Schockierende Zahlen: Das verdienen Erzieher, Krankenpfleger und Co.
In den vergangenen Jahren hat sich der Fachkräftemangel zu einer wachsenden Herausforderung in vielen Berufsfeldern entwickelt. Das liegt mitunter an der schlechten Bezahlung.
Stuttgart - Der Fachkräftemangel ist zu einer der größten Herausforderungen in vielen Berufsfeldern geworden und bedroht zunehmend wichtige Sektoren, wie zum Beispiel das Gesundheitswesen und die Bildung. Besonders betroffen von diesem Mangel sind Berufe wie Krankenpfleger und Erzieher. Diese engagierten Fachkräfte tragen maßgeblich zur Gesundheitsversorgung und Erziehung unserer Bevölkerung bei, doch ihre berufliche Anerkennung und Vergütung stehen oft in keinem angemessenen Verhältnis zu ihrer Verantwortung und den Herausforderungen, mit denen sie täglich konfrontiert sind.
Mit dramatischen Folgen: Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen leiden unter Personalmangel, was zu einer Überlastung des verbleibenden Personals führt. Das bekommen letztendlich auch die Patienten zu spüren. Unterdessen führt der Mangel an Erziehern in Kindergärten zu großen Gruppengrößen, verkürzten Betreuungszeiten und unzureichender individueller Betreuung. Neben den Belastungen und Herausforderungen, mit denen sich diese Fachkräfte täglich auseinandersetzen müssen, ist auch ihre finanzielle Situation eher schlecht. Obwohl sie einen unverzichtbaren Beitrag für die Gesellschaft leisten, verdienen Krankenpfleger, Erzieher und andere vergleichbare Berufsgruppen oft nur ein vergleichsweise geringes Gehalt. Doch wie hoch fällt dieses in Deutschland aus?
Fachkräftemangel in Deutschland: Welche Berufe und Branchen sind betroffen?
Wie eine Studie herausgefunden hat, sind es vor allem Berufe, in denen man Menschen helfen und unterstützen kann, die wirklich glücklich machen. Diese Jobs hingegen machen laut Forschern häufig unglücklich. Neben Freude an der Arbeit spielen jedoch auch Work-Life-Balance und die Bezahlung eine große Rolle, wenn es um die Wahl des Jobs geht. Dass alles nicht immer miteinander einhergeht, zeigt der aktuelle Fachkräftemangel. Denn obwohl soziale Berufe wie Kindergärtner oder Pflegekraft als erfüllend gelten, ist es vor allem die schlechte Bezahlung, die potenzielle Kräfte davon abhält, diese Karriere einzuschlagen. Zu den Branchen mit den höchsten Gehältern in Deutschland zählen diese Jobs definitiv nicht.
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Doch wie viel verdienten Fachkräfte in den Jahren 2021/2022 in vom Fachkräftemangel bedrohten Jobs? Die Plattform kununu hat in einem großen Gehaltscheck 2023 die Gehälter ermittelt. Dabei wurde die Bezahlung von Gesundheits- und Krankenpflegern, Erziehern, Verkaufskräften im Einzelhandel und Servicemitarbeitern in der Gastronomie ausgewertet.
Gesundheits- und Krankenpfleger
Gesundheits- und Krankenpfleger, auch Krankenschwester, Pflegefachkraft oder Krankenpfleger genannt, betreuen und pflegen Menschen in medizinischen oder pflegerischen Einrichtungen oder auch ambulant. Dabei haben die Arbeitskräfte eine vielfältige Palette an Aufgaben und Verantwortlichkeiten. Zu den Hauptaufgaben und Tätigkeitsbereich gehören:
- Patientenversorgung: Gesundheits- und Krankenpfleger sind dafür verantwortlich, eine umfassende und qualitativ hochwertige Pflege für Patienten zu gewährleisten. Dazu gehört die Durchführung von grundlegenden medizinischen Maßnahmen wie das Messen von Vitalparametern, die Verabreichung von Medikamenten, die Wundversorgung und die Überwachung des Gesundheitszustands der Patienten.
- Pflegediagnostik und Pflegeplanung: Krankenpfleger führen eine umfassende Beurteilung des Zustands der Patienten durch und erstellen auf dieser Grundlage individuelle Pflegepläne. Sie dokumentieren den Gesundheitszustand der Patienten, stellen Diagnosen und legen Ziele und Interventionen fest, um die Pflege optimal auf die Bedürfnisse jedes Einzelnen abzustimmen.
- Pflegedokumentation: Es ist Aufgabe von Gesundheits- und Krankenpflegern, die Pflege- und Behandlungsmaßnahmen sorgfältig zu dokumentieren. Dies umfasst die Aufzeichnung von Vitalzeichen, Medikationen, Behandlungsverläufen, Veränderungen im Zustand des Patienten und den Fortschritt bei der Umsetzung der Pflegeziele.
- Unterstützung bei der Rehabilitation: Gesundheits- und Krankenpfleger arbeiten eng mit anderen medizinischen Fachkräften zusammen, um Patienten bei der Genesung und Rehabilitation zu unterstützen.
- Mitwirkung bei medizinischen Untersuchungen und Behandlungen: Krankenpfleger unterstützen Ärzte und medizinisches Fachpersonal bei diagnostischen Untersuchungen, medizinischen Behandlungen und operativen Eingriffen.
- Gesundheitsförderung und Prävention: Neben der Behandlung und Pflege von Patienten sind Krankenpfleger auch in der Gesundheitsförderung und Prävention tätig. Sie geben Informationen und Schulungen zu gesundheitsrelevanten Themen wie Ernährung, Bewegung, Medikamenteneinnahme und Lebensstiländerungen.
Trotz der hohen Verantwortung, die diese Fachkräfte haben, ist das Gehalt eher bescheiden. Laut Angaben von kununu liegt das Durchschnittsgehalt eines Gesundheits- und Krankenpflegers bei 38.762 Euro im Jahr. Frauen können hierbei im Schnitt mit 38.093 Euro, Männer mit 41.078 Euro Jahresgehalt rechnen. Selbst Personalverantwortung macht sich in dieser Branche kaum bezahlt. Während das durchschnittliche Gehalt ohne Führungsverantwortung 38.090 Euro im Jahr beträgt, sind es mit Führungsverantwortung 43.272 Euro. In diesen Jobs steigt unterdessen das Gehalt mit Personalverantwortung deutlicher an.

Im Bundeslandvergleich schneiden Gesundheits- und Krankenpfleger in Baden-Württemberg am besten ab. Im Südwesten liegt das Durchschnittsjahresgehalt mit 39.207 Euro am höchsten. Am schlechtesten verdienen Pfleger in Sachsen mit durchschnittlich 32.663 Euro im Jahr. Wie kununu ebenfalls ermittelt hat, haben 58 Prozent der Führungskräfte 10 Jahre Berufserfahrung. Auch mit längerer Praxis steigt das Gehalt:
Berufserfahrung | Durchschnittliches Jahresgehalt |
0 bis 3 Jahre | 35.388 Euro |
3 bis 6 Jahre | 37.763 Euro |
6 bis 10 Jahre | 38.688 Euro |
mehr als 10 Jahre | 41.932 Euro |
(Quelle: kununu.com)
Erzieher
Erzieher sind gefragte Fachkräfte im Bereich der frühkindlichen Bildung und Betreuung. Die Hauptaufgabe eines Erziehers besteht darin, Kinder in ihrer ganzheitlichen Entwicklung zu unterstützen und zu fördern. Ähnlich wie im Fall der Pflegekräfte fällt das Gehalt eines Erziehers im Vergleich zu seiner Verantwortung gering aus. 38.796 Euro im Jahr verdienen Erzieher im Durchschnitt in Deutschland. Auch hier findet sich wieder eine Gender-Pay-Gap: Erzieherinnen erhalten im Schnitt 38.516 Euro im Jahr, das Gehalt ihrer männlichen Kollegen beläuft sich auf 39.946 Euro.

Mit Führungsverantwortung kann das Gehalt von im Schnitt 38.070 Euro auf 42.836 Euro im Jahr ansteigen. Auch Berufserfahrung lässt das Gehalt langsam in die Höhe steigen. Während Mitarbeiter mit bis zu drei Jahren Berufserfahrung im Schnitt 35.794 Euro Jahresgehalt bekommen, steigt es mit drei bis sechs Jahren Praxis auf 38.505 Euro an. Wer sechs bis zehn Jahre Berufserfahrung vorweisen kann, darf mit 40.024 Euro im Jahr rechnen. Mit mehr als zehn Jahren im Job sind 42.834 Euro möglich.
Wie immer spielt auch der Standort des Arbeitsplatzes eine entscheidende Rolle dabei, wie hoch das Gehalt ausfällt. Auf dem ersten Platz im Ranking findet sich Saarland. Hier können Erzieher im Schnitt mit 40.156 Euro im Jahr rechnen, dicht gefolgt von Bayern mit 40.129 Euro. Das Schlusslicht bildet Mecklenburg-Vorpommern mit 33.859 Euro.
Platz | Bundesland | Durchschnittliches Jahresgehalt |
1. | Saarland | 40.156 Euro |
2. | Bayern | 40.129 Euro |
3. | Hessen | 38.694 Euro |
4. | Nordrhein-Westfalen | 38.384 Euro |
5. | Schleswig-Holstein | 37.878 Euro |
6. | Rheinland-Pfalz | 37.860 Euro |
7. | Baden-Württemberg | 37.747 Euro |
8. | Niedersachsen | 37.641 Euro |
9. | Bremen | 37.256 Euro |
10. | Hamburg | 37.191 Euro |
11. | Berlin | 35.673 Euro |
12. | Thüringen | 35.115 Euro |
13. | Sachsen | 34.417 Euro |
14. | Brandenburg | 34.064 Euro |
15. | Sachsen-Anhalt | 33.929 Euro |
16. | Mecklenburg-Vorpommern | 33.859 Euro |
(Quelle: kununu.com)
Servicemitarbeiter in der Gastronomie
Servicemitarbeiter in der Gastronomie sowie auch Hotelfachfrauen oder Hotelfachmänner sind vor allem seit der Pandemie Mangelware. Dass dieser Berufszweig unbeliebt ist, hat einen einfachen Grund: Mit einem durchschnittlichen Jahresgehalt von 30.085 Euro im Jahr verdienen Servicemitarbeiter mit am wenigsten in Deutschland. Zwar eignet sich diese Branche gut für Quereinsteiger, jedoch schreckt die geringe Bezahlung viele ab. Als Frau liegt man mit 28.726 Euro im Jahr fast 3.000 Euro unter dem Jahresgehalt von den männlichen Kollegen (31.491 Euro/Jahr).

Mit Führungsverantwortung sind 32.529 Euro im Jahr drin. Auch hier ist es schwierig, mit wenig Berufserfahrung eine Führungsposition einzunehmen. Laut kununu haben 43 Prozent der Führungskräfte zehn Jahre Berufserfahrung. Mit bis zu drei Jahren im Job sind 28.284 Euro im Jahr möglich, nach drei bis sechs Jahren 29.823 Euro, bei sechs bis zehn Jahren 30.300 Euro. Nach mehr als zehn Jahren als Servicemitarbeiter kann man im Schnitt mit 31.916 Euro rechnen.
Nach Bundesländern gerankt schneidet Baden-Württemberg mit 31.230 Euro Jahresgehalt am besten ab. Schlusslicht bildet erneut Mecklenburg-Vorpommern mit 25.541 Euro im Jahr.
Verkaufskraft im Einzelhandel
Der Einzelhandel in Deutschland bleibt ebenfalls nicht vom Mangel an qualifizierten Kräften verschont. Bei einem Durchschnittsgehalt von 29.372 Euro im Jahr ist das nur wenig verwunderlich. Selbst mit Führungsverantwortung ist der Gehaltssprung minimal, gerade einmal 29.683 Euro im Jahr kann eine Verkaufskraft dann im Schnitt verdienen. Von den Spitzengehältern in der Baubranche ist der Einzelhandel weit entfernt.
Anders als in den zuvor genannten Berufen ist langjährige Berufserfahrung für eine Führungsposition nicht ausschlaggebend. Gerade einmal 37 Prozent der Führungskräfte haben zehn Jahre Erfahrung. Außerdem sind 51 Prozent der leitenden Positionen weiblich besetzt, 49 Prozent männlich.

Mit wachsender Berufserfahrung verdienen Arbeitnehmer hier nur geringfügig mehr, wie der Gehaltscheck von kununu zeigt:
Berufserfahrung | Durchschnittliches Jahresgehalt |
0 bis 3 Jahre | 27.360 Euro |
3 bis 6 Jahre | 28.933 Euro |
6 bis 10 Jahre | 30.294 Euro |
mehr als 10 Jahre | 31.174 Euro |
(Quelle: kununu.com)
In Baden-Württemberg (29.381 Euro), Hessen (28.842 Euro) und Bayern (28.772 Euro) verdienen Einzelhandelskräfte am meisten im Jahr. Am schlechtesten schneiden die Bundesländer Saarland (27.026 Euro), Mecklenburg-Vorpommern (26.141 Euro) und Sachsen (25.725 Euro) ab.