Sparkasse, Volksbank, ING: Auch Bankkunden in Baden-Württemberg droht die Kündigung

Auch vielen Bankkunden in Baden-Württemberg könnte die Kündigung ihrer Konten drohen, wenn sie einer Zahlung an ihre Bank nicht zustimmen.
Stuttgart – Die Verbraucher in Baden-Württemberg haben es aktuell nicht leicht. Täglich bestimmen Meldungen über drohende Lieferengpässe und neue Teuerungswellen die Schlagzeilen. Jüngst ist es der Exportstopp für Palmöl in Indonesien, der Experten Sorgen macht, denn anders als Sonnenblumen- oder Rapsöl ist Palmöl in einer Vielzahl von Produkten verarbeitet. Hinzu kommt: In Deutschland fehlt es an Alternativen, wie BW24 berichtet.
Bankkunden in Baden-Württemberg werden von Verwahrentgelten nicht verschont
Die Folgen von teuren Energie- und Spritpreisen, Lieferengpässen und fehlenden Rohstoffen beeinflussen aber nicht nur die Preise für Speiseöl, auch viele andere Lebensmittel sind betroffen. „Teilweise sind die Lieferanten nicht lieferfähig. Die Lieferketten insgesamt sind bedroht“, sagte Eckhard Heuser vom Milchindustrie-Verband (MIV) über die knapper und teurer werdenden Milchprodukte im Gespräch mit BW24.
Es ist nicht nur an den Folgen des Ukraine-Kriegs aufzuhängen, dass die Verbraucher tiefer in die Tasche greifen müssen. Auch die Inflation und der niedrige Leitzinssatz der Europäischen Zentralbank (EZB) verursachen Mehrkosten. Sogenannte Verwahrentgelte kommen auf immer mehr Bankkunden zu – auch in Baden-Württemberg. Banken verdienen mit Blick auf die Niedrig-Zinsen weniger an den Geldeinlagen ihrer Kunden; mehr noch: Sie müssen für dieses „geparkte Geld“ bei der EZB bezahlen.
Verwahrentgelte schon ab 5.000 Euro – das müssen Verbraucher wissen
Die Folge ist, dass immer mehr Kreditinstitute die Verwahrentgelte verlangen. Das heißt, der Kunde muss ab einem bestimmten Betrag eine Gebühr dafür bezahlen, dass er sein Geld auf dem Giro- oder Tagesgeldkonto weiter anlegen kann. Das Handelsblatt berichtet, dass immer mehr Banken ein Verwahrentgelt schon ab Beträgen von 5.000 Euro verlangen.
„Auch die Sparkassen im Südwesten müssen die Verwahrentgelte mittlerweile verlangen“, erklärt Jürgen Schmid vom Sparkassen-Verband Baden-Württemberg auf BW24-Anfrage. Die Frage, „wie viel und ab welchen Beträgen“ Verwahrentgelte erhoben werden, treffe jede Sparkasse individuell. Jeder Kunde müsse aber immer explizit zustimmen, ehe Verwahrentgelte erhoben oder angepasst werden, erklärt Schmid. Und genau hier ergibt sich ein Problem.
Bankkunden in Baden-Württemberg droht die Kündigung, wenn sie Verwahrentgelte nicht akzeptieren
„Wenn der Kunde eine entsprechende Vereinbarung nicht akzeptiert, droht die Kündigung“, heißt es hierzu in einer Mitteilung der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Kunden sollten deshalb auf entsprechende Aufforderungen ihrer Bank besser reagieren, empfiehlt Finanzexperte Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale im Gespräch mit BW24. Für Sparkonten greife zumeist eine vertragliche Kündigungsfrist von drei Monaten.
Verbraucher haben dann im Grunde zwei Möglichkeiten: Entweder, sie akzeptieren die Verwahrentgelte oder sie wehren sich. Die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg schreibt, dass so manche Bank ihr Vorhaben, Verwahrentgelte zu kassieren, rasch beerdigt habe, sobald der öffentliche Druck groß genug gewesen sei. Unabhängig davon kann es sinnvoll sein, in Zeiten niedriger Zinsen in Wertpapiere zu investieren.
Finanzexperte empfiehlt „unabhängige Beratung“ – doch es gibt ein Problem
Hier empfiehlt Nauhauser, nicht nur auf die eigene Hausbank zu setzen, denn dort „finden Verkaufsgespräche“ statt. Unabhängige Informationen finden Verbraucher zum Beispiel auf der Homepage der Verbraucherzentrale. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass es an unabhängigen Beratungsstellen mangelt. „Das ist ein strukturelles Problem, das wir seit Jahren beobachten.“ Gleichzeitig steige der Bedarf nach Finanzberatungen rasant an, erklärt Nauhauser.
Auf Facebook kritisieren viele Nutzer das Geschäft der Banken mit Verwahrentgelten. „Die Banken sind und ist die größte Mafia der Welt“, schreibt ein User. Eine andere Nutzerin ergänzt: „Wirklich das Letzte, arbeiten mit unserem Geld und lassen sich das auch noch bezahlen.“ Viele User hoffen, dass der Leitzinssatz von der EZB bald angehoben wird.
„Ansonsten teilt man es halt auf zwei Banken auf. Unabhängig davon macht es eh keinen Sinn übermäßig viel Geld auf dem Giro zu haben, anstatt es vernünftig zu investieren“, lautet ein Kommentar dazu. Einig sind sich viele Facebook-Nutzer, dass man Gebühren wie die Verwahrentgelte umgehen sollte – etwa mit mehreren Konten oder anderen Sparmöglichkeiten wie Wertpapiere.