Kritik an Baden-Württemberg: Regierung isoliert coronainfizierte Flüchtlinge in Stuttgart

Die Corona-Pandemie macht auch vor Geflüchteten nicht halt. Infizierte Flüchtlinge werden zur Quarantäne zentral nach Stuttgart gebracht - dafür gibt es Kritik.
Stuttgart - Das Coronavirus in Baden-Württemberg* verbreitet sich über sämtliche soziale und Altersschichten. Allerdings sind wie bei so vielen gesellschaftlichen Problemen Benachteiligte besonders gefährdet, sich mit dem Coronavirus zu infizieren. Auch die niedrige Impfquote um Stuttgart hängt mit Bildung und sozialem Status zusammen (BW24* berichtete).
Bei Geflüchteten kommt die Benachteiligung extrem zum Tragen. Sie gelangen nicht zuletzt wegen Sprachbarrieren schwerer an Informationen und haben einen erschwerten Zugang zum Gesundheitssystem. Aktuell steigen zudem nicht nur die Coronainfektionen im Land, es kommen auch wieder mehr Flüchtlinge: Die Erstaufnahme-Einrichtungen für Flüchtlinge sind voll*. Entsprechend bleiben auch Infektionsfälle unter Geflüchteten nicht aus. Wie die Stuttgarter Nachrichten (StN) berichten, werden positiv Getestete nach Stuttgart* gebracht - eine Vorgehensweise, die viel Kritik erntet.
Coronavirus unter Flüchtlingen: Baden-Württemberg bringt Infizierte zur Quarantäne nach Stuttgart
Die Stuttgarter Nachrichten schreiben, dass im Norden der Landeshauptstadt ein Hotel als Quarantäneeinrichtung für Flüchtlinge dient. Der Zeitung liegen Informationen vor, wonach mitunter ganze Reisebusse vor Ort anhalten. Die Insassen würden von Personal in Schutzanzügen über die Feuerleiter des Gebäudes in die Isolation gebracht.
Grundsätzlich spricht nichts gegen ein Hotel als Isolierstation. Beobachter stellten gegenüber den Stuttgarter Nachrichten allerdings die Frage, weshalb Geflüchtete dafür mit einem Bus ohne großen Infektionsschutz durch ganz Baden-Württemberg gefahren werden müssen. Denn eigentlich gibt es für Coronainfizierte in Unterkünften für Flüchtlinge entsprechende Maßnahmen. „In allen Erstaufnahmeeinrichtungen wurden vorsorglich Bereiche eingerichtet, in denen positiv getestete Personen isoliert und Verdachtsfälle beziehungsweise Kontaktpersonen separiert untergebracht werden können“, erklärte eine Sprecherin des Regierungspräsidiums Karlsruhe den StN.
Werden Flüchtlinge positiv auf das Coronavirus getestet, erfolge die Isolierung in den dafür vorgesehenen Unterkünften. Erst nach der Genesung oder Freigabe dürften die Betroffenen diese Quarantäne wieder verlassen. Aktuell seien 39 Geflüchtete mit dem Coronavirus infiziert.
Coronavirus in Baden-Württemberg: Transport infizierter Flüchtlinge sorgt für Unverständnis
Ein Flüchtlingsbetreuer kritisierte gegenüber den StN, dass Baden-Württemberg beim Transport der Flüchtlinge wichtige Fragen ungeklärt lasse - zum Beispiel, was passiere, wenn „es einem erkrankten Passagier schlecht geht oder gar jemand aus den Bussen verschwindet“.
Das Regierungspräsidium betont, dass Anfahrten in großen Reisebussen die absolute Ausnahme seien. „In der Regel werden positiv getestete Personen in speziell umgebauten Kleinbussen mit separatem Fahrgastbereich befördert. Außerdem tragen alle Fahrgäste FFP2-Masken, und die Busse werden nach der Fahrt desinfiziert“, so die Sprecherin zu den StN. *BW24 ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.