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- vonSina Alonso Garciaschließen
Die Daimler AG schüttet Milliarden an ihre Aktionäre aus - obwohl sie zuvor staatliche Corona-Hilfen beansprucht hat. Dafür hagelt es jetzt Kritik.
Stuttgart - Obwohl das Coronavirus in Baden-Württemberg auch der Daimler AG massiv zusetzte, konnte der Autobauer aus der Landeshauptstadt Stuttgart im Pandemie-Jahr 2020 einen Milliardengewinn erzielen. Laut Kritikern jedoch zu einem bitteren Preis. Während Daimler 1,4 Milliarden Euro an die Aktionäre ausschüttet, droht noch immer tausenden Mitarbeitern die Kündigung. Durch den Sparplan von Daimler-CEO Ola Källenius wurden viele Angestellte in Kurzarbeit geschickt und Löhne gekürzt.
Dass die Daimler-Bosse zusammen pro Jahr 28 Millionen Euro verdienen, während Mitarbeitern das Gehalt gekürzt wird, ist für viele unverständlich. Zwar verzichten Daimler-Manager wegen des Coronavirus auf einen Teil ihres Gehalts, dieser ist von dem am Ende zweistelligen Millionenverdienst des Vorstands jedoch bereits abgezogen. Weil auch die Dividende der Aktionäre pro Aktie von 90 Cent im Vorjahr auf 1,35 Euro gestiegen ist, nimmt die Kritik am Vorstand weiter zu.
Daimler AG: Susanne Eisenmann sieht Entwicklungen bei dem Autobauer kritisch
Nun meldete sich auch Susanne Eisenmann, aktuelle Kultusministerin und CDU-Spitzenkandidatin zur Landtagswahl, zu Wort. Dass Daimler trotz Corona-Staatshilfen Dividenden in Milliardenhöhe ausschüttet, sieht sie kritisch. „Ich finde das nicht glücklich, ich kann das Unverständnis nachvollziehen“, sagte Eisenmann im Gespräch mit dem Südkurier am Montag. Zwar sei dies eine firmeninterne Entscheidung, doch sei im Umgang damit „eine gewisse Sensibilität wünschenswert“.
Ebenso beklagte Eisenmann aber auch, dass die Wirtschaftshilfen des Bundes bei den Unternehmen zu spät ankommen würden. Das habe zu lange gedauert und sei mit immensen bürokratischen Hürden verknüpft gewesen.
Auch bei Twitter löste die Nachricht über die Ausschüttungen an Daimler-Aktionäre Diskussionen aus. „Ich hoffe, ihr alle habt Daimler-Aktien und erhaltet auch einen Teil der 1,4 Milliarden Euro, die als Dividende an die Aktionäre ausgeschüttet werden. 700 Millionen davon habt ihr via Kurzarbeitergeld ja selbst beigesteuert“, twittert ein Autor des Satiremagazins „Titanic“. Sein Tweet erhält fast 5.000 Likes.
Wenn nicht, dann freut euch halt wenigstens für Li Shufu. pic.twitter.com/kQURUecw8r
— Cornelius W. M. Oettle (@C_W_M_O) February 19, 2021
Ein anderer Twitter-Nutzer schreibt: „Ich habe das Kurzarbeitergeld gerne mitfinanziert für Daimler-Mitarbeiter. Es kann aber nicht sein, dass Gewinne erzielt werden und Aktionäre eine Diverse [sic!] bekommen. In dem Jahr wo sie Geld vom Staat bekommen haben. Das kotzt mich an!!!!“
Kurz vor den baden-württembergischen Landtagswahlen am 14. März setzt Susanne Eisenmann mit ihrer Kritik an Daimler ein klares Statement. Im Rennen gegen den amtierenden baden-württembergischen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann (Grüne) versucht sie, sich im Wahlkampf Gehör zu verschaffen. Laut Umfragen haben die Bürger für die Landtagswahl jedoch bereits einen eindeutigen Favoriten - nämlich Kretschmann.
Daimler AG steht aktuell vor einigen Herausforderungen
Nicht nur die Corona-Pandemie stellt die Daimler AG aktuell vor Herausforderungen. Wegen des Wandels hin zur Elektromobilität schafft Daimler den Verbrenner ab - womöglich bereits früher als erwartet. Da für den Bau von E-Autos aber weniger Mitarbeiter benötigt werden, sind unter anderem in sechs deutschen Werken 20.000 Arbeitsplätze bedroht.
Auch die kürzlich angekündigte Spaltung von Daimler bedeutet für die Mitarbeiter an den Standorten der Daimler AG weltweit womöglich große Veränderungen. Zukünftig soll die PKW-Sparte des Herstellers als Mercedes-Benz AG eigenständig sein, während die LKW-Sparte als Daimler Truck AG als davon getrenntes Unternehmen ebenfalls an die Börse gehen soll. Mit der Namensänderung der Daimler AG verschwindet der Name „Daimler“ wohl bald auch aus Stuttgart. Die Daimler Truck AG wird ihren Hauptsitz zukünftig in Leinfelden-Echterdingen (Kreis Esslingen) haben.