„Tödlichstes Tier der Welt“ in BaWü: Was die Tigermücke so gefährlich macht
Die asiatische Tigermücke vermehrt sich auch in Baden-Württemberg. Im Interview mit BW24 schätzt Dr. Ulrike Thieme die Gefahr ein.
Stuttgart – Das Wetter in Deutschland und Baden-Württemberg wird zunehmend heißer und trockener. Und auch der Herbst 2022 könnte warm und sonnig weitergehen, vermuten Meteorologen. Der Klimawandel macht sich auch in Deutschland bemerkbar. Und das zeigt sich nicht nur an der Wetterlage – auch in der Tier- sowie Pflanzenwelt tut sich im Moment vieles. Tierarten, die noch vor ein paar Jahren hier nicht hätten überleben können, werden ansässig.
Asiatische Tigermücke auch am Bodensee: Tier kann Krankheiten übertragen
In Pforzheim und Karlsruhe wurde die Nosferatu-Spinne vor wenigen Wochen erstmals entdeckt – das Tier kommt ursprünglich aus der Mittelmeerregion, fühlt sich aufgrund der milden Temperaturen mittlerweile aber auch in Deutschland wohl. Noch gefährlicher ist aber eine andere invasive Tierart, die ursprünglich in süd- und südostasiatischen Tropengebieten beheimatet ist: die Asiatische Tigermücke, die von Bill Gates einst als „tödlichstes Tier der Welt“ bezeichnet wurde.
Doch wie gefährlich die Asiatische Tigermücke, die vor Kurzem auch in Konstanz am Bodensee in Baden-Württemberg aufgetaucht ist, tatsächlich? Im exklusiven Interview spricht BW24 mit Dr. med. Ulrike Thieme über diese Frage. Thieme ist Fachärztin für Neurologie und medizinische Leiterin bei ZAVA Deutschland – einer Online-Arztpraxis, die sich auf das digitale Gesundheitswesen spezialisiert hat und pro Jahr mehr als 1,4 Millionen Patienten behandelt.
Bill Gates hat die Asiatische Tigermücke einst als das „tödlichste Tier der Welt“ bezeichnet. Stimmen Sie seiner Definition zu?
Jedes Jahr sterben rund 750.000 Menschen weltweit an den Folgen eines Mückenstichs. Verglichen mit anderen Tieren ist das natürlich eine erschreckend hohe Zahl. Dennoch ist es wichtig, zu differenzieren: Der Stich einer Tigermücke ist per se nicht gefährlich. Die Tigermücke ist jedoch Überträger diverser Krankheiten wie dem Dengue-Fieber oder dem Zika-Virus.
Kann jede Asiatische Tigermücke solche gefährlichen Krankheiten übertragen?
Nein, um als Überträger zu dienen, muss die Tigermücke zuvor einen infizierten Menschen gestochen haben. Daher ist es auch trotz zunehmender Verbreitung im mittel- und nordeuropäischen Raum noch eher unwahrscheinlich, sich durch einen Stich der Tigermücke zu infizieren. Wer jedoch in tropische Regionen reist, sollte sich unbedingt bestmöglich vor einem Stich schützen.

Gewährleisten Insektensprays – etwa aus der Drogerie – einen guten Schutz?
Ja, reguläres Insektenspray schützt auch gegen Asiatische Tigermücken. Um sowohl Zecken als auch andere exotische Mückenarten abzuwehren, empfehle ich Produkte mit den Inhaltsstoffen Icaridin, Diethyltoluamid (DEET) und Para-Menthan 3,8 Diol (PMD).
Woran erkenne ich eigentlich, dass mich eine Asiatische Tigermücke gestochen hat?
Optisch ist der Stich einer Tigermücke nicht von dem einer anderen Mückenart zu unterscheiden. Wer sich sicher ist, in Deutschland von einer Asiatischen Tigermücke gestochen worden zu sein, sollte nicht direkt in Panik verfallen, denn die Wahrscheinlichkeit einer schwerwiegenden Infektion ist äußerst gering. Der Stich kann zunächst wie ein normaler Mückenstich behandelt werden.

Gibt es bestimmte Symptome, mit denen ich besser zum Arzt sollte?
Treten in Zusammenhang mit einem Mückenstich grippeähnliche Symptome wie Fieber oder Gliederschmerzen auf, ist es dringend anzuraten, einen Arzt aufzusuchen.
Sind Krankheiten wie das Dengue- oder Gelbfieber heute behandelbar?
Weder gegen das Denguefieber noch gegen das Gelbfieber gibt es im Moment medikamentöse oder anderweitige Behandlungsmethoden. Im Falle einer Erkrankung ist lediglich eine symptomatische Behandlung möglich.
Aufgrund der zunehmenden Gefahr gehen immer mehr Städte und Kommunen gezielt gegen die Asiatische Tigermücke vor – etwa mit speziellen Eiweißen oder Bakterien, die die Larven der Asiatischen Tigermücke zerstören. Wie effektiv solche Maßnahmen sind und ob es überhaupt noch möglich ist, die invasiven Mückenarten auszurotten, ist Thema im zweiten BW24-Interview mit Dr. Ulrike Thieme, das in Kürze veröffentlicht wird.