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GNTM-Zoey als transfeindlich kritisiert – jetzt bezieht sie Stellung: „Lasst die Frauen Frauen sein“

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Von: Sina Alonso Garcia

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Ein Beitrag in der Instagram-Story von GNTM-Teilnehmerin Zoey aus Stuttgart sorgt im Netz für Diskussionen.
Ein Beitrag in der Instagram-Story von GNTM-Teilnehmerin Zoey aus Stuttgart sorgt im Netz für Diskussionen. © zoey.saflekou/Instagram (Fotomontage BW24)

GNTM-Zoey wird auf Twitter Transfeindlichkeit vorgeworfen. Ein Screenshot ihrer Story zeigt, wie sie einen Essay von Linus Giese als „Müll“ bezeichnet. Der Trans-Mann ist ein bekannter queerer Autor. Trotz Gegenwind steht Zoey weiter hinter ihren Aussagen.

Stuttgart - Die diesjährige Staffel von „Germany‘s Next Topmodel“ (GNTM) ist gerade erst angelaufen – und schon sorgt eine Kandidatin aus Stuttgart für Wirbel. Bereits in der zweiten Folge der Sendung machte Curvy-Model Zoey klar, dass sie nicht auf der Suche nach neuen Freundinnen ist – und ließ beim Fotoshooting ihre Kontrahentin eiskalt abblitzen, als diese mit ihr Posen üben wollte. Auch abseits der Show sorgt Zoeys meinungsstarkes Auftreten für Diskussionen. Auf Twitter wurde nun ein Instagram-Beitrag von ihr als transfeindlich deklariert. Gleichzeitig erhielt Zoey private Nachrichten, in denen sie als transphob beschimpft wurde. Trotz der Kritik steht die 26-Jährige weiter hinter ihren Aussagen, wie sie betont. Dabei geht es ihr offenbar lediglich um Begrifflichkeiten – und nicht etwa darum, non-binäre Menschen zu diskreditieren.

„Zoey, eine Kandidatin bei GNTM, postet solche Storys, die Transphobie nur so schreien und niemandem fällt es auf?“, schreibt eine Nutzerin auf Twitter. Offenbar hält die Userin den Beitrag von Zoey für so problematisch, dass sie den Sender ProSieben und Jurorin Heidi Klum direkt verlinkt. „Bitte schaut mal drüber, was Leute, die über euch große Reichweite erlangen, posten.“ In dem Beitrag aus Zoeys Instagram-Story, den die Nutzerin verlinkt hat, geht es um ein Buch mit dem Titel „Unlearn Patriarchy“ (zu Deutsch: Das Patriarchat verlernen). Wie man in Zoeys Story erkennen kann, hat sie ein Kapitel aus dem Buch abfotografiert, in dem es um das Thema „Sex und Gender“ geht. Dazu schreibt sie: „Also ich dachte, das Buch wird Bombe. Aber ich glaube, ich verbrenne es. Was ist das für ein Müll hier.“

GNTM-Zoey aus Stuttgart lehnt Linus Gieses Wortwahl ab – und will Buch „verbrennen“

In dem Essay, um den es geht, schreibt Linus Giese, ein deutscher Autor und Aktivist, der sich vor einigen Jahren als Trans-Mann geoutet hat, über Geschlechterrollen. Seiner Meinung nach gibt es kein biologisches Geschlecht, das unabhängig von einem sozialen Geschlecht existiert. „Das Geschlecht anderer Leute lässt sich nicht von außen erkennen, du ordnest Menschen lediglich in Kategorien ein“, heißt es in dem Text. Giese wünscht sich, „dass wir damit beginnen, normierte Geschlechterzuschreibungen zu hinterfragen – und irgendwann lernen, über diese binäre Zweigeschlechtlichkeit hinaus zu denken.“

Wie der Autor weiter erklärt, hätten Körperteile seiner Ansicht nach kein Geschlecht. „Auch Trans-Männer und nicht-binäre Menschen können eine Klitoris haben. Wenn Menschen sagen, dass ich biologisch eine Frau sei, dann meinen sie eigentlich, dass ich an bestimmten Stellen einen Hautlappen und an anderen Stellen Brustgewebe besitze. Der Hautlappen und das Brustgewebe sind biologisch, aber beides als weiblich zu bezeichnen, ist gesellschaftlich und kulturell bedingt.“ GNTM-Zoey hält diese Wortwahl für „Müll“, wie sie in ihrer Story schreibt.

Nicht nur auf Twitter wird Zoeys Seitenhieb gegen den Text von Linus Giese kritisch betrachtet. Auch auf Instagram fragen sie einige Nutzer, ob sie transphob sei. „Du bezeichnest dich als Feministin, aber betreibst Transfeindlichkeit??? Oder wie haben wir deine Aussagen zu verstehen?“, heißt es etwa in einer Nachricht an Zoey. „Also zumindest ist deine Story sehr transphob aufzufassen. Wäre schön, wenn es da eine Erläuterung dazu gäbe.“ Zoey, die einige der privaten Zuschriften in ihrer Story veröffentlichte, äußert sich schließlich nochmal in einem Video-Statement zu den Vorwürfen – bleibt aber bei ihrer Meinung.

GNTM-Zoey stellt klar: „Ich bin nicht transphob, auf gar keinen Fall!“

„Also, ich mach noch kurz diese Story und dann gehe ich schlafen“, sagt Zoey in ihrem Statement. „Es geht um dieses Buch“ – sie hält „Unlearn Patriarchy“ in die Kamera – „wo ich diesen Ausschnitt gepostet habe und geschrieben habe, ich würde dieses Buch gerne verbrennen. Und ich lese euch mal kurz diesen Part vor, wo ich mir gedacht habe, dieses Buch ist eventuell ziemlich scheiße.“ Wie in ihren anschließenden Ausführungen deutlich wird, stört sie sich am meisten an der Bezeichnung der weiblichen Geschlechtsteile, die Giese in seinem Essay verwendet.

„Also erstmal grundlegende Dinge. Ich bin nicht transphob, auf gar keinen Fall, null Komma null!“, stellt Zoey klar. Ich bin nicht gegen non-binäre Menschen, ich bin für die ganze LGBTQ-Community.“ Wie sie finde, gelte man heutzutage schnell als transphob. Was sie an dem Essay störe, sei lediglich die Bezeichnung „Hautlappen“ anstatt Klitoris oder Schamlippen sowie „Brustgewebe“ statt Brüste. „Ich will meine Weiblichkeit behalten. Ich möchte nicht, dass meine Klitoris zu einem Hautlappen umbenannt wird. Ich möchte nicht, dass meine Brüste zu menschlichem Brustgewebe umbenannt werden.“

GNTM-Zoey appelliert an Linus Giese: „Lass Frauen ihre Weiblichkeit“

Über Linus Giese sagt Zoey: „Er ist ein Transmann, der mal eine biologische Frau war. Und diese Frau hat sich zum Mann gemacht. Alles schön und alles gut.“ Gieses Erfahrungen würden ihn laut Zoey aber nicht dazu befähigen, Frauen vorzuschreiben, wie sie ihre Geschlechtsteile nennen. „Wenn DU dich nicht wohl gefühlt hast in deinem Körper und es dann Hautlappen oder menschliches Brustgewebe nennen möchtest, dann mach das. Aber lass anderen Frauen ihre Weiblichkeit“, fordert sie. Weiter wünscht sie sich, „dass man Klitoris sagen kann, dass man alles mögliche sagen kann, dass es weiblich ist.“

Wie Zoey in ihrem Statement weiter ausführt, gehe es ihr in keiner Weise darum, die Existenz von Transmenschen zu leugnen. „Auch Transmenschen und nicht-binäre Menschen können eine Klitoris haben. JA, können sie“, so die Stuttgarterin. „Lass es aber bitte immer noch Klitoris heißen. Es ist eine Klitoris und kein Hautlappen. Non-binäre Menschen und Transmänner können auch eine Brust haben. Kein Brustgewebe – was man halt entfernt und man halt zum Transmann wird. Es gibt Frau und Mann – sonst würde es ja nicht Trans heißen. Dass man sich nicht wohlfühlt in dem Geschlecht, in dem man ist. Und dann möchte man in das andere.“

GNTM-Zoey: „Ich akzeptiere es nicht und werde es nie akzeptieren, dass man das weibliche Geschlecht als Hautlappen bezeichnet“

Gieses Aussage, dass Körperteile kein Geschlecht hätten, stößt Zoey sauer auf. „Das kann ich mir als Frau, die sich absolut als Frau identifiziert, nicht anhören. Wer auch immer sich nicht zu seinem Geschlecht als zugehörig fühlt, für den tut es mir wirklich leid. Dagegen sollte man etwas tun. Hormonell, psychologisch, körperlich, alles mögliche, operativ. Aber lasst die Frauen Frauen sein.“

Für Zoey steht fest: Sie will ihre Klitoris und ihre Schamlippen in Zukunft nicht als Hautlappen und ihre Brüste nicht als Brustgewebe bezeichnen. Wie sie erklärt, wolle sie die Bezeichnung der entsprechenden Stellen nicht neutral halten, nur „damit sich Menschen, die sich nicht ident zu ihrem angeborenen Geschlecht fühlen, besser fühlen, oder nicht angefeindet werden oder was auch immer.“ Abschließend erklärt sie: „Sorry, aber wir können nichts dafür. Lasst uns die Weiblichkeit. Das ist das einzige, was ich sage. Der Rest – macht, was ihr wollt. Aber ich akzeptiere es nicht und ich werde es nie akzeptieren, dass man das weibliche Geschlecht als einen Hautlappen bezeichnet, okay?“

GNTM-Teilnehmerin Zoey in der Kritik: „Das geht halt einfach gar nicht und kann so schädlich für junge Personen sein“

Während Zoey sich für ihre Aussagen rechtfertigt, wird auf Twitter weiter diskutiert. Eine Nutzerin findet: „Das geht halt einfach gar nicht und kann so schädlich vor allem für junge Personen sein, die Zoey, self claimed Feministin, als Vorbild sehen.“ Wie sie findet, sei Zoey mit ihrer Ansicht eine „TERF“ (Trans-Exclusionary Radical Feminist, zu deutsch: Trans-ausschließende, radikale Feministin). Eine andere Nutzerin findet: „Was sie zu dem Text zu sagen hat, war auf jeden Fall respektlos, aber es ist noch nicht transphob, wenn man mit diesem Text jetzt nicht übereinstimmt.“

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