Familie heizt Haus mit Holz – jetzt hat sie ein Käfer-Problem

Der Australische Diebkäfer fühlt sich im Winter in warmen Gebäuden pudelwohl. Und dort kann er große Schäden anrichten.
Das alte Einfamilienhaus mit großem Garten im Raum Heilbronn hat einen Kamin. Zum Glück für dessen Bewohner - in anbetracht der derzeit immensen Kosten für Öl und Gas, über die echo24.de berichtet. Die vierköpfige Familie hat es somit wesentlich kostengünstiger mollig-warm, während andere in ihrer Nachbarschaft auf Sparflamme heizen. Dass ihre Kamin-Raumtemperatur von über 20 Grad jedoch für ein größeres Problem sorgt, merkt die Familie erst, als ihre neuen Mitbewohner längst da sind.
Irgendwann haben die winzigen Australischen Diebkäfer das warme Haus im Raum Heilbronn als ihres entdeckt. In Scharen. Wie ein Insekt, dass Menschen im Frühjahr in deutschen Großraum-Gärten in Atem hält. Allerdings lagern diesmal die neuen „Herrchen und Frauchen“ auch noch Trockentierfutter, Tee und Kräuter. Die Nähe zu den alten Bäumen im Garten ergänzt das Wohlfühl-Spa für die bis zu vier Millimeter großen Schädlinge. Ihre Geburten-Rate laut Umweltbundesamt unter solchen Umständen: 2.700 pro Jahr.
Art | Australischer Diebkäfer (Ptinus tectus) |
Herkunft | Australien, Tasmanien und Neuseeland |
Vorkommen | Weltweit in gemäßigten Klimazonen |
Nahrung | Getrocknete Materialien pflanzlicher und tierischer Herkunft |
Australische Diebkäfer und ihre Larven sind Nahrungs- und Materialschädlinge
Aber was richten die wie so viele Arten als Neozoen eingeschleppten Australischen Diebkäfer eigentlich in Wohnräumen an? Dazu teilt das Bundesumweltamt mit: „Die Larven, die viele Spinnfäden produzieren, bohren sich in etwas härtere Materialien ein, zum Beispiel in Verpackungen aus Papier, Kunststoff, weichem Holz oder Leder und Isolierungen, wo sie sich verpuppen.“ Laut Institut für Schädlingskunde entwickeln sie sich aber auch in einer Vielzahl von Nahrungsmitteln wie:
- Milchpulver
- Mehl
- Graupen
- Erbsen
- Kamillentee
- Hundekuchen
- Fischfutter
Die erwachsenen Australischen Diebkäfer verunreinigen besagte Nahrungsmittel durch ihren Kot - und machen sie ungenießbar. Doch Ptinus tectus ist nicht nur Vorratsschädling wie der Rotbraune Reismehlkäfer, sondern frisst dem Institut für Schädlingskunde zufolge auch Oberflächen von Leder und Textilien. Und: „Die nachtaktiven Käfer können auf der Suche nach geeigneten Nahrungsquellen größere Distanzen zurücklegen und haben eine Lebenserwartung von rund einem Jahr.“
Schädlingsbekämpfer spricht bei starkem Diebkäfer-Befall von langwierigem Prozess
Australische Diebkäfer leben im Freien häufig in Nestern von Haussperlingen und Tauben, die außerdem zumeist noch Ektoparasiten wie Bettwanzen und Taubenzecken im Gefieder tragen. Von den Vogelnestern aus können sie dann Wohnungen und Lagerhallen besiedeln. Das Institut für Schädlingskunde weist darauf hin, dass die erwachsenen Käfer und ihre älteren Larvenstadien „sowohl in Gebäuden als auch im Freien überwintern“.
Aber wie werden Betroffene die Australischen Diebkäfer wieder los? Der erfahrene Schädlingsbekämpfer Johann Ekov aus Heilbronn spricht bei extremem Befall von einem langwierigen Prozess: „Zunächst muss die kontaminierte Nahrungsquelle ausfindig gemacht, entsorgt und das Umfeld mit einem Langzeitinsektizid behandelt werden.“ Danach gehe es an die Verstecke der Schädlinge - mit Siliziumdioxid oder Diatomeenerde. „Mittels ausgelegten Klebeflächen-Detektoren kontrollieren wir zuletzt, ob der Befall dann wirklich beendet ist.“