Bosch-Mitarbeiter kämpfen gegen Abbau Hunderter Stellen - „uns droht sozialer Kahlschlag“

Zahlreiche Stellen bei Bosch werden in den kommenden Jahren nach Osteuropa verlagert. Betroffene Mitarbeiter an Standorten in ganz Deutschland gehen auf die Barrikaden.
Stuttgart - Der Automobilzulieferer Bosch mit Sitz in Stuttgart reduziert aktuell an mehreren Standorten die Zahl seiner Beschäftigten. Allein in den Werken Bühl und Bühlertal baut Bosch bis 2025 rund tausend Stellen ab und verlagert sie nach Osteuropa - dort ist die Produktion deutlich billiger. An den Standorten Arnstadt (Thüringen) und München droht die Schließung ganzer Werke. Als einer der Gründe gilt die Umstellung der Produktion vom Verbrenner zum Elektroauto. Aus Sicht von Betriebsräten ist dies aber nur ein Vorwand, um Mitarbeiter loszuwerden: „Die Verlagerung hat mit der Transformation gar nichts zu tun“, kritisiert Klaus Lorenz, Betriebsratsvorsitzender bei Bosch in Bühl.
In Bühl baut Bosch beispielsweise Motoren für Fensterheber und Sitze - „also Produkte, die eins zu eins so auch noch in Elektroautos benötigt werden“, so die IG Metall. Doch die Nachfolgeserien landen nicht mehr in Bühl, sondern in Ungarn, Serbien oder China. Betroffen ist nicht etwa nur die Produktion, sondern auch massiv die Forschung und Entwicklung. „Unserer Region droht ein sozialer Kahlschlag, auch für die Zulieferer“, warnt Klaus Lorenz.
Aktionstag am 19. November: Bosch-Mitarbeiter demonstrierten vor betroffenen Werken
Dass viele Arbeitsplätze in Deutschland verloren gehen und nach Osteuropa wandern „hat mit fair nichts mehr zu tun“, sagt Lorenz. „Wir fordern langfristige Perspektiven. Die Transformation muss an unseren Standorten umgesetzt werden. Der Mensch muss vor der Marge stehen.“ Um ihrem Anliegen Ausdruck zu verleihen, protestierten Bosch-Beschäftigte, Betriebsräte und IG Metallam 19. November gegen den drohenden Stellenabbau. An den betroffenen Standorten in Arnstadt, Bühl und München leisteten sie gemeinsam mit unterstützenden Kollegen anderer Standorte Widerstand.
In München stehen rund 250 Arbeitsplätze auf dem Spiel. Bosch prüft die Schließung des Standorts, da die Fertigung von Einspritzventilen und Kraftstoffpumpen nach Osteuropa verlagert werden soll. Im thüringischen Arnstadt will Bosch ein Elektronik-Werk bis zum Jahresende schließen - und bricht damit einen Tarifvertrag, der den Angestellten eigentlich eine Beschäftigungssicherung zugesagt hat. Hier sind 100 Arbeitsplätze betroffen.
„Wir lassen keinen Boschler im Regen stehen“ - Betriebsratschef sichert Unterstützung zu
Im Rahmen des Solidaritäts-Aktionstags am 19. November leisteten Kollegen von anderen Bosch-Werken Unterstützung. So fuhren zum Beispiel Bosch-Beschäftigte aus norddeutschen Werken nach Arnstadt, Beschäftigte aus Feuerbach nach Bühl oder München. Allein fünf Busse aus Stuttgart brachen nach München auf - an Bord auch Frank Sell, Gesamtbetriebsratschef der Bosch-Mobilitätssparte. „Wir lassen keinen Boschler im Regen stehen und erwarten vom Unternehmen konstruktive Verhandlungen und konstruktive Lösungen vor Ort“, sagt Sell. „Wir sagen Nein zur Standortschließung.“