Kundenzuwachs trotz erneuter Teuerwelle – Aldi profitiert von Günstig-Image
Anmerkung der Redaktion: Dieser Text ist bereits in der Vergangenheit erschienen. Er hat viele Leserinnen und Leser besonders interessiert. Deshalb bieten wir ihn erneut an.
Die Auswertung von mehr als 200.000 gescannten Einkaufsbons habe gezeigt, dass viele Kunden einen Teil ihres Einkaufsbudgets vom Supermarkt in den Discounter verlagern. Als Grund nennt Smhaggle-Chef Sven Reuter das Günstig-Image der großen Discounter Lidl und Aldi. „Viele Konsumenten haben den Eindruck, dass sie bei Discountern günstiger einkaufen können“, sagte Reuter im Gespräch mit dem Handelsblatt zur Kassenbon-Auswertung.