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10 Euro pro Liter: E-Fuels statt Benzin könnten Autofahren in Deutschland zum Luxus machen

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Von: Valentin Betz

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Porsche setzt als einziger namhafter Fahrzeughersteller auch auf E-Fuels. Noch ist der Kraftstoff aber unbezahlbar, die Investition in die Technologie daher ein Risiko.

Stuttgart - Weltweit arbeiten Fahrzeughersteller daran, ihre Flotten von Verbrennern auf andere Technologien umzustellen. Ein Großteil setzt dabei auf reine E-Autos, manche verfolgen gleichzeitig Wasserstoff als aussichtsreiche Alternative. Die Porsche AG geht einen dritten Weg und forscht an sogenannten E-Fuels - synthetisch hergestelltem Treibstoff für Verbrenner.

Kommt die Energie für E-Fuels aus erneuerbaren Quellen, gilt der Treibstoff praktisch als klimaneutral. Der Sportwagenhersteller aus Stuttgart setzt deshalb große Stücke darauf - auch, weil der 911er als Ikone für das Unternehmen nur schwer als E-Auto vorstellbar ist. Entsprechend glaubt ein Porsche-Manager, dass an der E-Auto-Alternative „kein Weg vorbei“ führt. Ganz so sicher ist diese Prognose allerdings nicht. Wie das Handelsblatt schreibt, geht Porsche mit der Forschung an E-Fuels einen riskanten Weg - auch, weil der Preis pro Liter zumindest aktuell für kaum einen Verbraucher bezahlbar ist.

E-Fuels von Porsche: Sportwagenhersteller mit enormen Investitionen in die Technologie

Porsche gründet seine Hoffnungen bei den E-Fuels nicht nur darauf, künftig den 911er weiter als Verbrenner verkaufen zu können. Barbara Frenkel, Einkaufschefin bei Porsche, setzt auch auf die derzeit 1,3 Milliarden Fahrzeuge weltweit, die mit Verbrennungsmotor fahren. „Bis diese Flotte durch Elektroautos ersetzt ist, werden noch viele Jahre vergehen. Mit synthetischen Kraftstoffen verringert sich der CO2-Ausstoß des Fahrzeugbestands sofort“, erklärt sie dem Handelsblatt.

Oliver Blume, Chef des Sportwagenherstellers, baut ebenfalls darauf. Der Porsche-Chef glaubt, dass die Alternative zum E-Auto „ein Milliardenmarkt“ wird. Aktuell fließen die Milliarden allerdings nicht in die Kasse von Porsche, sondern aus ihr heraus. Der Konzern hat bereits 20 Millionen Euro in eine Pilotanlage investiert, die in Chile E-Fuels produzieren soll. Die revolutionäre Fabrik von Porsche soll die Rettung des Verbrenners in die Wege leiten.

Visualisierung der E-Fuel-Pilotanlage von Porsche in Chile
Porsche investierte bereits 20 Millionen Euro in eine Pilotanlage in Chile, die E-Fuels aus Windkraft herstellen soll. © Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG

Insgesamt sollen die Kosten für die Pilotanlage noch auf 40 Millionen Euro steigen. Ein Ende ist damit aber noch nicht in Sicht. E-Fuels brauchen grünen Strom, der aus 300 Windrädern bis 2026 kommen soll. In Summe lässt sich Porsche das eine halbe Milliarde Euro kosten - für eine Anlage, die 13.000 Kilometer von Deutschland entfernt ist.

Porsche: Investitionen in E-Fuels sind laut Experten großes Risiko - denn die Technik hat Schwächen

Porsche geht mit den Investitionen in E-Fuels ein großes Risiko. Denn noch verfolgt kein anderer namhafter Hersteller diesen Weg, Porsche genießt also keine Rückendeckung. Zudem wird auf absehbare Zeit kein Verbraucher die Kosten für E-Fuels bezahlen können - auch wenn der 911er noch so beliebt ist. „Derzeit kostet ein Liter des künstlichen Kraftstoffs fast zehn Euro“, schreibt das Handelsblatt. Damit einen Verbrenner zu betanken sei demnach aktuell „Luxus“. Laut der Nichtregierungsorganisation Transport & Environment (T&E) sei aber selbst ein Preis von zwei Euro pro Liter noch zu viel. Nach fünf Jahren lägen die Betriebskosten für einen mit E-Fuels betankten Verbrenner noch 10.000 Euro über denen eines E-Autos.

Für Experten ist das nicht einmal das ausschlaggebende K.O.-Kriterium für E-Fuels. Vielmehr seien sie deutlich zu ineffizient und würden das Versprechen der Klimaneutralität gar nicht ohne Weiteres halten. T&E hat beispielsweise errechnet, dass E-Fuels zwar etwas weniger CO2 ausstoßen als klassisches Benzin. Gleichzeitig werden aber durch deren Verbrennung Methan und deutlich mehr Stickstoffoxid freigesetzt. Das International Council on Clean Transportation (ICCT) hält E-Fuels schlicht für „reine Verschwendung von Ökostrom“. Während bei E-Autos bis zu 95 Prozent des Stroms verfahren werden kann, gingen bei der Produktion von E-Fuels rund 50 Prozent verloren.

Trotz all der Argumente gegen E-Fuels hält Porsche vorerst an seinen Vorhaben fest. Einen Plan B gibt es nämlich noch, falls sich die synthetischen Kraftstoffe bei Verbrennern wie dem 911er nicht durchsetzen sollten: Für den Flugverkehr und die Schifffahrt ist die Technologie interessant, Porsche könnte also für Unternehmen in diesem Bereich zum Lieferanten werden.

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