Bank in Stuttgart kündigt Mitarbeiter, weil er aus der Schweiz zur Arbeit pendelte

Ein Bankkaufmann pendelte täglich 195 Kilometer von seinem Wohnort in der Schweiz zu seinem Arbeitgeber in Stuttgart. Nun sehen sich die beiden Parteien vor Gericht.
Stuttgart - Der Verkehr rund um die Landeshauptstadt Stuttgart kann so manchen Pendler zur Verzweiflung bringen. Baustellen, Staus und Verkehrsbehinderungen machen die Anfahrt ins Büro an manchen Tagen zur Herausforderung. Ein Bankkaufmann will sogar 195 Kilometer Fahrtweg auf sich genommen haben. Gottfried M. gab gegenüber seinem Arbeitgeber an, seit November 2016 bei seiner Lebensgefährtin in der Schweiz zu wohnen - und damit täglich die Strecke von 195 Kilometern nach Stuttgart zu pendeln.
Sein Arbeitgeber, die „Bank für Tirol und Vorarlberg“, glaubte ihm nicht und wollte einen Nachweis in Form eines Fahrtenbuchs. Doch der Mitarbeiter weigerte sich. Die Bank kündigte ihm daraufhin im März 2017. Die Begründung: Das Vertrauensverhältnis sei zerstört, die Bank vermute den Versuch der Steuerhinterziehung. Seither treffen sich die Parteien vor Gericht wieder.
Bankkaufmann zieht vor Gericht: „Gebe so lange nicht auf, bis mein Ruf wiederhergestellt ist“
Wie die Bild berichtet, schreibt Gottfried M. seit seinem Rausschmiss Stellungnahmen und versuchte bereits bei fünf Gerichten, gegen die Kündigung vorzugehen. Bisher ohne Ergebnis. „Ich habe gegen die Kündigung vom Arbeits- bis hoch zum Verfassungsgericht geklagt, aber immer verloren. Jetzt geht es in die zweite Runde. Ich gebe so lange nicht auf, ehe mein Ruf wiederhergestellt ist“, sagt er der Bild. Seiner Meinung nach werde er für etwas bestraft, dass er nie getan habe. Der Stuttgarter berichtet weiter: „Dazu kommt, dass wegen des ganzen Ärgers die Beziehung zu meiner Freundin zerbrochen ist. Dabei war sie doch der Grund, weshalb ich damals in die Schweiz gezogen bin.“
Immer wieder werden Fälle von Mitarbeiterklagen gegen Unternehmen bekannt. So warf eine Mitarbeiterin der Daimler AG vor, sie unter Druck gesetzt zu haben. Trotz gesundheitlicher Probleme habe sie arbeiten sollen, behauptete die Angestellte.
Arbeitgeber ist sich sicher: Gottfried M. wollte sich Steuervorteile erschleichen
Doch die „Bank für Tirol und Vorarlberg“ rückt nicht von ihrer Meinung ab. Wie Bild durch den Anwalt der Bank erfahren hat, geht diese davon aus, dass sich Gottfried M. Steuervorteile eines Grenzgängers erschleichen wollte. Aus Sicht der Bank wurde das Arbeitsverhältnis rechtens beendet. Eine Sprecherin der Bank wies zudem darauf hin, dass bisher sämtliche von Gottfried M. eingeleiteten Verfahren abgewiesen wurden. Auch eine Erzieherin aus Stuttgart klagte nach ihrer Kündigung gegen ihren ehemaligen Arbeitgeber. Sie hatte eine Kollegin gemeldet, die ein Kind rabiat behandelt haben soll. Daraufhin wurde ihr gekündigt.
Der Fall des Stuttgarter Bänkers soll als Nächstes vor dem Landesarbeitsgericht Mitte 2022 verhandelt werden. So will der Bankkaufmann aus Baden-Württemberg endlich seinen Ruf wiederherstellen. Ob Gottfried M. dort mehr erreicht, wird sich zeigen.