Aldi feilt an Discount-Strategie – neue Eigenmarke macht Lidl und Co. Konkurrenz
Der Discounter Aldi baut sein Eigenmarken-Sortiment weiter aus. Die Produkte von „Zurück zur Natur“ sollen eine Marktlücke füllen, doch es gibt einen Haken.
Essen – Die Discounter Lidl und Aldi setzen noch stärker als Supermärkte wie Kaufland oder Rewe auf günstige Preise im Sortiment. Doch auch die Discounter mussten infolge von Corona-Pandemie, Lieferengpässen, Ukraine-Krieg und Missernten bereits mehrfach ihre Preise anpassen. Erst vor mehreren Wochen war auf Facebook ein Shitstorm ausgebrochen, als Aldi die Fleischpreise senkte und damit Kunden verärgerte, die am Ende doch mehr bezahlen mussten.
Aldi reagiert auf Projekte von Lidl und Co. und führt neue Eigenmarke ein
Und auch die Tatsache, dass Aldi die Butter-Eigenmarke wieder teurer gemacht hat, nachdem der Preis erst im Juni gesenkt wurde, erhitzte die Gemüter der Kunden. „Die Albrecht-Brüder drehen sich im Grabe um, wenn sie das sehen würden“, schrieb eine Userin auf Facebook, als die neuen Butterpreise von Aldi (mehr Verbraucher-News auf BW24) öffentlich wurden. Und auch aktuell macht der Discounter mit Hauptsitz in Essen wieder Schlagzeilen.
Allerdings stehen dieses Mal nicht teurer werdende Alltags-Produkte im Vordergrund, sondern eine Eigenmarken-Erweiterung, die das Sortiment von Aldi noch stärker an das von Kaufland, Lidl und Co. angleicht. Der Grund dafür ist Recherchen der Lebensmittel-Zeitung (LZ) zufolge eine neue Kooperation der Discounterkette mit Naturland, einem Verband, der sich zum Ziel gesetzt hat, den ökologischen Landbau weltweit zu fördern.
Unternehmen | Aldi |
Hauptsitz | Essen |
Umsatz | 106,3 Milliarden USD (2019) |
Gründung | 1961, Essen |
Gründer | Karl Albrecht, Theo Albrecht |
Aldi-Eigenmarke „Zurück zur Natur“ kommt in Kooperation mit Naturland
Aldi will mehr regionale und überregionale Bio-Produkte ins Sortiment bekommen und ruft dafür sogar eine ganz neue Eigenmarke ins Leben: „Zurück zur Natur“. Recherchen der LZ legen nahe, dass das kürzlich als Marke angemeldete neue Label bald Naturland-Ware mit Verbandszeichen quer durchs Sortiment führen wird. Überraschend kommt die Entscheidung nicht. Vollsortimenter wie die Edeka-Gruppe oder Rewe fahren die Öko-Schiene schon groß.
Rewe kooperiert bereits seit 2009 mit Naturland und seit 2020 auch mit Demeter. Edeka führt sogar drei Kooperationen und bietet Waren von Naturland, Bioland und Demeter an. Zuletzt wurde der Zugzwang für Aldi immer stärker, nachdem auch Lidl mit Bioland eine Kooperation vereinbart hatte. Im Eigenmarken-Sortiment von Lidl finden sich seither deutlich mehr Produkte, die das Bioland-Label tragen. Und auch Kaufland investiert in Kooperation mit Demeter in ökologische Produkte.
Kunden von Aldi und Co. bekommen mehr Auswahl – zahlen aber auch dafür
Für die Kunden von Aldi und Lidl führen die Kooperationen zu mehr Auswahl mit Fokus auf eine ökologische Landwirtschaft, doch es gibt auch einen Haken. Seit ihrer Gründung haben sich die Discounter immer das Günstig-Image auf die Fahne geschrieben. Klar ist aber, dass Bio-Produkte in der Erzeugung deutlich kostenintensiver sind, was sich am Ende auch im Preis widerspiegelt, den der Verbraucher an der Kasse bezahlen muss.
Mehr Auswahl und Bio-Qualität ja, aber eben nicht zum billigen Discountpreis. Ob Kaufland, Aldi, Lidl und Co. damit schnell Erfolge verbuchen werden, ist fraglich. Denn erst vor ein paar Wochen hatte Berichten von Merkur.de zufolge eine Umfrage ergeben, dass deutsche Verbraucher mehr auf Preise als auf Klima- und Umweltaspekte achten. Gerade in der derzeitigen Energiekrise ein Trend, der sich im Einzelhandel zumindest vorerst negativ auswirken könnte.
Öko-Trend im Einzelhandel: Worauf die Verbraucher laut einer Umfrage Wert legen
Die Umfrage legt aber auch nahe, dass sich der Trend von günstig zu regional und ökologisch auf Dauer in Deutschland etablieren könnte. Verbrauchern sei eine gesicherte nationale Versorgung mit Lebensmitteln wichtig, ist das Ergebnis der Umfrage. Die sehr starke Abhängigkeit von Agrarimporten sei vielen Verbrauchern mit Blick auf die Kämpfe in der Ukraine offensichtlich wesentlich stärker bewusst geworden, mutmaßen die Initiatoren.