„Damit es sich bei Verspätungen besser sitzt“: Land sucht „Probe-Sitzer“ für Züge
Das Land Baden-Württemberg will bei den neuen Zügen für die Bahn keine Fehler machen. In Stuttgart sucht man deshalb nach Test-Sitzern.
Stuttgart - 130 neue Doppelstockzüge sollen ab 2025 in Baden-Württemberg auf den Gleisen starten. Für die Züge greift das Land ordentlich in die Tasche: Rund 2,5 Milliarden Euro ist der Politik das Großprojekt wert. Damit am Ende jeder glücklich sitzt, hat sich das Land etwas ganz Besonderes einfallen lassen. In Stuttgart am Hauptbahnhof können die Sitze des Zuges schon mal probegesessen werden.

Neue Züge für die Bahn: Verkehrsminister sucht nach freiwilligen Probe-Sitzern in Stuttgart
Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) wirbt auf Twitter bereits nach Teilnehmenden an der Sitz-Studie. „Gut gesessen?“, schreibt Hermann. „In BaWü lassen wir unsere Fahrgäste mitentscheiden, welche Sitze in unsere 130 neuen bwegtBW Züge kommen.“ Im Anschluss an den Komfort-Check dürfen die Probe-Sitzenden ihren Lieblingsstuhl aus den Sitzmodellen je für die erste und zweite Klasse wählen. Die Aktion läuft voraussichtlich noch bis zum 23. April.
Moderner Zug für die Bahn in Baden-Württemberg hat WLAN, Steckdosen und Leselampen
Top modern soll der neue Spezialzug mit Steckdosen, Leselampen, funktionierendem WLAN und den bequemsten Sitzen für Komfort bei den Reisenden sorgen. Dazu soll es ausgewiesene Bereiche für Arbeitende und Familien geben.
Statt großer Vorfreude auf das Sitz-Erlebnis und die Abstimmung erntet der Grünen-Politiker für seinen Post in den Kommentaren allerdings größtenteils Spott. „Damit es sich bei Verspätungen besser sitzt?“, fragt ein User scherzhaft. Andere wünschen sich statt bequemeren Sitze lieber, dass die Züge überhaupt wieder in einer Regelmäßigkeit fahren.

Großprojekt der Bahn: Mindestens 30 Jahre fahren die Züge durch Baden-Württemberg
Nachdem es bereits in der vergangenen Woche zu Problemen im S-Bahn Bereich Stuttgart gekommen war, fielen zuletzt auch in Baden-Württemberg immer wieder Züge der Bahn aus. Auch die Streiks der EVG tragen zum regelmäßigen Bahnchaos bei – Ende bisher nicht in Sicht.
Verkehrsminister Hermann sieht für die Zukunft Baden-Württembergs die Modernisierung der Bahn als unerlässlich an und kritisierte jüngst die Autoindustrie. Und nicht alle gehen so hart mit der Idee des Verkehrsministers ins Gericht. Immerhin wird für ein Großprojekt mal die Bevölkerung konsultiert. Die Alstom-Züge vom Typ Coradia Stream High Capacity sollen im Idealfall über 30 Jahre durchs Land brausen. Da sollte man dann auch bequem sitzen dürfen – selbst bei Verspätungen. (btfm)