Politiker fordern, Luca-App zu löschen - Entwickler Smudo empört: „Schlichtweg verantwortungslos“
Die Luca-App gerät immer wieder wegen mangelndem Datenschutz in die Kritik. Rapper Smudo von den Fantastischen Vier wehrt sich gegen Politiker, die zur Löschung der App aufrufen.
Stuttgart - Nach einem Zwischenfall mit Daten aus der Luca-App in Mainz wird erneut Kritik an der Software für die Kontaktverfolgung laut. Der Vorwurf: Als ein Besucher einer Gaststätte bei einem Sturz tödlich verunglückte, griff die Polizei unrechtmäßig auf die Daten von anderen Gästen der Kneipe aus der Luca-App zu. Während die Landesregierung in Baden-Württemberg noch an der App festhält, rufen Politiker von Grünen und FDP dazu auf, das digitale Tool zu löschen.
Rapper Smudo von den Fantastischen Vier, der die Luca-App gemeinsam mit Programmierern entwickelt hat, reagiert empört auf die Vorschläge der Politiker. Er plädiert dafür, die App weiterhin einzusetzen. „Zugriff auf Daten erhält man nur, wenn Nutzer, Gesundheitsamt und das Lokal gemeinsam ihre Schlüssel teilen“, argumentiert er gegenüber Bild. „Der Nutzer macht dies nach der Corona-Verordnung beim Betreten des Lokals, der Betreiber nur auf Anfrage eines Gesundheitsamtes. Wir als Luca-System sind außen vor und können in dem Prozess keine Daten lesen.“
Luca-App: Politiker hält sie für „mausetot“ - Smudo schießt zurück
Für die Löschung der App warben insbesondere der FDP-Netzpolitiker Maximilian Funke-Kaiser sowie der Grünen-IT-Experte Alexander Salomon. „Was die Warnung und die Nachverfolgung angeht, ist die Luca-App mausetot“, sagte etwa Salomon. Angestachelt von der Kritik schießt Smudo zurück: „Ich halte es für verantwortungslos, dass ein Aufruf von ein bis zwei mir bisher nicht bekannten Politikern dazu führen könnte, dass mitten in der pandemischen Lage Menschen die Luca-App löschen. Und das auch in Regionen wie in meiner Wahlheimat Hamburg, wo Luca gegenwärtig jeden Tag effektiv hilft, Infektionsketten zu unterbrechen, gerade mit Blick auf Omikron.“

Wie Smudo gegenüber Bild betont, sei eine bundesweite Löschung der App „schlichtweg verantwortungslos“. Selbst, wenn ein einzelnes Bundesland sich dagegen entscheide, rechtfertige das keinen deutschlandweiten Aufruf. „Wer im Steilhang hängt, wirft doch kein Seil weg. Statt mit Verboten zu poltern, sollten wir alle Instrumente konsequent einsetzen, die uns zur Verfügung stehen, um flexibel zu sein, gegen einen immer wieder Haken schlagenden Virus.“ Erst in den vergangenen Wochen habe man verschiedene Updates an der Luca-App durchgeführt.
Luca-App: IT-Expertin sieht keinen Nutzen für die Gesundheitsämter
Nicht nur Politiker kritisieren die App zur Kontaktverfolgung. Auch eine IT-Expertin erklärte kürzlich, dass die Luca-App keine Wirkung mehr habe. Tatsächlich liege das weniger an der Technik, als am Nutzen für die Gesundheitsämter. Diese müssten die Daten extra anfragen, was sie angesichts der aktuell enormen Arbeitslast durch hohe Corona-Infektionszahlen gar nicht leisten könnten. Bereits im April 2021 zeigte auch Satiriker Jan Böhmermann die Schwächen der Luca-App auf, indem er sie auf einfache Weise austrickste.