Vorwürfe: Stuttgart soll „respektlose und aggressive“ Jugendliche aus politischer Korrektheit ignoriert haben

Die Ausschreitungen in Stuttgart beschäftigen noch immer das ganze Land. Die Polizei arbeitet mit der Stadt Stuttgart an einem Sicherheitskonzept. Die Polizeigewerkschaft wirft der Landeshauptstadt Versäumnisse vor.
- Die Ausschreitungen in Stuttgart zeigten ein in dieser Form nie dagewesenes Gewaltpotential junger Menschen.
- Nach den Krawallen arbeitet die Polizei mit Hochdruck daran, die Innenstadt sicherer zu machen.
- Die deutsche Polizeigewerkschaft wirft Stuttgart vor, Forderungen der Polizei ignoriert zu haben.
Stuttgart - Die Ausschreitungen in Stuttgart in der Nacht zum Sonntag hätte in dieser Form wohl niemand in der ansonsten friedlichen Landeshauptstadt erwartet. Nach einer Rauschgiftkontrolle durch die Polizei Stuttgart zogen etwa 500 junge Menschen durch die Innenstadt, beschädigten Geschäfte und entwendeten Ware.
Bei den Ausschreitungen in Stuttgart bewarfen Randalierer Polizeibeamte mit Steinen und Flaschen. 19 Polizisten wurden dabei verletzt. Auch am Montag war die Königstraße im Herzen der Stadt noch von der Zerstörung gezeichnet. Die deutsche Polizeigewerkschaft macht der Stadt Stuttgart nun schwere Vorwürfe.
Ausschreitungen in Stuttgart: Krawalle haben sich seit längerer Zeit angekündigt
Eigentlich müsste im Stuttgarter Rathaus niemand über die Ausschreitungen überrascht gewesen sein, sagte Ralf Kusterer, der Landesvorsitzende der Polizeigewerkschaft der dpa. Die Krawalle in Stuttgart hätten sich schon seit längerer Zeit angedeutet. Ralf Kusterer berichtet von Problemen der Polizei Stuttgart mit „jugendlichen und heranwachsenden Tätern mit überwiegendem Migrationshintergrund.“ Die Stadtverwaltung habe davon gewusst.
Auch der Chef der Polizeigewerkschaft Rainer Wendt warnte nach den Ausschreitungen in Stuttgart vor einem aufkeimenden Linksterrorismus. Er beschuldigte die deutsche Politik und wies angebliche Rassismusvorwürfe im Bezug auf die Polizei zurück.
„Respektlos und aggressiv“: Junge Männer belagern Wiesen in Stuttgart, konsumieren Drogen und Alkohol
Die Ausschreitungen in Stuttgart nahmen ihren Anfang am Eckensee vor dem Landtag von Baden-Württemberg. In einer Pressekonferenz am Sonntagmittag sprachen Oberbürgermeister Fritz Kuhn und die Polizei von einer „Party- und Eventszene“, in der die Ausschreitungen ihren Anfang nahmen. Die Täter seien Teil dieser Szene gewesen. Am Montag revidierte der OB seine Aussage und bezeichnete die Randalierer als gewaltbereite Kriminelle.
Ralf Kusterer sprach, wohl in Anlehnung an die unglückliche Formulierung bei der Pressekonferenz, von einer „Problemszene“. Diese Problemszene versammele sich in Stuttgart auf öffentlichen Grünflächen, „um nahezu ungehindert auch Drogen und Alkohol zu konsumieren“ sagte der Landesvorsitzende der Polizeigewerkschaft mit Blick auf den Eckensee. Diese Personen seien äußerst respektlos und aggressiv, sie bedrohen Polizisten und hätten mit der Event-Kultur in Stuttgart nichts zu tun.
Ausschreitungen in Stuttgart: Stadt ignorierte Forderungen der Polizei
Nach den Ausschreitungen in Stuttgart wirft Ralf Kusterer der Stadt vor, Forderungen der Polizei ignoriert zu haben. „Wer dabei der Polizei Steine in den Weg legt und nicht mit allen Möglichkeiten versucht, Rechtsgrundlagen und Möglichkeiten zu schaffen, damit die Polizei handeln kann, hat entweder die Situation nicht im Griff oder hat aus dogmatischen, politischen Anschauungen heraus einfach nichts getan“, sagte er der dpa. Die Polizei habe eine Durchsetzung des Grünflächenverbots gefordert, was die Stadt Stuttgart jedoch ignoriert habe. „Über die Platzverweise der Polizei macht sich das Problem-Klientel nur lächerlich“.
Die Polizei bereitet sich aktuell auf einen möglichen Ernstfall am Wochenende vor. Weitere Ausschreitungen in Stuttgart sollen mit aller Macht verhindert werden. Die Landeshauptstadt schloss mit der Polizei eine Sicherheitspartnerschaft, die am Dienstag zum ersten Mal zusammen kam. „In der Stuttgarter Innenstadt sollen die Menschen in Zukunft sicher und friedlich feiern können“, sagte OB Kuhn bei der Gremiumssitzung im Rathaus. Nach den Ausschreitungen besprach die Verwaltung auch ein drohendes Alkoholverbot auf bestimmten Plätzen in ganz Baden-Württemberg.
Nach den Ausschreitungen in Stuttgart ist im Netz eine brisante Tonspur aufgetaucht. Zu hören ist ein mutmaßlicher Polizist, der die Täter der Krawalle als „Kanaken" bezeichnet. Die Polizei Stuttgart hat die Echtheit der Aufnahme bestätigt - sie ermittelt in den eigenen Reihen.
Umso schöner ist es nach den Ausschreitungen in Stuttgart jedoch, dass es auch schöne Bilder von Jugendlichen und Polizisten zu sehen gibt. Auf Social Media lud eine TikTok-Nutzerin ein Video. Es zeigt einen tanzenden Polizisten, der am Hauptbahnhof in Stuttgart gemeinsam mit jungen Leuten feiert. Die Szene vermittelt eine hoffnungsvolle Botschaft.