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„Park dein Geld lieber woanders“: Nach provokanter ÖPNV-Kampagne in Stuttgart – Vorstand distanziert sich

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Von: Nadja Pohr

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In Stuttgart tauchen Autos am Straßenrand auf, die mit einer gelben Plane bedeckt sind. Dahinter steckt eine provokante Kampagne der Stuttgarter Straßenbahnen AG. Nun hat sich der Vorstandsvorsitzende davon distanziert.

Update vom 22. März, 15.35 Uhr: Nach der sogenannten „Guerilla-Aktion“ der Agentur „hey David“ für die Kampagne der SSB, bei der Autos mit gelben Planen verhüllt wurden, gab es viel Kritik. Wie die Stuttgarter Zeitung (StZ) nun berichtet, habe sich der SSB-Vorstandsvorsitzende Thomas Moser zum Teil von der verantwortlichen Agentur distanziert. „Solche Guerilla-Aktionen entsprechen nicht dem Stil der SSB“, sagte Moser. „So schafft man keine Sympathien für den Nahverkehr.“

Dem Vorstandsvorsitzenden tue es leid, dass es zu einer solchen Irritation gekommen ist. Für das Verhalten der Agentur habe er „keinerlei Verständnis“, sagte er der StZ. Dennoch waren die Sprüche, die auf den Planen zu lesen waren, mit der SSB abgesprochen, wie eine Sprecherin erklärte. Diese wurden nicht von SSB-Chef Thomas Moser, sondern von der Marketingabteilung freigegeben.

Darüber hinaus habe es sich bei den Autos nicht um die Fahrzeuge einiger Stuttgarter, sondern um Agenturautos gehandelt. In Zukunft werde man aber keine weitere Fotoproduktion dieser Art mehr machen.

Erstmeldung vom 21. März, 16.50 Uhr: Stuttgart - Das Auto ist des Deutschen liebstes Gut, sagt man. Doch mit Blick auf den Klimawandel muss sich bei den Fahrzeugen und auch beim Verkehr in den Städten etwas ändern. Durch Angebote wie das 49-Euro-Ticket soll in Deutschland die Verkehrswende vorangetrieben und die Bevölkerung vom Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel überzeugt werden. In der Landeshauptstadt Stuttgart versucht man darüber hinaus, die Menschen in der Region mit einer provokanten Werbeaktion zu erreichen.

Mit der Kampagne „Zeiten ändern sich. Mobilität auch.“ wollen die Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) die Autofahrer in der Schwaben-Metropole dazu motivieren, den ÖPNV zu nutzen. Entwickelt wurde die Idee von der Stuttgarter Agentur „hey David“. Seit November 2022 werben die SSB unter anderem mit Plakaten in der Stadt und im Netz für den Umstieg. Nun haben sich die Agentur und das Verkehrsunternehmen eine Aktion überlegt, die in der Landeshauptstadt für Aufsehen sorgt.

Werbeoffensive: SSB hüllt Autos in Stuttgart ein – „Park dein Geld lieber woanders“

Im Stuttgarter Westen oder an der Theodor-Heuss-Straße waren plötzlich einige Autos mit auffälligen gelben Planen verhüllt. Darauf zu lesen waren markante Sprüche wie „Park Dein Geld lieber woanders“, „Das Parkzeitalter ist abgelaufen“ oder „Unter dieser Plane steckt ein Auslaufmodell“. Die Aktion hat gezielt an den Orten stattgefunden, wo der Verkehr in Stuttgart am stärksten und die Parkplatznot am größten ist.

Ein Auto ist mit einer gelben Plane bedeckt auf der steht: „Park dein Geld woanders“
In Stuttgart sorgte die Kampagne der SSB für Aufsehen: Mit einer auffälligen gelbe Plane wurden einige Autos verhüllt. © hey David

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Die Werbeoffensive der SSB soll die Autofahrer einmal mehr zum „Umparken im Kopf“ animieren und dazu „einfach mal das Auto stehenzulassen und auf Bus und Bahn umzusteigen“, heißt es in einer Pressemitteilung. Nur durch Plakate sei es schwer, die Menschen zu erreichen. Vielmehr helfe eine solche Provokation, um für Gesprächsstoff zu sorgen, erklärte Philip Heimsch, Geschäftsführer von „hey David“, gegenüber den Stuttgarter Nachrichten (StN). Die jeweiligen Halter der Fahrzeuge habe man im Übrigen zuvor gefragt, ob sie mit der Verhüllung einverstanden seien.

Provokante Kampagne mit Erfolg: Stuttgarter diskutieren über SSB-Aktion

Tatsächlich scheint die provokante Werbekampagne der SSB ihren Zweck zu erfüllen: Im Netz diskutieren die Stuttgarter fleißig. „Ich finde diese Aktion ziemlich gut. Danke SSB. Sie ist plakativ und zeigt, wo es hakt“, schreibt beispielsweise eine Facebook-Userin. Gleichzeitig sorgte die Kampagne aber auch für Aufregung.

Einer der größten Kritikpunkte sind die Probleme, die es zuletzt häufiger im ÖPNV in der Region Stuttgart gegeben hat. „Bus und Bahnen benutzen? Jeden Tag Ausfälle, Störungen und Verspätungen. Baustellen und Streckensperrungen. Dazwischen noch Warnstreiks usw. Da soll ich umsteigen?“, kommentiert deshalb eine andere Nutzerin. „Sollen mit den Preisen runter, dann können die sich solche Aktionen erlauben“, kritisiert ein weiterer User auf Twitter. Trotz vereinzelter Kritik wird die Kampagne der SSB aber unbeirrt fortgesetzt.

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