Böllerverbot an Silvester trifft auf breite Zustimmung - „Das ist doch rausgeschmissenes Geld!“

Das zweite Jahr in Folge gilt in Deutschland zu Silvester ein bundesweites Böllerverbot. BW24 ist in der Stuttgarter Innenstadt auf Stimmenfang gegangen.
Stuttgart - Keine Silvesterraketen, keine Böller: Auch im Jahr 2021 wird es in den Supermarkt-Regalen, wo sonst Feuerwerk in allen Farben und Formen ausliegt, leer bleiben. Da sich die Corona-Lage in Deutschland zuspitzt, haben Bund und Länder für 2021 erneut ein Böllerverbot verhängt.
Ein generelles Verbot greift aktuell noch nicht. Wer Vorräte zu Hause hat oder sich im Ausland mit Feuerwerk eindeckt, kann dieses voraussichtlich im eigenen Garten und auch in einigen öffentlichen Bereichen abbrennen. Die Mehrheit von uns muss aber wohl auf das Spektakel verzichten.
Wie stehen Bürger zum Böllerverbot? BW24 hat Passanten in der Innenstadt in Stuttgart nach ihrer Meinung gefragt. „Wir finden, ein Verbot war die richtige Entscheidung - sowohl für Mensch und Tier als auch für unser Zusammenleben in diesen herausfordernden Zeiten“, sagt Katharina (44) aus Stuttgart. Ihre Freundin Anne (37) nickt zustimmend: „Stattdessen kann man sich ja im Fernsehen Übertragungen vom Feuerwerk aus Sydney oder New York anschauen - die sind eh viel schöner als privates Feuerwerk.“
Umfrage in Stuttgart zum Böllerverbot: Bürger wünschen sich „Alternative als Trostpflaster“
Ganz anderer Meinung ist Pano (28) aus Stuttgart: Für ihn gehört Feuerwerk einfach zum Jahreswechsel dazu. „Klar ist Feuerwerk umweltschädlich und daher bedenklich. Ich finde aber, man müsste den Bürgern eine Alternative bieten. Im asiatischen Raum, zum Beispiel in Japan, werden mit LED-Drohnen an Silvester riesige Skulpturen in den Himmel projiziert. Ein von der Stadt organisiertes Lichterspektakel, quasi als Trostpflaster, wäre schon schön.“
Alexander (29) aus Heidenheim an der Brenz sieht das Böllerverbot recht pragmatisch: „Ich habe für dieses Jahr noch kein Feuerwerk gekauft. Hätte ich welches gekauft, würde ich aber schon damit böllern, solange das nicht verboten ist.“ Weniger versöhnlich reagierte Beate (60) aus Wirnsheim: „Für Feuerwerk war ich noch nie zu haben. Das ist doch rausgeschmissenes Geld! Das Böllerverbot finde ich völlig okay.“
Ich komme ursprünglich aus Rumänien. Dort gibt es seit drei Jahren ein komplettes Verbot von Feuerwerk, weil schon viele gefährliche Unfälle passiert sind. Da ist an Silvester jährlich das totale Chaos ausgebrochen.
Umfrage in Stuttgart: Klare Tendenz gegen das Böllern
Insgesamt zeichnet sich bei unserer Umfrage ein klares Bild ab: Die meisten Leute, die wir befragt haben, sprechen sich für das Böllerverbot aus. „Wir sind voll dafür“, sagen auch Dorothee (53) und Winfried (58) aus der Nähe von Reutlingen. „Das wird doch in den letzten Jahren sowieso schon immer weniger mit dem Böllern. Wer es machen möchte, soll es machen. Wir jedenfalls nicht.“ Persönlich wollen sie am Silvesterabend „mal auf die Felder gehen und schauen, was im Umkreis los ist. Große Ansammlungen wollen wir meiden.“
Ein Befürworter des Feuerwerkverbots ist auch George (38) aus Leonberg. „Ich komme ursprünglich aus Rumänien. Dort gibt es seit drei Jahren ein komplettes Verbot von Feuerwerk, weil schon viele gefährliche Unfälle passiert sind. Da ist an Silvester jährlich das totale Chaos ausgebrochen.“ Ein Verbot findet er richtig, auch wenn ihm das Feuerwerk an sich gut gefällt. „Ich finde das Verbot angebracht“, sagt auch eine Frau (55) aus Ludwigsburg, die anonym bleiben möchte. „Das Geld, das man sich dadurch spart, kann man besser investieren - zum Beispiel könnte man es an karitative Einrichtungen spenden.“ Ein weiterer Herr, der auf dem Sprung ist und nicht an der Umfrage teilnehmen will, ruft auf die Frage nach Feuerwerk an Silvester nur: „Bin dagegen!“
Böllerverbot: 8.000 Menschen erleiden jährlich zu Silvester Schädigungen ihres Innenohrs
Auch BW24-Autor Valentin Betz hat sich in einem Kommentar mit dem Thema befasst. Er hält Silvester-Feuerwerk für den reinsten Unsinn und fordert ein generelles Böllerverbot. Neben der Belastung für die Umwelt geht vom Feuerwerk auch für Menschen eine nicht zu unterschätzende Gefahr aus: „In Deutschland erleiden jährlich circa 8.000 Menschen zu Silvester Schädigungen des Innenohrs durch Feuerwerkskörper“, schreibt beispielsweise das Umweltbundesamt.
Während ein Böllerverbot Umwelt und Unversehrtheit von Menschen zugutekommt, warnten Feuerwerkshersteller vor einem „Todesstoß“ für die Branche. Den 3000 Beschäftigten der Branche drohe die Arbeitslosigkeit, warnte der Verband der pyrotechnischen Industrie (VPI) am Donnerstag. „Mit der Entscheidung gegen Feuerwerk haben Bund und Länder auf Basis von falsch gesetzter Panik riskiert, dass es jetzt endgültig aus sein könnte für unsere Branche“, sagte der VPI-Vorsitzende Thomas Schreiber.