2023 wird „Rekord-Reisejahr“: Diese Impftipps sollten Reisende laut Tropenmediziner beherzigen
Der Urlaub ist beantragt, Flug und Hotel sind gebucht. Je nach Reiseziel gehört auch die Auffrischung des Impfschutzes zu den Urlaubsvorbereitungen. Das raten Experten.
Stuttgart - Die Coronapandemie zwang die meisten, den Urlaub auf die Terrasse oder den Balkon zu verlegen. Viele juckt es schon lange in den Fingern, endlich wieder den Koffer zu packen und sich auf zum Flughafen zu machen. Nachdem auch 2022 noch für viele Länder Einreisebestimmungen geherrscht hatten, ist 2023 der Weg frei für alles Reiselustigen. Wie eine Tourismus-Analyse bereits ergeben hat, könnte 2023 ein „Rekord-Reisejahr“ werden.

Wer endlich wieder in den verdienten Urlaub entschwinden möchte, sollte dabei nicht nur alles Wichtige für die Reiseapotheke an Bord haben, sondern auch an die medizinische Reisevorsorge denken. Emil Reisinger, Direktor des Instituts für Tropenmedizin und Infektiologie an der Universitätsmedizin Rostock, gibt wichtige Tipps für Impfungen.
Impfauffrischungen für den Urlaub: Unbedingt rechtzeitig Arzttermin vereinbaren
Während bei den meisten Bundesbürgern die Coronaimpfung aufgefrischt sein wird, könnte das bei vielen weiteren Impfungen ganz anders aussehen. Da Reisen während der Pandemie zunächst gar nicht und später nur eingeschränkt möglich war, wurden einige Seiten des Impfpasses vernachlässigt. „Ich empfehle vor jeder Auslandsreise, insbesondere bei Fernreisen, rechtzeitig einen Vorab-Termin beim Hausarzt oder der Hausärztin zu vereinbaren und den Impfpass mitzubringen“, sagt Emil Reisinger laut einer Pressemitteilung des Biotechnologieunternehmens Moderna. Impflücken sollten geschlossen werden, rät der Mediziner. Eine Beratung durch den Hausarzt sei auch sinnvoll, wenn Zusatzimpfungen nötig sind, etwa durch Vorerkrankungen oder Alter.
Name | Moderna Inc. |
Gründung | 2010 |
Hauptsitz | Cambridge, Massachusetts (USA) |
Mitarbeiter | 3.900 |
Geschäftsführer | Stéphane Bancel |
Außerdem rät Emil Reisinger, die von der Ständigen Impfkommission und der Deutschen Gesellschaft für Tropenmedizin, Reisemedizin und Globale Gesundheit e.V. für Reisen empfohlenen Impfungen durchführen zu lassen. Gewisse Impfungen sind zudem für die Einreise in bestimmte Länder notwendig. Die Gesundheitsbehörden der jeweiligen Länder legen fest, welche das sind. „Deshalb ist es wichtig, sich ärztlich beraten zu lassen, welche Impfungen für welche Urlaubsziele infrage kommen. Eine gute Grundlage sind die Standardimpfungen, welche die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt, doch Reisebesonderheiten können weitere Impfungen erforderlich machen.“
Alfred von Krempelhuber, Medizinischer Direktor bei Moderna Deutschland, empfiehlt auch eine COVID-19-Auffrischungsimpfung.„Das gilt beispielsweise auch für Erwachsene, die nach einer COVID-19-Impfung eine Durchbruchsinfektion durchgemacht haben oder nach einer Infektion bereits eine COVID-19-Impfung erhalten haben“, erklärt der Mediziner. Die STIKO rät allen Personen ab 60 Jahren sowie besonders gefährdeten Personen eine zweite Auffrischungsimpfung. Was viele auch nicht wissen: wer 2023 eine Reise in die USA plant, muss nach wie vor eine vollständige Corona-Grundimmunisierung nachweisen können.
Planung ist das A und O: diese Reiseimpfungen sollten rechtzeitig durchgeführt werden
Neben den Standard-Impfungen, Coronaimmunisierungen sowie den Impfnachweisen, die von manchen Einreiseländern gefordert werden, gibt es auch sogenannte Indikationsimpfungen, die für einzelne Reisende sinnvoll sein können. Als Indikationsimpfungen werden Impfungen bezeichnet, die im Gegensatz zu Standardimpfungen nur unter bestimmten Bedingungen beziehungsweise nur für bestimmte Personengruppen empfohlen werden.
„Ich frage meine Patientinnen und Patienten immer zuerst: Wo soll’s hingehen, für wie lange und welche Art Urlaub ist geplant?“, sagt Emil Reisinger. „Vor diesem Hintergrund kann es sein, dass ich zu weiteren Impfungen, also Indikationsimpfungen, rate.“ Es mache durchaus einen Risiko-Unterschied, ob jemand innerhalb Europas verreise, oder in ein exotisches Land fliege. Zu den Indikationsimpfungen können etwa Immunisierungen gegen das Gelbfieber-Virus oder Typhus sein, aber auch innerdeutsch gegen Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME), das durch einen Zeckenstich übertragen werden kann. Aktuellen Zahlen zufolge favorisieren die Deutschen jedoch keine exotischen Reiseziele, sondern bleiben gängigen Destinationen treu. Mallorca gehört erneut zu den Top 3 Reisezielen für 2023.
Die wichtigsten Reiseimpfungen im Überblick:
Erkrankung | Impfschema für Erwachsene | Zeitpunkt |
FSME/TBE | 3 Impfungen im Abstand von 1 bis 3 Monaten und 5 bis 12 Monaten | |
Gelbfieber | Einzeldosis | mindestens 10 Tage vor Einreise in Endemiegebiet |
Hepatitis A | 2 Impfungen im Abstand von 6 bis 12 Monaten | |
Hepatitis A und B | 3 Impfungen im Abstand von 1 und 6 Monaten | |
Hepatitis A und Typhus | 2 Impfungen im Abstand von 6 bis 12 Monaten | |
Typhus | 3 Schluckimpfungen 1., 3. und 5. Tag | |
Cholera | Je nach Impfstoff 2 Impfungen im Abstand von 1 bis 6 Wochen oder. Einzeldosis | Bei Einzeldosis: mindestens 10 Tage vor Erregerkontakt |
Meningokokken (ACWY) | Einzeldosis | |
Japanische Enzephalitis | 2 Impfungen im Abstand von 4 Wochen | |
Tollwut | Zwei Impfstoffdosen am Tag 0 (zeitgleich), je eine weitere Impfstoffdosis an den Tagen 7 und 21 bis 28 |
(Quelle: RKI)
Am besten sollte die Beratung durch einen Arzt sechs bis acht Wochen vor Reiseantritt durchgeführt werden, wenn möglich aber noch früher. Denn: „Es gibt Impfungen, die benötigen mehrere Injektionen über Tage oder Wochen verteilt, um wirksam zu werden, wie zum Beispiel die COVID-19-Grundimmunisierung oder die Impfung gegen FSME“, sagt Emil Reisinger. Seine Impfungen früh zu planen, lohnt sich also. Ähnlich sieht es beim Urlaub selbst aus: Mit diesen Tipps lässt sich schon beim Buchen Geld sparen.
Die Kosten für die Reiseimpfungen werde von den Krankenkassen unterschiedlich gehandhabt. Auch hier lohnt es sich daher, vorab mit der Krankenkasse Kontakt aufzunehmen und sich zu erkunden, welche möglichen Kosten auf einen zukommen. In der Regel werden die Kosten für die von der STIKO empfohlenen Impfungen von den Krankenkassen komplett oder anteilig übernommen. Mehr Tipps gibt es auf der Verbraucher-Seite von BW24.