Corona-Explosion besorgt Impfärztin: „Bin skeptisch, ob es ohne Lockdown geht“

Die Corona-Lage in Baden-Württemberg eskaliert zusehends. Eine Impfärztin hält deshalb einen erneuten Lockdown für unabwendbar.
Koblenz/Stuttgart - Das Coronavirus in Baden-Württemberg breitet sich aktuell wieder rasant aus. Im Moment gilt im Südwesten die Warnstufe, angesichts steigender Patientenzahlen auf Intensivstationen ist die strenge Alarmstufe aber nicht mehr weit entfernt. Erstmals seit Pandemiebeginn liegt die 7-Tage-Inzidenz in Baden-Württemberg zudem über 300.
Um die Ausmaße des Pandemieverlaufs unter Kontrolle zu halten, gilt eine möglichst hohe Impfquote als unabdingbar. Während die Politik eine Verpflichtung zur Impfung ablehnt, wächst in der Bevölkerung die Zustimmung dafür. Laut einer Umfrage ist ein Drittel inzwischen für die Impflicht. Immerhin: Gegenüber dem SWR berichtet eine Impfärztin aus Koblenz (Rheinland-Pfalz) von einer wachsenden Zahl Impfwilliger. Sie hält einen erneuten Lockdown aber dennoch für praktisch unvermeidbar.
Corona-Pandemie: Zahl der Impfungen steigt wieder, besonders die Auffrischung
Die Impfärztin Astrid Weber koordiniert in Koblenz eine Impfstation. In den letzten Tagen werde dort im Akkord gearbeitet. „Wir hatten zuletzt am Tag 360 Impfungen“, so Weber zum SWR. Während es zunächst noch sehr viele Erstimpfungen waren, nehme inzwischen die Zahl derer zu, die wegen einer sogenannten Booster-Impfung anstehen. Für die Entwicklung macht sie die wachsende Sorge angesichts steigender Infektionszahlen verantwortlich, aber auch die zunehmend strengen Regeln für Ungeimpfte.
Besonders problematisch sieht die Impfärztin aus Koblenz, dass viele Impfzentren bereits geschlossen wurden. Auf die Frage nach deren erneuter Öffnung hat Astrid Weber deshalb eine klare Antwort: „Ja. Da sage ich ganz klar: Ja!“ Gegenüber dem SWR betont sie, dass schnelle Booster-Impfungen und weitere Erst- und Zweitimpfungen unabdingbar für eine Entspannung der aktuellen Corona-Lage sind. Dennoch hält sie eine unliebsame Maßnahme für kaum noch abwendbar.
Maßnahmen in der Corona-Pandemie: Impfärztin befürchtet erneuten Lockdown
„Ich bin skeptisch, ob wir das ohne Lockdown hinkriegen“, erklärt Impfärztin Astrid Weber gegenüber dem SWR. Dafür ginge es mit den Booster-Impfungen nicht schnell genug und zu viele Menschen seien noch ungeimpft. Im vergangenen Jahr sei die Inzidenz zur selben Zeit niedriger gewesen.
Dabei hält die Impfärztin Außenveranstaltungen mit 2G-Regelung nicht für Treiber der Pandemie und sieht diese eher unproblematisch. „Das Problem sind die Treffen und die Kontakte in Innenräumen“, so Astrid Weber. Dort glaubt sie, werden bald Beschränkungen notwendig.