Netto wirft Mars „Mondpreise“ vor und erntet Shitstorm – „müssen es nicht kaufen“
Der Discounter Netto greift den M&M-Produzenten Mars an. In einem Facebook-Post ist von „Mondpreisen“ die Rede, die Kunden für die Marke bezahlen.
Maxhütte-Haidhof – Lieferschwierigkeiten in der Coronavirus-Pandemie, der Krieg in der Ukraine, doch auch die gedrosselten Gas-Lieferungen aus Russland sind Faktoren, die sich auf die Inflation und somit die Verbraucherpreise in Deutschland auswirken. Allein im Juli 2022 hatte die Inflation über der Marke von sieben Prozent gelegen, meldete das Statistische Bundesamt (Destatis). Gerade viele Alltags-Produkte könnten noch teurer werden, sollte es genauso weitergehen.
Netto provoziert Hersteller von M&M – „keine Lust auf Mondpreise von Mars?“
Das zumindest geht aus einer Studie von Allianz Trade hervor, in der Fachleute die Entwicklung der Lebensmittelpreise untersucht hatten. Glaubt man der Studie, kommt das „Schlimmste noch auf die Verbraucher zu“. Der Hintergrund ist, dass einige Produzenten ihre gestiegenen Produktionskosten noch nicht ganz an ihre Endkunden weitergereicht haben. Der Discounter Netto sieht das mit Blick auf die M&Ms von Mars wohl ganz anders.
In einem neuen Facebook-Beitrag geht Netto den Süßwarenproduzenten scharf an und preist zugleich die günstigere Eigenmarke „Schokoliebe“ an. „Der Hersteller Mars fordert eine unangemessene Preiserhöhung. Wir von Netto kämpfen für euch und bieten dir mit unseren Eigenmarken eine mindestens 64 Prozent günstigere Alternative, die aber 100 Prozent genauso gut schmeckt“, textet Netto auf Facebook, passend dazu die Fotomontage:
Netto erntet nach Mars-Attacke Kritik auf Facebook – „hier sind Regale leer“
Ein extremer Schlag von Netto an Mars, den der Discounter aus der Facebook-Community zurückbekommt. Den die Kommentare unter der Fotomontage sind nicht gerade freundlich, vorsichtig ausgedrückt. „Genau, geht doch zu Netto, hier sind die Regale leer, die Preisauszeichnungen stimmen nicht, abgelaufene Lebensmittel, vergammeltes Obst und Gemüse“, wettert etwa ein User dazu. „Schöner wäre es, wenn es die Aktionsangebote auch wirklich gäbe“, meint ein anderer.
Dass in einigen Netto-Filialen zuletzt die Kaffee-Regale leer waren, ist Berichten von HEIDELBERG24 zufolge möglicherweise auf die Tatsache zurückzuführen, dass Tchibo die Kaffee-Sorte Gala aus seinem Sortiment nimmt und noch nicht in allen Läden die neuen Kaffee-Alternativen angekommen sind. Ungeachtet dieser Tatsache sind provokante Social-Media-Beiträge von Händlern wie Aldi, Lidl oder jetzt eben Netto nichts Neues.
Schlagabtausch zwischen LEH und Industrie: Die Fronten sind extrem verhärtet
Erst vor ein paar Wochen war ein Preiskampf zwischen Lidl und Edeka entbrannt, als Edeka mit „Produkten zum Discountpreis“ auf Plakaten geworben hatte. Für Lidl, der sich selbst als günstigster Discounter versteht, offenbar ein Schlag ins Gesicht, denn: Schon kurz nach der Aktion von Edeka holte Lidl zum Schlag aus. „Humor haben Sie“, wetterte der Discounter und ergänzte: „Noch besser sind immer günstige Preise für die beste Qualität“.
Berichten der Lebensmittel-Zeitung (LZ) zufolge sind die provokanten Schlagabtäusche längst keine Seltenheit mehr. Die Werbung von Netto reihe sich in die stetig länger werdende Liste von Vorwürfen seitens des Lebensmitteleinzelhandels (LEH) ein. Laut LZ-Berichten wirft der LEH der Nahrungsmittelindustrie vor, diese würde die seit Monaten steigende Inflation in Deutschland für über-gebührliche Preisanpassungen nutzen.
LEH fordert Liefer-Garantien, Industrie bezeichnet es als „völlig rücksichtslos“
Die Nahrungsmittelindustrie, ebenfalls in Konfrontationsstimmung, wirft Kaufland, Lidl und Co. unterdessen „Realitätsverweigerung“ vor. Peter Feller von der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE) bezeichnete die vom LEH geforderten Liefer-Garantien im LZ-Gespräch als „völlig rücksichtslos“. Es scheint so aus, als wäre im Kampf LEH vs. Nahrungsmittelindustrie das letzte Wort – oder der letzte Beitrag – noch nicht gesprochen bzw. gepostet.