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dm-Chef gibt Apotheken Kontra: „Unsere Einkäufer hätten das besser gemacht“

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Von: Jason Blaschke

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dm-Chef Christoph Werner kann sich die Drogeriekette verstärkt auch als Gesundheitsdienstleister vorstellen. Dafür wird er auf Facebook scharf kritisiert.

Karlsruhe – Fällt der Begriff dm, denkt man zunächst einmal an typische Drogerieartikel wie Shampoo, Duschgel oder Klopapier. Die Realität ist aber, dass die Drogeriekette aus Karlsruhe mittlerweile weit mehr anbietet, als bloß die klassische Körperpflege. Das dm-Sortiment beinhaltet neben mehr als 30 Eigenmarken verstärkt auch Lebensmittel, Medizinprodukte oder Babybekleidung. Und geht es nach Geschäftsführer Christoph Werner, ist speziell im Gesundheitssektor noch Luft nach oben.

Der Sohn von dm-Gründer Götz Werner war einige Jahre für „GlaxoSmithKline Consumer Healthcare“, ein Pharmaunternehmen mit Sitz in London tätig, bevor er das Drogerie-Imperium seines Vaters übernommen hatte. Etliche Jahre arbeitete Christoph Werner in den USA, wo Apotheken oft in Supermärkten oder Drogerien inkludiert sind. Nachvollziehbar, dass sich Werner das Modell auch in den dm-Märkten in Deutschland vorstellen kann, in denen das Medizinsortiment schon gut bestückt ist.

Drogerie statt Apotheke? dm-Chef Christoph Werner mit visionärer Idee für deutsche Märkte

Das sei eine Chance, sofern sich die regulatorischen Rahmenbedingungen in Deutschland ändern, antwortete Christoph Werner in einem Interview mit der Stuttgarter Zeitung, als er nach der Zukunft der Drogeriekette dm gefragt wurde. Anders als in den USA werden rezeptpflichtige Medikamente oder auch Impfungen in Deutschland ausschließlich in den Apotheken angeboten – eine Gesetzeslage, über die sich die Politik laut Werner Gedanken machen müsse.

Namedm-drogerie markt
GründerGötz Werner
Gründung28. August 1973, Karlsruhe
CEOChristoph Werner
Tochtergesellschaftdm drogerie markt GmbH

dm-Chef mit scharfer Kritik an der Politik – wurde „von Apotheken über den Tisch gezogen“

„Das Gesundheitssystem muss erschwinglich bleiben, ohne an der Qualität zu sparen“, sagte Werner und ergänzte, dass dm dafür einen wichtigen Beitrag leisten könne. Gegenwind erwartet der dm-Chef aus der Apotheker-Branche, die aus seiner Sicht „ihr Territorium bemerkenswert verteidigt“, sich zugleich aber nicht geniert, auch Produkte anzubieten, die in Drogerien oder auch im Einzelhandel verkauft werden. Als ein Beispiel führt Werner die Coronavirus-Pandemie an.

Die Verteilung von FFP2-Masken über die Apotheken habe „den Steuerzahler unnötig viel gekostet“, kritisiert Werner und schießt damit auch gegen die Politik, die aus seiner Sicht „über den Tisch gezogen wurde“, als die FFP2-Masken noch Mangelware waren. Der dm-Chef ist sich sicher: „Ich wage zu behaupten, dass unsere Einkäufer das besser gemacht hätten.“ Eine klare Ansage an alle Apotheken, die prompt reagieren.

Ich wage zu behaupten, dass unsere Einkäufer das besser gemacht hätten.

Christoph Werner, CEO von dm

Medikamente bald auch in dm-Märkten? Apothekenbranche spricht Klartext

„Geschäftsführer ätzt gegen Apothekerlobby“, titelt das Portal „apotheke adhoc“. Und auch die „Deutsche Apotheker Zeitung“ (daz) lässt es sich nicht nehmen, Stellung zu beziehen. Werner erwähne im Interview nicht, dass die Drogeriemärkte in den USA keine im deutschen Sinne seien – „vielmehr werden Impfungen und Medikamente eben nicht von Drogisten, sondern räumlich getrennt von Apothekern angeboten.“

Dass dm künftig auch rezeptpflichtige Medikamente im Sortiment führen könnte, kommt auch in der Facebook-Community nicht gut an. „Völlig falsches Bild der deutschen Apotheke hat der gute Mann“, schreibt eine Nutzerin und bemängelt, dass ein falsches Bild der Öffentlichkeit vermittelt werde, wenn es plötzlich Medikamente und Impfungen in dm-Märkten gäbe. Ein anderer Nutzer fragt: „Wollen wir die Medikamentenversorgung der Bevölkerung in die Hände von Schokoeiversagern geben?“

Facebook-User lobt „konsequenten Ansatz“ von dm – unter einer Bedingung

Der Facebook-Nutzer spielt damit auf einen kuriosen Produktrückruf von dm an, über den Merkur.de* berichtet. Es gibt aber auch Nutzer, die die Idee von inkludierten Apotheken in Drogeriemärkten nicht schlecht finden. Der Ansatz sei konsequent und aus der Perspektive von dm logisch nachvollziehbar, meint ein User und ergänzt: „Im Kern geht es dabei nicht um den Abgabeplatz der Apotheke, sondern um die Abgabe durch pharmazeutisch qualifiziertes Personal.“
*Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.

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