Zur Fußball-EM 2024: Stuttgart will in verwahrlostes Bahnhofsviertel in Bad Cannstatt Millionen investieren

Das Bahnhofsviertel in Bad Cannstatt sieht nicht besonders einladend aus. Wenn 2024 zahlreiche Fußball-Fans dort aussteigen, soll es ansehnlicher sein, weswegen die Stuttgart nun Millionen für die Umgestaltung investiert.
Stuttgart/Bad Cannstatt - Der Stuttgarter Stadtteil Bad Cannstatt hat einige Orte, die nicht gerade mit ihrer Schönheit überzeugen. Der Wilhelmsplatz zählt beispielsweise zu diesen „Schandflecken“ der Schwaben-Metropole. Die dort stehende Wassersäule gilt als hässlich und ungepflegt. Das leerstehende Kaufhaus-Gebäude entwickelte sich wegen zahlreicher Wildpinkler zur Ekelpassage.
Auch das Bahnhofsviertel verwahrloste über die Jahre. Die Stadtplanung spricht hier von einem sogenannten Trading-down-Effekt: Damit werden Gebiete bezeichnet, die durch ausbleibende Kundschaft, Leerstände oder Ansiedlung wenig attraktiver Gewerbe zunehmend entwertet werden, wie die Stuttgarter Zeitung (StZ) berichtet. Auch anlässlich der Fußball-EM 2024 soll das heruntergekommene Viertel nun jedoch angegangen und einladender für Besucher werden. Die Stadt Stuttgart plant dafür eine Investition von einigen Millionen Euro.
Bahnhofsvorplatz in Bad Cannstatt soll für 5,83 Millionen Euro entrümpelt werden
Allgemein soll das Bahnhofsviertel in Bad Cannstatt in den nächsten Jahren zu einem Schwerpunkt für Dienstleistungen, Hotels sowie öffentlichen und kulturellen Nutzungen umgestaltet werden. Der Bahnhofsvorplatz steht dabei zunächst im Mittelpunkt, da er für die EM 2024 in neuem Glanz erstrahlen soll. Die Mercedes-Benz Arena wird dann Schauplatz von fünf EM-Spielen sein und zahlreiche Fußball-Fans werden über den Bahnhof in Bad Cannstatt anreisen.
Aktuell finden Passanten hier allerdings einen schmutzigen und zugestellten Platz vor. Deshalb investiert die Politik in Stuttgart 5,83 Millionen Euro, um den Vorplatz wieder auf Vordermann zu bringen. „Mehr Grün, Barrierefreiheit für den Haupteingang, Unterbindung des Kfz-Durchfahrtsverkehrs und Stärkung des Fuß- und Radverkehrs“, erklärte Andereas Hemmerich, Leiter der Abteilung Verkehrsplanung im Stadtplanungsamt, den Grundgedanken.
Geplant sind dort unter anderem zwei Fahrradgaragen mit jeweils 20 Stellplätzen, 15 Baumpflanzungen sowie ein Trinkbrunnen und die Verlegung der „Kiss and Ride“-Funktion in die östliche Bahnhofstraße und die Südseite des Bahnhofs. Darüber hinaus soll die Durchfahrt über den Platz zwischen der Frösnerstraße und dem Parkhaus in der Eisenbahnstraße für den Autoverkehr unterbrochen werden. Die Durchfahrt für Bus, Taxi und Lieferverkehr sei dennoch weiterhin möglich. Die Umbaumaßnahmen starten 2023 und sollen bis Anfang 2024 andauern.
Auch die Schwaben-Bräu-Passage und die Seelbergstraße verändern sich
Die Schwaben-Bräu-Passage, die 2020 von der Stadt Stuttgart gekauft wurde, werde sich in den kommenden Jahren ebenfalls verändern. Auch wenn das „heruntergekommene Gebäude“ keine Zukunft hat, wie Thomas Zügel, Leiter des Liegenschaftsamts in der StZ äußerte, werde es erstmal Interimsweise für verschiedene Projekte genutzt. „Ab 2026 haben wir Zugriff auf weitere Gebäude und können das Quartier neu überplanen“, sagt Zügel.
In der Seelbergstraße soll hingegen eine Pop-up-Fußgängerzone entstehen. Damit will man den etlichen Falschparkern einen Riegel vorschieben. Insgesamt zwei Jahre soll der Verkehrsversuch dann andauern. Ob sie wie geplant ab 2023 erfolgt, muss allerdings noch geprüft werden. Denn der Baustellenverkehr für den Platzumbau wird auch über die Seelbergstraße rollen. Die Bürger werden sicherlich mit Spannung verfolgen, wie sich das verwahrloste Bahnhofsviertel in den nächsten Jahren verändert.