„Kein Katar in unserer Kneipe“: Erste Lokale in Stuttgart boykottieren Fußball-WM

Wegen zahlreicher Todesfälle und schwerer Menschenrechtsverletzungen im Vorfeld des Turniers wollen viele Fans die Fußball-WM in Katar boykottieren. In Stuttgart kündigten nun zwei Kneipen an, keine Spiele zu übertragen.
Stuttgart - Eine Fußball-Weltmeisterschaft verbinden viele Fans mit Sommer, Euphorie und Public Viewing in den Kneipen. In diesem Jahr ist jedoch einiges anders, denn die WM findet nicht wie sonst zwischen Juni und Juli statt, sondern im Winter von November bis Dezember. Für die Fans bedeutet das: statt sommerlicher Temperaturen und kühlem Bier stehen eher Winterjacken und heißer Glühwein beim Public Viewing auf dem Programm. Doch auch das könnte vielen deutschen Fußball-Fans in diesem Jahr verwehrt bleiben. Weil die WM in Katar enorm umstritten ist, ziehen nun erste Kneipen Konsequenzen daraus und kündigten an, keine Fußballspiele der Weltmeisterschaft zu übertragen.
Erste Stuttgarter Lokale boykottieren Fußball-WM in Katar
Zahlreiche Todesfälle beim Bau von Stadien sowie schwere Menschenrechtsverletzungen sind die wohl schwerwiegendsten Gründe für die Proteste gegen die WM in Katar. In Düsseldorf hat die erste Altstadt-Kneipe vor wenigen Tagen verkündet, kein einziges WM-Spiel zu zeigen. Nun ziehen auch in der baden-württembergischen Landeshauptstadt Stuttgart die ersten Lokale nach und beschließen, das Event zu boykottieren. „Kein Katar in unserer Kneipe“, schreibt der „Maulwurf“ aus Stuttgart-Vaihingen auf seiner Facebook-Seite.
Man habe sich in der Vergangenheit immer engagiert, wenn es um die Übertragung der WM ging. „Wir waren mit Herzblut, Begeisterung und Einsatz dabei“, schreibt das Lokal weiter. Die Entscheidung der Wirtin Barbara Schreiber ist jedoch konsequent: „Wir möchten kein Teil dieser Weltmeisterschaft sein, die in jeder Hinsicht gegen alles steht, was für uns Fußballfans die WM ausmacht“, erklärte sie auf Anfrage von BW24. Auch das Schlesinger in der Stuttgarter Innenstadt macht es gleich und wird seinen Gästen kein WM-Spiel zeigen, wie die Stuttgarter Zeitung (StZ) berichtet.
Positives Feedback auf Stuttgarter Boykott der Fußball-WM in Katar
Die Aktion der Stuttgarter Kneipen ist Teil der „Boycott-Qatar“-Kampagne, die durch Bernd Beyer und Dietrich Schulze-Marmeling mit ihrem Buch zur Vergabe des Turniers entstanden ist. Für Barbara Schreiber und ihren Betreiberkollegen Andreas Göz sei es letztenendes die einzig logische Konsequenze gewesen, wie Schreiber unserer Redaktion sagte. Das Feedback für den Prostest fällt im Netz positiv aus. „Respekt. Die Entscheidung ist euch sicher nicht leicht gefallen“, schreibt ein User. „Sehr starke Aktion! Wir sind stolz auf euch“, kommentiert ein weiterer. „Wow, endlich jemand mit Eiern“, heißt es zudem. Die Wirtin freut sich über die Reaktionen: „Unser Publikum denkt offenbar genau wie wir.“
Die Facebook-Community findet den Verzicht auf die WM-Übertragungen in Anbetracht der geschwächten Gastronomie durch das Coronavirus in Baden-Württemberg besonders ehrenhaft. Durch den Boykott werde für die Kneipen wohl einiges an zusätzlichen Einnahmen wegfallen. Sicherlich würden gerne noch weitere Kneipen in Stuttgart der Aktion beitreten, doch sie können derzeit kaum auf ihre Gäste verzichten.