Pläne für Seilbahn in Stuttgart werden konkreter - Ingenieur: „Was spricht dagegen?“

Eine Seilbahn könnte im Stuttgarter Stadtteil Vaihingen den Verkehr entlasten. Bis zu 11.500 Passagiere täglich wären laut Ingenieuren möglich.
Stuttgart - Eine Seilbahn für Stuttgart? Was erstmal verrückt klingt, könnte tatsächlich bald Realität werden, wenn es nach dem Ingenieurbüro SSP Consult geht. Dieses hat in einer Machbarkeitsstudie ermittelt, dass eine Seilbahn im Stadtteil Vaihingen die beste Lösung wäre, um den Verkehr zu entlasten und täglich 11.500 Menschen von A nach B zu bringen. Konkret könnte eine Station auf dem Vaihinger Hallenbad im Rosental gebaut werden, so die Ingenieure. Von dort aus würde die Strecke in die eine Richtung durch das Rosental bis zum neuen Eiermann-Campus führen, auf der anderen Seite bis zum Vaihinger Bahnhof.
Eine Seilbahnstation auf einem Hallenbad gibt es bislang selten - das ist auch Michael Welsch, Ingenieur bei SSP Consult, bewusst, der die Pläne für die Vaihinger Seilbahn zuletzt im Mobilitäts-Ausschuss des Gemeinderats vorstellte. „Das ist nicht typisch, aber was spricht dagegen?“, fragt er im Gespräch mit der Stuttgarter Zeitung. So gebe es etwa in anderen Ländern Beispiele von Seilbahnstationen, die sich im siebten oder achten Stock eines Hotels befänden. Vieles sei möglich.
Seilbahn in Stuttgart: Ingenieur erklärt Idee für Vaihingen
Wie Welsch im Mobilitäts-Ausschuss erklärte, würde die Seilbahn nicht auf dem Dach der Schwimmhalle selbst entstehen, sondern auf einem Nebengebäude. Dort befänden sich zum Beispiel Umkleiden. Da das Gebäude noch aus dem Jahr 1970 stamme, sei es „kein Schaden“, es zu sanieren oder neu zu bauen. Die Seilbahn könne in dem Fall direkt mitgedacht werden. „Das Nebengebäude mit einer Seilbahnstation wäre nicht viel höher als die Schwimmhalle selbst“, so Welsch. „Es wäre also kein ganz neuer Blick.“
Seilbahn-Pläne in Vaihingen: Diese Strecken-Optionen gibt es
Das Ingenieurbüro SSP Consult hat innerhalb einer von der Stadt Stuttgart beauftragten Machbarkeitsstudie verschiedene Optionen für Seilbahn-Trassen in Stuttgart-Vaihingen geprüft. Neben dem ursprünglichen umstrittenen Trassenabschnitt, der vom Eiermann-Campus aus direkt durch das Rosental zum Vaihinger Bahnhof führen soll, wurden jetzt weitere Vorschläge ausgearbeitet. Die erste führt mit zwei Untervarianten zum Schulcampus und von dort zum Bahnhof. Die andere, nun von den Planern bevorzugte Trasse, führt zu einer größeren Station auf dem Dach des Hallenbads und weiter zum Bahnhof. Diese hätte den Vorteil, dass keine zusätzliche Grundfläche verbaut werden müsste.
Welsch betont, dass die Seilbahnstation beim Hallenbad bestmöglich verortet wäre. So wäre die Station hoch genug, damit die Strecke der Gondeln über das Landschaftsschutzgebiet Rosental und den Vaihinger Feuersee den Baumbestand nicht bedroht. Wie er hofft, kommt dieser Gedanke den Bürgern entgegen, die derzeit Sturm gegen die Pläne zur Trasse laufen.
Noch ist nicht entschieden, ob die Seilbahn tatsächlich gebaut wird. Laut Michael Welsch werde es, sofern die Idee wirklich in die Umsetzung geht, zu einem Architektenwettbewerb kommen. Alternativ zur Seilbahn werden derzeit auch der Ausbau der Stadtbahn sowie verbesserte Buslinien geprüft. Zentrales Ziel bei den Überlegungen ist, den Eiermann-Campus besser an Vaihingen-Mitte anzubinden und das Verkehrsproblem in den Griff zu bekommen.
Seilbahn in Vaihingen: „Die Fahrtzeit würde 18 bis 20 Minuten betragen“
Seilbahnen als neue Form des Nahverkehrs in Baden-Württemberg rückten zuletzt immer häufiger in den Fokus von Ingenieuren. Die Landeshauptstadt Stuttgart hat die Idee zu einer Ergänzung des Nahverkehrs schon seit geraumer Zeit. Bereits vor zwei Jahren prüfte Stuttgart Seilbahnen durch die ganze Stadt. Insgesamt vier mögliche Verbindungen standen dabei zur Auswahl. Wirklich konkret sind allerdings bislang nur die Ideen für eine Trasse in Vaihingen. „Die Seilbahn könnte bis zur Autobahn A8 weitergeführt werden“, so Wolfgang Forderer, Leiter der Abteilung Mobilität der Stadt Stuttgart, gegenüber BW24. „Die Fahrzeit für die gesamte Strecke würde 18-20 Minuten betragen.“
Die Landeshauptstadt ist im Fokus gleich mehrerer Projekte - nicht nur aufgrund ihrer Topografie bietet sie sich für eine Seilbahn an. „Stuttgart ist eine der Modell-Kommunen für den Klima-Mobilitätsplan in Baden-Württemberg“, so Forderer. Auch das Bundesverkehrsministerium schaut sich den Südwesten genauer an. In insgesamt sechs sogenannten „Überflieger-Städten“ werden Seilbahnsysteme diskutiert. „Stuttgart ist eine der sechs“, so ein Sprecher zu BW24.