23.000 km um die Welt: Stuttgarter wird im Ausland zur Mediensensation

Der gebürtige Stuttgarter Jonas Deichmann absolviert einen Triathlon rund um die Welt. Bald bricht er zur letzten Etappe seiner Reise auf. BW24 hat mit dem Extremsportler gesprochen.
Stuttgart - Für ihn ist es das Abenteuer, das zählt. Jonas Deichmann ist seit 382 Tagen unterwegs. Sein Ziel: zu Fuß, mit dem Fahrrad und schwimmend die Welt umrunden. Insgesamt legt er dabei rund 120 Ironman-Distanzen zurück.
Es ist ein Kindheitstraum des Sportlers aus Baden-Württemberg, den er sich mit der Reise erfüllt. Was er auf seinem Weg alles erlebt hat und was er auf seiner langen Reise besonders vermisst, verriet er im Interview mit BW24.
Gestrandet in Mexiko: Corona und Hurrikans halten Jonas Deichmann in Tulum fest
Als wir ihn anrufen, ist Jonas Deichmann gerade in Tulum in Mexiko. Vor etwas mehr als einer Woche hat er seine große Laufetappe durch Mexiko beendet. Nun kann er für ein paar Tage durchatmen. Zumindest was den sportlichen Part betrifft. Denn aktuell bereitet dem gebürtigen Stuttgarter die weitere Reise Kopfzerbrechen. Ursprünglich wollte er per Segelschiff weiter nach Portugal. Doch die beginnende Hurrikan-Saison machte diesen Plan zunichte.
Eine weitere Möglichkeit wäre die Überfahrt mit einem Frachtschiff. Da macht ihm allerdings Corona einen Strich durch die Rechnung. Wegen der Pandemie dürfen die Schiffe keine Passagiere mitnehmen. „Ich habe die Hoffnung noch nicht aufgegeben, doch noch mit dem Boot weiterreisen zu können“, erzählt Jonas Deichmann. Vielleicht kann er durch seine Beziehungen zu verschiedenen Redereien doch noch einen Platz ergattern. Sollte das nicht klappen, muss er wohl oder übel fliegen - ärgerlich, schließlich war sein Vorhaben, möglichst CO2-arm die Welt zu umrunden.
Die gute Laune lässt er sich davon trotzdem nicht verderben. „Irgendwann muss ich schließlich einen Schlussstrich ziehen“, sagt er. Er wolle ja seine Reise weiter fortsetzen. Denn nur im Hotel sitzen, das ist nichts für den Extremsportler. „Da erlebe ich ja nichts“, meint Jonas Deichmann lachend.
Triathlon um die Welt: Medienwirbel um Jonas Deichmann in Mexiko
In Mexiko durfte der 34-Jährige hingegen so einiges erleben, das eher einem Film gleicht. Dort wurde Jonas Deichmann zum Superstar, von Kamerateams und Fans regelrecht verfolgt. „Mein Lauf wurde teilweise mehrere Stunden im Fernsehen übertragen“, berichtet er. „Das ist für ein paar Tage mal schön - aber auch unglaublich anstrengend.“ Schnell hatte er auch den Namen „Deutscher Forrest Gump“ weg, in Anlehnung an den Film „Forrest Gump“ mit Tom Hanks, in dem der Hauptcharakter einen Dauerlauf durch Nordamerika absolviert.

So etwas wie in Mexiko hatte Jonas Deichmann noch nie erlebt. „In Deutschland kennt man mich, aber ich bin jetzt nicht berühmt in dem Sinne, dass ich auf der Straße überall erkannt werde. Das kommt vielleicht einmal in der Woche vor. Außerhalb von Deutschland war es eben die Radszene, die mich kennt.“ Doch zum Glück kann er ganz einfach untertauchen. „Sobald ich meine rote Mütze absetze und meinen Bart abrasiere, werde ich auch hier in Mexiko nicht mehr wirklich erkannt“, sagt er.
Triathlet trifft auf Drogenkartell - „Das Letzte, was sie wollen, ist ein toter Deutscher“
Auf seiner Weltreise musste Jonas Deichmann auch unschöne Momente erleben. Im Gebirge von Sinaloa traf er mit Drogenkartellen zusammen. Männer mit Maschinengewehren kamen auf ihn zu, begleiteten ihn ein Stück. Zwar eine ungewöhnliche Situation, aber Angst hatte der Sportler damals nicht. „Das Letzte, was sie wollen, ist ein toter Deutscher. Denn das würde die Bundespolizei auf den Plan rufen“, ist er sich sicher.

Weitaus schlimmer ging es ihm auf einer anderen Etappe seiner Reise. Bei seiner ersten großen Wasserdurchquerung schwamm er eine Insel an. Doch im Wasser traf er auf Strömungen, die er nicht mit einberechnet hatte. Schnell wurde es Nacht. „Wenn man auf dem offenen Meer rund zwei Kilometer von der Küste entfernt ist und es ist stockfinster, das ist ein unglaublich unangenehmes Gefühl“, erzählt Jonas Deichmann. „Da war einfach nur dieser Gedanke: Ich sollte nicht hier sein.“
Jonas Deichmann: Auf dem Weg in die Heimat - Sehnsucht nach schwäbischem Essen ist groß
23095,81 Kilometer hat Jonas Deichmann bereits zurückgelegt. Die restliche Etappe seiner Weltumrundung wird er mit dem Rad meistern. Von Lissabon geht es dann zurück nach München. Bis Ende November möchte er wieder in Deutschland sein. Worauf er sich besonders in der Heimat freut? „Maultaschen und Kässpätzle“, meint er lachend. „Das gibt es sonst einfach nirgendwo.“
Da konnte auch das gute Essen in Mexiko nicht mithalten. Dort hat es dem Triathleten bisher am besten gefallen. „In Mexiko stimmt das Gesamtpaket. Die Landschaft ist toll, das Essen ist lecker, die Menschen sind immer lustig.“ Die nächsten Abenteuerziele hat er sich auch schon überlegt. „Ich möchte auf jeden Fall in die Antarktis. Der Himalaya, die Mongolei und der Amazonas reizen mich auch sehr. Das wird auch sicherlich Teil von einem weiteren großen Abenteuer werden. Aber die Details sind natürlich streng geheim“, sagt er.
Was genau er als Nächstes vorhat, will Jonas Deichmann nicht verraten. Nur so viel: 2023 wird er das nächste Abenteuer anpacken. Und noch weitere Projekte stehen an. Im Dezember erscheint sein Buch, im März 2022 ein Dokumentarfilm über seine Reise. „Langweilig wird mir also nicht“, mein Jonas Deichmann lachend. Man darf also gespannt sein, mit welcher neuen Abenteueridee der Sportler als Nächstes um die Ecke kommt.