Nach Blackfacing-Vorwurf bei „Aladdin“-Musical: „Dschinni“ bekommt neues Makeup

Vor dem Start des Musicals Aladdin in Stuttgart geriet Flaschengeist „Dschinni“ in die Kritik. Der Vorwurf: Blackfacing. Jetzt hat das Theater reagiert.
Stuttgart - „Aladdin“-Musical-Star Maximilian Mann, der „Dschinni“ spielt, zeigte sich im Gespräch mit BW24 von den Blackfacing-Anschuldigungen der Black Community Foundation Stuttgart sichtlich getroffen. „Das Wichtigste ist, dass wir so etwas superernst nehmen. Das Letzte, was wir wollen, ist, dass durch unsere Show jemand angegriffen wird.“
Die Organisation hatte sich gegenüber unserer Redaktion Ende Oktober darüber empört, dass das sichtbare dunklere Schminken des Flaschengeists in dem Musical „falsch und beleidigend“ sei und unterstellte den Machern ein rassistisches Vorgehen. Harte Vorwürfe, die ihre Wirkung nicht verfehlten. „Wir haben uns mit dem gesamten Team in Stuttgart zusammengesetzt und dieses ernste Thema bis in die höchsten Ränge diskutiert, was letztlich in einer Anpassung des Make-Ups resultierte“, so Maximilian Mann.
Ursprünglich wurde die Make-Up-Idee für „Dschinni“ aus dem englischen „golden-sparkling“ (dt.: goldglänzend) abgeleitet. „Die Schwierigkeit besteht darin, dass es den tausend verschiedenen Lichtstimmungen auf der Bühne standhalten muss und das Gold beziehungsweise Bronze für den Zuschauer dunkler wirken kann als gewollt“, erklärte Constanze Müller, die Leiterin des Apollo-Theaters Stuttgart, gegenüber BW24.
„Dschinni“-Darsteller Maximilian Mann: Wollten kein ethnisches Problem durch Make-Up hervorrufen
Nach den Vorwürfen der Black Community Foundation Stuttgart folgten unter anderem Absprachen mit den großen Chefs von Disney, dem Regisseur aus Amerika und dem zuständigen Make-Up-Artist. Das Resultat: Aus dem goldglänzenden Design wurde ein buntglänzendes, mit vielen farbigen Partikeln. „Dschinni glänzt nach wie vor, was uns sehr wichtig war, nur jetzt farbenfroher und nicht mehr in dem dunkleren Orange-Stich, der im Licht durch das Bronze hervorgerufen wurde“, so Müller.

Maximilian Mann betonte: „Auch wenn wir natürlich nicht die Intension hatten, ein ethnisches Problem durch unser Make-Up hervorzurufen, waren die eingegangenen Beschwerden für uns Grund genug, in die Selbstreflexion zu gehen und zu überlegen, was wir verändern können.“
Die Black Community Foundation Stuttgart machte in diesem Spannungsfeld darüber hinaus den Vorschlag, ein ethnisches Casting zu betreiben, um von vornherein die passenden Darsteller für die Rollen einzustellen. „Für die Rolle eines Flaschengeists ist das erstmal unpassend, da es sich um ein Fabelwesen handelt“, hielt Mann dagegen.
„Aladdin“-Cast in Stuttgart lebt mit 15 verschiedenen Nationen kulturelle Vielfalt
Der in der ursprünglichen Disney-Verfilmung blaue Geist wurde in der Uraufführung am Broadway zwar von einem schwarzen Darsteller gespielt - in vielen anderern Casts auf der ganzen Welt ist dies jedoch nicht der Fall. Es werde bei der Auswahl der Schauspieler vor allem darauf geachtet, wer die Rolle am besten sprechen kann, ergänzte Maximilian Mann.
Unser Cast besteht aus 15 verschiedenen Nationen. Diversität und kulturelle Vielfalt wird bei uns Tag für Tag auch hinter den Kulissen gelebt.
„Bei vielen anderen Rollen ist ein ethnisches Casting sehr wohl sinnvoll und nachvollziehbar“, pflichtete Constanze Müller auf „Aladdin“ bezogen bei und verwies dabei stolz auf das Team in Stuttgart. „Unser Cast besteht aus 15 verschiedenen Nationen. Diversität und kulturelle Vielfalt wird bei uns Tag für Tag auch hinter den Kulissen gelebt.“
Wie Mann und Müller gegenüber BW24 außerdem bestätigten, hat die Black Community Foundation Stuttgart inzwischen eine Einladung des Theaters zu einem Diskursgespräch angenommen. Der Termin für die Aussprache steht noch aus.