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Start-up aus Stuttgart baut Tiny Houses, die überall hin mitgenommen werden können

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Von: Julian Baumann

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Ein Tiny House von „TechTinyHouse“ auf einer Veranstaltung der Bausparkasse Schwäbisch Hall.
Das Unternehmen „TechTinyHouse“ aus Stuttgart baut Mini-Eigenheime zum Mitnehmen. © TechTinyHouse

Das Start-up „TechTinyHouse“ aus Stuttgart baut Mini-Eigenheime zum Mitnehmen. Die Nachfrage ist hoch, aktuell verzögern aber Lieferprobleme den Prozess.

Stuttgart/Detmold - Manche Menschen stellen in ihren Wohnungen immer wieder mal die Möbel um, um neuen Schwung in die Bude zu bekommen. Wie wäre es stattdessen damit, die ganze Wohnung einfach per Auto an einen anderen Ort zu transportieren? Tiny Houses sind seit langem ein Trend, in Baden-Württemberg gibt es bereits eine erste Siedlung der Mini-Häuser. Das Start-up „TechTinyHouse“, das in Stuttgart seine Wurzeln hat, baut solche Mini-Eigenheime, die per eigens produziertem Anhänger und einem leistungsstarken Fahrzeug an jeden Ort transportiert werden können.

Im Gespräch mit BW24 spricht Brendan Thome, Gründer von „TechTinyHouse“, über den Ursprung der Idee, die Versorgung mit Strom und Wasser in den mobilen Eigenheimen und auch darüber, wie schwer es im vom Automobilbau mit Firmen wie Mercedes-Benz und Bosch geprägten Stuttgart ist, eine geeignete Produktionshalle zu finden. Das Start-up verlagerte die Produktion ihrer mobilen Tiny Houses deshalb nach Detmold (Nordrhein-Westfalen), betreibt in Stuttgart aber noch immer ein Büro.

„TechTinyHouse“: Idee kommt aus den USA - „das haben wir gesehen und es hat uns sehr gefallen“

Die Idee für kleine kompakte Wohnungen, die aber mit allem, was man zum Leben braucht, ausgestattet sind, stammt ursprünglich aus den USA. Inzwischen sind die Tiny Houses aber auch in Deutschland und Baden-Württemberg sehr beliebt. Tübingen will Tiny Houses etwa mit einer genialen Idee fördern. Die Idee, aus der schließlich das Unternehmen „TechTinyHouse“ entstand, hatten die Gründer aber auch nach einem Trip in die USA. „Wir haben das gesehen und es hat uns sehr gefallen“, sagt Brendan Thome. „Wir wollten für uns selber ein solches Tiny House bauen und daraus ist dann ein Geschäft geworden.“

Bei ortsunabhängigen Tiny Houses stellt sich aber die Frage, wie die mobilen Gebäude mit Strom und Wasser versorgt und wie sie beheizt werden können. „Wenn der Kunde autark sein will, ist ganz klar Gas zu empfehlen“, erklärt Brendan Thome gegenüber BW24. Mit Gas könne man einen Kühlschrank, die Heizung und auch ein Kochfeld betreiben, sowie für warmes Wasser sorgen. „Das heißt, wenn ich autark sein will, gehe ich auf Gas, weil ich damit 80 oder 90 Prozent der Energie abdecken kann“, so Thome. „Für die Stromversorgung bietet sich beispielsweise eine Fotovoltaik-Anlage an.“  

„TechTinyHouse“: Bau dauert inklusive Planungsphase und Lieferung rund 4 bis 5 Monate

Die meisten Kunden wenden sich mit konkreten Vorstellungen an „TechTinyHouse“ und fragen an, ob diese auch umsetzbar seien. „Wenn wir das machen können, dann bitte ich darum, dass er oder sie Bilder per Whatsapp oder E-Mail schickt, damit man eine grobe Idee hat, was sich die Person vorstellt“, sagt Brendan Thome. Wenn der Kunde die Bilder geschickt hat, erstellt das Unternehmen ein Angebot. Laut dem Gründer dauert der Bau eines mobilen Tiny Houses inklusive vorausgegangener Planungsphase und Lieferung zwischen vier und fünf Monate. „Das kann sich aber auch ziehen, wenn wir beispielsweise mehrere Projekte gleichzeitig haben.“

Ein großer Traktor zieht ein Tiny House des Unternehmens „TechTinyHouse“.
Die Mini-Eigenheime von „TechTinyHouse“ können per Anhänger und leistungsstarkem Fahrzeug an jeden Ort transportiert werden. © TechTinyHouse

Zudem gestalte sich auch die Planungsphase je nach Vorstellung der Kunden unterschiedlich lang. „Manche Kunden brauchen ein Jahr, ich habe aber auch einen gehabt, der hat nur zwei Wochen gebraucht“, sagt Thome gegenüber BW24. Die Nachfrage nach den mobilen Tiny Houses ist sehr hoch, und das Team, das im Kern noch immer aus vier Personen besteht, sei schnell ausgelastet. „Es ist nicht so, dass wir zehn oder mehr Tiny Houses im Monat machen, das schaffen wir einfach nicht“, so Thome. „Aber wir sind ausgelastet.“

Hohe Rohstoffpreise und Lieferengpässe „verzögern und verteuern den Prozess“

In den vergangenen Monaten sind die Rohstoffpreise nicht zuletzt aufgrund der anhaltenden Corona-Pandemie immer weiter gestiegen. Zudem kommt es in der weltweiten Wirtschaft noch immer zu Verzögerungen durch Lieferengpässe bei wichtigen Rohstoffen. Das bekommt auch „TechTinyHouse“ zu spüren. Laut Brendan Thome bekomme man das Material letzten Endes zwar immer. „Aber es dauert und man muss vielleicht mal mehr kämpfen“, sagt er. „Das verzögert und verteuert den Prozess.“

Innenansicht eines Tiny Houses des Start-ups „TechTinyHouse“ aus Stuttgart.
Wohnbereich, Küche, Schlafbereich, Toilette: Die Tiny Houses von „TechTinyHouse“ werden nach Kundenwünschen angefertigt. © TechTinyHouse

Dass „TechTinyHouse“ zwar in Stuttgart angefangen hat, die Projekte inzwischen aber im nordrhein-westfälischen Detmold produziert, hat ausnahmsweise nicht direkt mit den hohen Immobilienkosten in der Landeshauptstadt von Baden-Württemberg zu tun. „Das hat den Grund, dass wir in Stuttgart ewig gesucht haben und nichts finden konnten“, erklärt Brendan Thome gegenüber BW24. „Stuttgart ist eben die Stadt des Automobilbaus. Und die vier Meter hohen Tore, die wir brauchen, wollen alle anderen Unternehmen auch.“ Das Start-up brauche auch keine riesige Halle mit 5.000 Quadratmetern, sondern eher eine mit 500 Quadratmetern, so der Unternehmer. „Diese Kombination zu finden, war schwierig.“

Nach mehr als einem halben Jahr vergeblicher Suche nach einer geeigneten Produktionshalle in Stuttgart fand das Start-up eine solche in Detmold. „Hier haben wir sofort eine gefunden, sogar zwei“, sagt Brendan Thome. Der Gründer von „TechTinyHouse“ fährt selbst nicht mehr oft nach Stuttgart. Das Büro für die Buchhaltung und das Projektmanagement ist aber noch immer in der Schwaben-Hauptstadt.

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