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Polizei Stuttgart: Einsatz wegen 18-Jährigem mit dunkler Hautfarbe eskaliert - Fall Georg Floyd lässt Menschenmenge durchdrehen

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Von: Julian Baumann

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Drei Polizeibeamte laufen durch die Innenstadt von Freiburg, Baden-Württemberg.
Coronavirus in Baden-Württemberg: Polizeibeamte mussten in Rudersberg und Schorndorf mehrmals einschreiten, um den mit Covid-19 infizierten Mann zu beruhigen. (Symbolbild) © Patrick Seeger/dpa/picture alliance

Polizisten wollten in Stuttgart eine 18-Jährigen mit dunkler Hautfarbe festnehmen, als eine Menschenmenge auf sie losging - aufgebracht vom Fall George Floyd.

Stuttgart - In der Landeshauptstadt Stuttgart kam es am Morgen des Pfingstsonntag zu einem ungewöhnlichen Polizeieinsatz. Ein Anruf und eine angebliche Messerstecherei führten zu tumultartigen Zuständen. Wegen der Verordnung zum Schutz vor dem Coronavirus in Baden-Württemberg war die Stimmung in der Innenstadt von Stuttgart ohnehin schon angespannt. Nach der Festnahme kam es zu verbalen Angriffen auf die alarmierten Polizisten.

Die Polizei Stuttgart erhielt gegen 2:00 Uhr am Sonntagmorgen einen Anruf. Der Anrufer meldete eine angebliche Messerstecherei in Stuttgart. Der 18-Jährige berichtete, dass ein Mann ihn angesprochen habe. Der Mann sei „abgestochen“ worden und benötige einen Krankenwagen. Der Vorfall ereignete sich in der Büchsenstraße in Stuttgart. Alarmierte Polizeibeamte trafen schnell ein. Das angebliche Opfer wies jedoch keine Verletzungen auf. Mit seinen Behauptungen konfrontiert, gestand der 18-jährige Anrufer, sich einen Spaß erlaubt zu haben.

Tumulte in Stuttgart: Angebliche „Messerstecherei“ als Auslöser

Die Beamten forderten den 18-Jährigen auf, wegen Vortäuschens einer Straftat seine Personalien anzugeben. Nach Polizeiangaben schrie er laut und wehrte sich gegen die Beamten. Erst als der Jugendliche am Boden lag, konnte die Polizei Stuttgart ihn in Gewahrsam nehmen. Sie legten ihm Handschellen an. Der 18-Jährige war bereits polizeibekannt. Die Situation habe er mit voller Absicht herbeigeführt.

Angriff in Stuttgart: Schaulustige solidarisieren sich mit dem angeblichen Opfer

Nach der Festnahme des 18-Jährigen solidarisierten sich mehrere Hundert Schaulustige in Stuttgart mit dem angeblichen Opfer. Sie hatten nach Polizeiangaben keine genauen Kenntnisse der Situation. Die Schaulustigen kreisten die Beamten ein und beschimpften sie. Unter anderem warfen sie den Polizisten vor, „Rassisten" zu sein, weil der 18-jährige Anrufer eine dunkle Hautfarbe hat.

Auf Anfrage von BW24 sagte die Polizei Stuttgart, dass eine Verbindung zwischen dem Vorfall und der aktuellen Rassismus-Debatte in den USA wahrscheinlich sei. Seit dem gewaltsamen Tod des Afroamerikaners George Floyd versammeln sich Tausende Menschen zu Protesten in New York, Philadelphia und Washington. Immer wieder kommt es zu Ausschreitungen.

George Floyd starb, weil ein US-Polizist ohne erkennbaren Grund mehrere Minuten lang auf seinem Hals kniete. Dem Officer werden exzessive Polizeigewalt und rassistische Motive vorgeworfen. Der Fall Floyd könnte erklären, warum der Polizei-Einsatz in Stuttgart eskalierte. Der Vorfall hätte sich sonst nicht in diese Richtung entwickelt, sagte ein Sprecher der Polizei Stuttgart gegenüber BW24.

Die Polizei schickte mehr als 30 Streifenwagen zu den Tumulten in Stuttgart, um die Lage, in den Griff zu bekommen. Aktuell ermittelt die Kriminalpolizei Stuttgart in dem Fall. Ausgewertet werden auch Aufnahmen von Bodycams der Polizeibeamten. Die Polizei Stuttgart bittet Zeugen des Vorfalls, sich bei der Kriminalpolizei unter der Rufnummer +497118990 5778 zu melden.

Coronavirus in Baden-Württemberg: Schon im Vorfeld gab es Tumulte in Stuttgart

Das Coronavirus in Baden-Württemberg und die geltenden Verordnungen sorgen noch immer für Spannungen. Am Wochenende fanden gleich mehrere Demonstrationen gegen die Maßnahmen in der Landeshauptstadt Stuttgart statt. Auch auf dem Schlossplatz versammelten sich nach Polizeiangaben über 500 junge Menschen. Eine Erlaubnis der Stadt lag für diese Versammlung nicht vor. Auch die Maßnahmen zum Infektionsschutz hielten die Beteiligten nicht ein.

Bereits zwei Stunden vor dem Vorfall in der Büchsenstraße kam es in Stuttgart zu Tumulten und einer unerlaubten Versammlung. Wie die Polizei Stuttgart mitteilte, beobachteten Beamte der Sicherheitskonzeption Stuttgart kurz vor 24:00 Uhr über 500 Menschen auf den Treppen auf und vor dem kleinen Schlossplatz. Die Verordnungen gegen die weitere Ausbreitung des Coronavirus in Baden-Württemberg hielten viele der Beteiligten nicht ein.

Nach Mitternacht begannen die Beamten, die Feiernden auf die geltenden Regeln hinzuweisen. Dazu verwendeten sie auch Lautsprecherdurchsagen. Nach Angaben der Polizei bewarfen Teile der Menge die Polizeikräfte mit Flaschen. Es gab bei dem Vorfall keine Verletzten.  

Nach einer Pressemitteilung der Polizei Stuttgart entstand bei den Tumulten ein leichter Schaden an einem Streifenwagen. Auch nach den Aufforderungen zeigten die Beteiligten keine Einsicht. Die Feierwütigen beschimpften die Beamten. Die Polizei beschrieb die Reaktionen auf die Anweisungen als „trotzig“ und „ablehnend“.

Dutzende Streifenwagenbesatzungen waren in der Nacht auf Sonntag in Stuttgart im Einsatz. Darunter auch Hundeführer, Gruppen der Sicherheitskonzeption und Kriminalbeamte. Die Polizeikräfte drängten die uneinsichtige Menge vom kleinen Schlossplatz. Im Bereich der Theodor-Heuss-Straße und des Rotebühlplatzes lösten sie die unerlaubte Versammlung auf.  

Bei einer Demonstration unter dem Motto „Black lives matter“ kam es in Stuttgart zu Konfrontationen mit der Polizei. Die linksextreme Gewalt in der Landeshauptstadt eskaliert immer weiter. Zwei Personen bewarfen einen besetzten Streifenwagen, der vor dem Landtag in Stuttgart stand mit Pflastersteinen.

In einer S-Bahn in Stuttgart kam es am Samstagabend zu einem Angriff auf einen Fahrgast. Der Fahrgast wies zwei junge Männer auf das Rauchverbot hin. Die Raucher schlugen anschließend auf den Mann ein. Die Polizei Stuttgart ermittelt wegen gefährlicher Körperverletzung.

Ende Juni ermittelte die Polizei in einem ungewöhnlichen Fall. Ein Mann fuhr in Stuttgart mit der Stadtbahn, bis die Polizei merkte, dass etwas mit ihm nicht stimmt. Eine 36-Jährige hatte den Mann zuvor mit einem Messer verletzt, nachdem der die Herausgabe ihrer Kinder gefordert hatte.

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