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„Ach du Schande“: Stuttgart 21 schon doppelt so teuer – wer muss die Kostenexplosion zahlen?

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Von: Niklas Noack

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Inzwischen kostet das Bahnprojekt Stuttgart 21 schon mehr als das Doppelte. Jetzt will die Bahn vor Gericht erreichen, dass sie die weiteren Milliarden nicht alleine zahlen muss.

Stuttgart - An Geschichten rund um das teure Bahnprojekt Stuttgart 21 mangelt es nicht. So kritisieren die Gegner zum Beispiel, dass der Brandschutz nicht ausreichend sei. Eine Annahme, die im September vergangenen Jahres vom Ingenieur Hans Heydemann gestützt wurde. Der Experte, der von S-21-Gegnern beauftragt wurde, hatte eine Simulation durchgeführt und stellte diese im Rathaus vor.

Stuttgart 21 könnte ein Problem im Falle von Starkregen bekommen

Wiederum andere Experten haben Bedenken aufgrund von Starkregen. Dann könnte Stuttgart 21 „aufschwimmen wie ein Schiff“, sagte Wasserexperte Wolfgang Grohe in einer Sitzung des Bezirksbeirats Mitte. Im Sommer 2021 gab es ein gewaltiges Unwetter in der Landeshauptstadt, das zu zahlreichen Überschwemmungen rund um den Bahnhof in Stuttgart führte. Grohe sah diesbezüglich einen Zusammenhang zur S-21-Baustelle. Beispielsweise erklärte er sich die Überschwemmung der Schillerstraße mit einer defekten „S-21-Pumpe“.

Abgesehen von diesen Themen ärgern sich die Kritiker des Projekts vor allem über die ausufernden Kosten. Die sind nämlich von ursprünglich 4,1 auf 9,15 Milliarden Euro angestiegen. Zusätzlich hat die Bahn außerdem einen Puffer von weiteren 640 Millionen Euro einkalkuliert. Zahlen will die Deutsche Bahn, die Bauherrin des Projekts ist, die Mehrkosten allerdings nicht alleine, weshalb sie jetzt vor Gericht gezogen ist. Damit will die DB erkämpfen, dass das Land Baden-Württemberg, die Landeshauptstadt Stuttgart, der Verband Region Stuttgart und der Flughafen Stuttgart Teile der neuen Kosten tragen.

Die Deutsche Bahn will die Mehrkosten für Stuttgart 21 nicht alleine stemmen.
Die Deutsche Bahn will die Mehrkosten für Stuttgart 21 nicht alleine stemmen. © imageBROKER/Arnulf Hettrich/IMAGO

Richter über Stuttgart 21: „Ach, du Schande! So kompliziert ist das?“

Seit Montag (9. Mai) läuft jetzt der Prozess, der einiges an Zeit in Anspruch nehmen dürfte, denn die Akten dazu sind 3500 Seiten dick. Der Vorsitzende Richter Wolfgang Kern sagte jedoch laut der dpa: „Wir möchten dieses Verfahren so rasch wie möglich in der ersten Instanz abschließen.“ Dass diese Vorstellung vermutlich Wunschdenken bleibt, zeigte eine längere Debatte im Gerichtssaal über ein Protokoll. Daraufhin sagte Kern: „Ach, du Schande! So kompliziert ist das?“

In einem Vertrag von 2009 hieß es, dass Baden-Württemberg 931 Millionen Euro zahlt, die Stadt Stuttgart 292 Millionen, der Flughafen 227 Millionen und der Verband Region Stuttgart 100 Millionen Euro. Im Falle von Mehrkosten einigte man sich damals auf weitere Gespräche.

Wie es jetzt weitergeht? Zunächst hat die Bahn zwei Wochen Zeit, um ihre Klage zu konkretisieren. Am 1. August ist dann der nächste Verhandlungstermin.

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