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„Unbezahlbares“ neues Wohnviertel in Stuttgart: Bauprojekt auf Eis gelegt

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Von: Nadja Pohr

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Die EnBW will gemeinsam mit der Stadt Stuttgart am Stöckach ein neues, innovatives Wohnviertel realisieren. Nun scheint dem Projekt jedoch vorerst das Geld ausgegangen zu sein. Das Energieunternehmen verkündet eine Zwangspause.

Stuttgart - Im Stuttgarter Osten am Stöckach soll das Wohnungsbauprojekt der Energie Baden-Württemberg (EnBW) entstehen. 2021 wurden hierzu die ersten Planungen vorgestellt. Das Besondere an dem Projekt: Es soll ein zukunftsweisendes Stadtquartier werden, das auch mithilfe der Bürger entwickelt werden soll. Auf dem EnBW-Areal am Stöckach sollen Gebäude mit 700 bis 800 Wohnungen entstehen.

Doch das neue Wohnviertel stößt in Stuttgart auf Kritik. SPD-Fraktionschef Martin Körner warnte vor einem gefährlichen Kontrast zwischen 40 Prozent geförderten Mietwohnungen und 60 Prozent frei finanzierten Wohnungen. Letztere seien mit Mietpreisen von circa 20 Euro pro Quadratmeter unbezahlbar für Normalverdiener. Denn: das Ziel der EnBW und Stadt war es ursprünglich, ein „sozial gerechtes“ Stadtviertel zu schaffen, in dem es ausgewogenere Bevölkerungsverhältnisse gibt. Nun wurde das Projekt am Stöckach allerdings erstmal auf Eis gelegt.

EnBW teilt Zwangspause für neues Wohnviertel in Stuttgart mit

In einer Pressemitteilung kündigte die EnBW die vorübergehende Unterbrechung der Planungen rund um das neue Wohnviertel auf dem ehemaligen Betriebsgelände in Stuttgart-Ost an. Grund für die Zwangspause seien die derzeitigen Rahmenbedingungen auf dem Immobilienmarkt, die sich mit einer hohen Dynamik verschlechtern und die zahlreichen Bauvorhaben und deren Wirtschaftlichkeit infrage stellen, heißt es darin. Das Energieunternehmen und die Stadt Stuttgart scheinen vorerst also kein Geld mehr in das Projekt fließen lassen zu wollen.

Viele Geldscheine vor dem Stadtbezirk Stuttgart-Ost
Mit dem neuen Wohnungsviertel in Stuttgart-Ost sollen 700 bis 800 Wohnungen auf dem EnBW-Areal entstehen. Nach aktuellem Plan seien diese teilweise aber kaum bezahlbar für Normalverdiener. © Fotomontage BW24/imagebroker/IMAGO/Monika Skolimowska/dpa

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Der Immobilienmarkt in der Landeshauptstadt von Baden-Württemberg leide unter anhaltenden Unsicherheiten, wie der Zinsentwicklung und stark gestiegenen Baukosten. „Unsere Vision eines Leuchtturmprojekts für die Quartiersentwicklung können wir vor diesem Hintergrund Stand heute nicht realisieren, was wir sehr bedauern. Wir haben uns entschieden, das Projekt vorerst pausieren zu lassen, bis sich die Lage auf dem Immobilienmarkt erholt hat“, äußerte Stefanie von Andrian, Leiterin Immobilienmanagement der EnBW. Außerdem müsse sich das Unternehmen mit Blick auf den Energiemarkt stärker auf sein Kerngeschäft konzentrieren, teilte das Unternehmen mit.

Fertigstellung des neuen Wohnviertels verschiebt sich – EnBW verspricht Planungen dennoch voranzutreiben

Die Fertigstellung des neuen Wohnviertels in Stuttgart, die ursprünglich mit dem Start der Internationalen Bauausstellung (IBA) 2027 geplant war, verzögert sich nun. Wann die Bauarbeiten stattdessen beendet sein sollen, geht aus der Pressemitteilung nicht hervor. Sobald sich die Bedingungen auf dem Immobilienmarkt verbessert haben, werde das Projekt wieder aufgenommen, äußert die EnBW.

Das Energieunternehmen verspricht darüber hinaus: „Wir werden die Projektpause nicht ungenutzt verstreichen lassen und gemeinsam mit der Stadt Stuttgart das laufende Bebauungsplanverfahren weiter vorantreiben.“ Die Landeshauptstadt soll ein neues Quartier mit bezahlbarem Wohnraum und innovativer und nachhaltiger Infrastruktur bekommen – sobald das Geld dazu wieder vorhanden ist. Ohnehin gibt es in Stuttgart aber bereits einige Stadtviertel, in denen sich die Bürger besonders wohlfühlen.

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