Multimillionär kritisiert Daimler scharf: „Hemmungsloser Größenwahn“
Die Daimler AG kassierte heftige Kritik von Trigema-CEO Wolfgang Grupp und Ex-DHDL-Investor Frank Thelen. In manchen Punkten kommt diese Kritik allerdings Jahrzehnte zu spät.
- Die Daimler AG musste im vergangenen Jahr heftige Kritik durch den Trigema-CEO Wolfgang Grupp und den Ex-DHDL-Investor Frank Thelen einstecken.
- Sowohl Wolfgang Grupp als auch Frank Thelen halten Tesla-Chef Elon Musk für einen besseren Geschäftsmann als Daimler-CEO Ola Källenius oder dessen Vorgänger Dieter Zetsche.
- In einigen Punkten kommt die Kritik des Trigema-Patriarchen allerdings Jahrzehnte zu spät.
Stuttgart/Tübingen/Burladingen – Die Daimler AG wurde von Trigema-Chef Wolfgang Grupp und Investor Frank Thelen heftig kritisiert. Daimler-Manager hätten in „hemmungslosem Größenwahn mit fremdem Geld spekuliert“, sagte der CEO des Mischunternehmens Trigema (Textilproduktion und Tankstellenvertrieb) im Sommer vergangenen Jahres. Außerdem findet Wolfgang Grupp den Fahrzeughersteller Tesla gleich aus mehreren Gründen besser als die Daimler AG. Einer davon sei „Aufrichtigkeit, unternehmerisches Einstehen“, sagte er.
Anmerkung der Redaktion
Dieser Artikel wurde ursprünglich am 28.07.2020 veröffentlicht. Da er für unsere Leser noch immer Relevanz besitzt, haben wir ihn erneut auf Facebook gepostet.
Tesla-Chef Elon Musk sei „zu hundert Prozent Unternehmer“. In diesem Punkt waren sich der Trigema-Chef und Frank Thelen, der durch die VOX-Show „Die Höhle der Löwen“ bekannt wurde, im Gespräch mit der Wirtschaftswoche einig.
Wirft Daimler Größenwahn vor und fliegt per Helikoper von Baden-Württemberg nach NRW – Wolfgang Grupp

Der Mann, der dem Management der Daimler AG „hemmungslosen Größenwahn“ vorwirft, ließ sich der Wirtschaftswoche zufolge übrigens im Helikopter von Burladingen in Baden-Württemberg zu dem Gespräch nach Bonn, NRW, fliegen. Viele werden nun sagen, dass Wolfgang Grupp dazu das Recht hat. Immerhin hat sein Mischunternehmen Trigema seit Jahren einen stabilen Umsatz von rund 100 Millionen Euro.
Selbst die Krise durch das Coronavirus in Baden-Württemberg machte sich der Trigema-CEO zunutze. Während das Coronavirus in Baden-Württemberg fatale Folgen für die Wirtschaft hatte und das Coronavirus unter anderem den Daimler-Konzern mit voller Wucht traf, ließ Wolfgang Grupp, der alleiniger Inhaber und Geschäftsführer von Trigema ist, die Textilproduktion Mundschutzmasken herstellen und verdiente Millionen. Gleichzeitig standen die Daimler-Werke wochenlang still. Daimler-Manager verzichteten wegen des Coronavirus auf Gehalt, um Solidarität mit ihren Werksarbeitern zu zeigen.
Der Trigema-CEO kritisiert Daimler-Management-Fehler aus den 90er-Jahren unter Jürgen E. Schrempp
Auch bestimmte Firmenübernahmen durch die Daimler AG hält Trigema-Chef Wolfgang Grupp für fatal. Der CEO des Mischunternehmens aus Burladingen im Regierungsbezirk Tübingen sagte im Gespräch mit Frank Thelen, Käufe wie der des US-Autobauers Chrysler und des niederländischen Flugzeugherstellers Fokker seien getätigt worden, obwohl schon damals bekannt gewesen sei, dass die deutsche Wirtschaft vom Öl unabhängig werden müsse.
Beide Entscheidungen traf allerdings der ehemalige Daimler-CEO Jürgen Schrempp in den 90er-Jahren. Schon unter seinem Nachfolger, dem langjährigen Daimler-Vorstandsvorsiztenden Dieter Zetsche, wurden die Verbindungen zu diesen Unternehmen wieder getrennt. Aber auch der einst gefeierte Modernisierer Dieter Zetsche schadete am Ende der Daimler AG, indem er zu lange am Verbrennungsmotor festhielt. Dessen Nachfolger, der aktuelle Daimler-CEO Ola Källenius übernahm ein schweres Erbe.
Daimler-CEO Ola Källenius könnte Wolfgang Grupp mit seiner neuen Strategie überzeugen
Obwohl Dieter Zetsche die Daimler AG von Altlasten aus der Zeit seines Vorgängers Jürgen Schrempp befreite und den Autobauer in eine Hochphase steuerte, hält der Trigema-CEO davon wenig. Wolfgang Grupp lehnt „Wachstum um jeden Preis“ ab. In „einem Hochlohnland wie Deutschland“ müsse man das innovativste Fahrzeug bauen, anstatt auf Massenproduktion zu setzen, sagte er.
Vielleicht stimmt Wolfgang Grupp ja wenigstens mit dem Strategiewechsel überein, den Ola Källenius erst kürzlich für den Fahrzeughersteller aus Stuttgart anordnete. Der Daimler-Chef will sich von beliebten Mercedes-Modellen wie der A-Klasse abwenden und zum Markenkern des schwäbischen Konzerns zurückkehren - zum Beispiel der S-Klasse. Sie wird in einer modernen Fabrik in Sindelfingen gebaut, wo ein neues Daimler-System die Mitarbeiter jede Sekunde überwacht und Menschen überflüssig machen könnte. Außerdem hat er mit dem Mercedes Vision Avatar das Auto der Zukunft gebaut.