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Daimler verärgert mit Verbrenner-Vorhersage Kunden: „Elektroschrott, Schwachsinn, Schmarren“

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Von: Julian Baumann

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Der Mercedes EQS steht auf einer Straße
Die Daimler AG konzentriert sich in Zukunft voll auf E-Autos © Daimler AG

Bei der Daimler AG steht das E-Auto inzwischen im Fokus. Der Forschungschef von Mercedes-Benz, Markus Schäfer, hat sich nun über die Zukunft des Autofahrens und der Mobilität geäußert - und handelte sich damit Kritik ein.

Stuttgart - Baden-Württemberg verfügt bereits über ein weit ausgebautes Netz an Ladesäulen für E-Autos. Dennoch sind vor allem die rein elektrisch betriebenen Autos auf den Straßen noch deutlich in der Unterzahl - auch in der Landeshauptstadt Stuttgart. Das soll sich in Zukunft allerdings ändern. Die Daimler AG setzt seit einiger Zeit verstärkt auf die E-Mobilität und die Produktion von Modellen der elektrischen Reihe EQ. Bislang legte der weltbekannte Konzern allerdings eher einen holprigen Start in die E-Auto-Welt hin. Der SUV EQC blieb weit hinter den Erwartungen zurück und auch der kleinere EQA rief gemischte Resonanzen hervor. Die Hoffnung der Stuttgarter liegt derzeit auf der elektrischen S-Klasse EQS, die zum Super-Konkurrenten für Tesla werden soll.

Die Daimler AG verabschiedet sich zugunsten der E-Autos immer mehr von den herkömmlichen Antrieben und will den Verbrenner früher abschaffen als geplant. Das ist aller Voraussicht nach auch der richtige Schritt, denn die EU plant bereits den Verbrenner zu verbieten. Bislang haben die elektrischen Fahrzeuge jedoch noch einen schweren Stand, was vor allem an der verhältnismäßig geringen Reichweite pro Akkuladung liegt. Markus Schäfer, Forschungschef von Mercedes-Benz, sieht die E-Autos den Verbrenner-Modellen jedoch bereits ebenbürtig und will Diesel und Benziner radikal ausmustern, wie das Handelsblatt berichtet. Viele deutsche Autofahrer wollen jedoch weiterhin am Verbrenner festhalten und stehen den E-Autos kritisch gegenüber, wie Kommentare auf Facebook zeigen.

Daimler AG: Endgültiger Abschied vom Verbrenner-Motor - „eher früher als später“

Die Daimler AG stellte erst kürzlich das neue Modell der Mercedes-Benz C-Klasse in einer digitalen Weltpremiere vor. Bei dem Modell setzt der Autobauer aus Stuttgart ein letztes Mal auf den Verbrenner, die C-Klasse ist jedoch auch mit einem elektrischen Antrieb ausgestattet. Der Wandel hin zur E-Mobilität ist bei dem schwäbischen Traditionskonzern jedoch bereits mehr als deutlich zu bemerken. So soll beispielsweise das älteste noch aktive Daimler-Werk in Berlin zu einem Digitalcampus umgebaut werden. In der Fabrik wurden bislang Verbrenner-Motoren und Komponenten gebaut, zukünftig soll der Fokus jedoch auf Software und E-Autos liegen. Auch das Stammwerk in Stuttgart-Untertürkheim, wo sich auch die Daimler-Konzernzentrale befindet, soll zu einem Elektrocampus für die E-Mobilität umgebaut werden.

Bislang hatte die Daimler AG beziehungsweise das Tochter-Unternehmen Mercedes-Benz AG, das zukünftig eigenständig sein soll, erklärt, bis zum Jahr 2039 komplett klimaneutral zu werden. Das könnte nun jedoch deutlich früher eintreten. Forschungschef Markus Schäfer setzt seinen Fokus auf einen frühzeitigen Abschied vom Verbrenner. „Ich bin davon überzeugt, dass wir uns eher früher als später wandeln müssen“, sagte der Forschungschef dem Handelsblatt. Demnach könne der Umbruch der gesamten Autoindustrie auf die Produktion von E-Autos deutlich schneller vonstattengehen wie ursprünglich angenommen. „Wir bereiten uns jedenfalls auf eine frühere Umstellung vor“, so Schäfer.

Daimler AG: Laut Schäfer haben E-Autos „keine Nachteile“ gegenüber Verbrenner-Modellen

Die Daimler AG will bis zum Jahr 2025 mehr als zehn neue E-Auto-Modelle der Baureihe EQ auf den Markt bringen. Darunter auch die mit Spannung erwartete elektrische Limousine EQS. Vor allem mit diesem Modell will Markus Schäfer beweisen, dass ein elektrischer Mercedes bei der Beschleunigung, der Reichweite und der Ladezeit „keine Nachteile“ mehr gegenüber eines Modells mit herkömmlichem Antrieb habe, berichtet das Handelsblatt. E-Autos seien Verbrenner-Modellen bereits jetzt ebenbürtig. „Insofern gibt es produktseitig in der nahen Zukunft keinen rationalen Grund mehr, sich für einen Verbrenner zu entscheiden.“

In den Kommentaren auf Facebook stieß diese Aussage des Forschungschefs der Daimler AG auf viel Kritik. „Ich schaue aus meinem Fenster und sehe sehr viele Gründe, weshalb das nicht der Fall ist!“, kommentiert ein Nutzer noch sehr zurückhaltend. „So ein Schwachsinn, wir sind nur mehr von einer Energiequelle abhängig, na gute Nacht“, kommentiert ein weiterer. „Wenn man soviel Geld mit der Entwicklung von Elektroschrott verbrannt hat, muss man Verbrenner am Ende sehen.“

Ein weiterer Nutzer geht sogar so weit, die E-Autos als „umwelttechnische Vollkatastrophe“ zu bezeichnen. An den vielen kritischen Kommentaren lässt sich ablesen, dass sich viele deutsche Autofahrer noch lange nicht vom Verbrenner verabschieden wollen. Die Skepsis gegenüber E-Autos ist nach wie vor hoch.

Durch den Fokus auf die E-Mobilität verliert die Daimler AG möglicherweise auch treue Kunden, die bislang die Verbrenner-Modelle des Stuttgarter Konzerns schätzten. „Ich fahre jetzt seit 25 Jahren die S-Klasse - wird wohl die Letzte sein.
Werde mir dann ein Wasserstoff-Auto besorgen“, schreibt ein Nutzer auf Facebook. „Den Schmarren, der vom Mercedes-Forschungschef vorgetragen wird, ist nicht nachvollziehbar.“ Ein weiterer User kritisiert die seiner Meinung nach geschönten CO2-Bilanzen der E-Autos. „Die Null - CO2 Bilanz von E-Autos ist wider besseres Wissen eine einzige Lüge“, schreibt er. „E-Autos sind nur dann gut, wenn man die Herstellung / Batterie und natürlich den Ladestrom komplett nicht mit berechnet.“

Daimler AG: Gespaltene Meinung zur E-Mobilität - es gibt auch zustimmende Kommentare

Es gibt jedoch auch Kommentare, die dem Forschungschef der Daimler AG in Bezug auf die Ebenbürtigkeit von E-Autos und Verbrenner-Modellen zustimmen. „So ist es auch“, schreibt ein User. „Und die wenigen Nachteile der E-Mobilität wird man innerhalb der nächsten Jahre beheben können.“

Durch die immer strenger werdenden Klimavorschriften der EU ist die Daimler AG auch gezwungen, den Wandel zur E-Mobilität möglichst schnell zu vollziehen. Das sei jedoch eine „Herkulesaufgabe“, sagte Markus Schäfer dem Handelsblatt. Im Hause Daimler war die Produktion seit jeher hauptsächlich auf die Produktion von Benzin- und Diesel-Motoren ausgelegt. Im Gegensatz zum großen Konkurrenten Tesla, der von Beginn an nur auf E-Autos setzt, müssen die Stuttgarter ihre Fertigungsanlagen dementsprechend zunächst umstellen. In reinen Fahrzeug-Produktionsstandorten wie Bremen oder Rastatt sei das bereits weitgehend abgeschlossen, so Schäfer. Der Umbau der Motorenstandorte ginge dagegen jetzt erst richtig los.

Daimler AG: Verbrenner-Volumen schrumpft immer weiter - Tausende Arbeitsplätze in Gefahr

Für die Neuausrichtung des Stammwerks in Stuttgart-Untertürkheim investiert die Daimler AG mehr als 400 Millionen Euro. Im „Herzen des Automobils“, wo Gottlieb Daimler und Wilhelm Maybach vor fast 140 Jahren den Einzylinder-Motor entwickelt haben, sollen zukünftig E-Autos gebaut werden. Der Konzern will ab 2024 den elektrischen Antriebsstrang (eATS) selbst herstellen und sich nicht mehr überwiegend auf Zulieferer wie die ZF Friedrichshafen oder Siemens verlassen, wie das Handelsblatt berichtet. Neben zwei bereits geplanten Batteriemontagen in der Fabrik sollen auch eine Reihe von neuen Prüfständen, eine Anlauffabrik für Akkus, ein „Safety Lab“ sowie eine Kleinserienfertigung von Lithium-Ionen-Zellen entstehen.

Obwohl die Daimler AG aktuell Probleme mit einem chinesischen Zell-Lieferanten hat und dadurch sogar die E-Auto-Strategie der Stuttgarter in Gefahr ist, will der Konzern auch in Zukunft keine eigenen Batteriezellen bauen. „Für uns ist es zur aktuellen Zeit keine Option, Batteriezellen im großen Stil selbst zu bauen, weil das Rennen um die beste Zellchemie der Zukunft noch völlig offen ist“, sagte Markus Schäfer dem Handelsblatt. Was jedoch bei dem verstärkten Fokus auf E-Autos abzusehen ist, ist das zukünftig deutlich weniger Arbeiter benötigt werden.

Der Arbeitsaufwand bei der Produktion von E-Komponenten ist deutlich geringer als bei den Verbrenner-Varianten. Um die Fixkosten zu senken, will die Daimler AG bis 2025 weltweit rund 20.000 der insgesamt 300.000 Stellen streichen. Allein am Stammwerk in Untertürkheim steht durch die Transformation eine vierstellige Zahl an Jobs auf dem Spiel. Für die Daimler-Angestellten in Deutschland gilt jedoch eine Jobgarantie bis zum Jahr 2029. Der Konzern kann Stellen demnach nur auf freiwilliger Basis durch Vorruhestand oder Abfindungen abbauen.

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