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12 Euro Mindestlohn ab 1. Oktober: 9 Berufe, die erheblich profitieren

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Von: Jason Blaschke

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Ab 1. Oktober 2022 beträgt der gesetzliche Mindestlohn in Deutschland 12 Euro pro Stunde. In neun Berufen profitieren die Arbeitnehmer besonders.

Berlin – Die Energie- und Preiskrise reißt in vielen Haushalten große Löcher ins finanzielle Budget – gerade für Arbeitnehmer mit geringem Einkommen kommt der neue Mindestlohn von 12 Euro pro Stunde daher gerade recht. Schon am 3. Juni 2022 hatte der Bundestag die Erhöhung gebilligt, die SPD erfüllt damit eines ihrer zentralen Wahlversprechen. Gleichzeitig wird die Minijob-Grenze auf 520 Euro pro Monat angepasst, berichtet Merkur.de zum neuen Mindestlohn.

Mindestlohn von 12 Euro ab Oktober: Viele Branchen zahlen bislang weniger

Noch vor den Minijobbern profitieren vom neuen Mindestlohn aber primär all die Arbeitnehmer in Deutschland, die bislang in einer 40-Stunden-Woche arbeiten und pro Jahr weniger als 24.960 Euro brutto verdienen. Die knapp 25.000 Euro sind das ab 1. Oktober gültige Mindest-Jahreslohnniveau, das fast alle Arbeitnehmer ab 2023 erreichen. Die Ausnahmen vom gesetzlichen Mindestlohn sind überschaubar.

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Wer ab 1. Oktober keinen Anspruch auf die 12 Euro pro Stunde hat:

Quelle: Bundesregierung

Die Arbeitgeber-Bewertungsplattform kununu hat sich in Zusammenhang mit den 12 Euro Mindestlohn ab Oktober angeschaut, in welchen Berufen die Verbraucher am meisten profitieren. Die Basis für die Mindestlohn-Gehaltsanalyse der Plattform sind 24.826 Gehaltsdatensätze, die bis Juni 2022 von registrierten Usern abgegeben wurden. Das Fazit der Statistiker: In etlichen Berufen wird das ab Oktober gültige Mindest-Jahreslohnniveau nicht erreicht.

Mindestlohn ab 1. Oktober: In 9 Berufen profitieren Arbeitnehmer enorm

Unter anderem werden in der Analyse die Bäckerei-Konditorei-Verkäuferinnen genannt. 69 Prozent der auf kununu angegebenen Gehaltsdaten liegen unterhalb des neuen Mindestlohns, heißt es in einer Mitteilung der Bewertungsplattform. Im Schnitt verdient man in diesem Beruf 24.000 Euro brutto (Stand: 30. September, kununu) pro Jahr. Aber auch deutlich geringere Beträge sind je nach Erfahrung und Unternehmen möglich, heißt es.

Nicht viel besser sieht es in den Branchen Pflege, Einzelhandel und Logistik aus. Im Gegenteil zu den 5 Branchen in Deutschland, die top bezahlen, sind die Arbeitnehmer in Berufen der genannten Branchen teils weit weg vom neuen Mindest-Jahreslohnniveau. Bei Raumpflegerinnen etwa beträgt der Anteil an Gehaltsangaben, die unter das Mindest-Jahreslohnniveau (MJLN) ab Oktober fallen, rund 46 Prozent. Kein Einzelfall, wie die Daten der folgenden Tabelle zeigen:

BerufAnteil (%) Gehaltsdaten unter MJLN
Kassiererinnen41,6
Auslieferer (z.B. Paketzusteller)40,9
Fahrer (Logistik)37,1
Lageristen18,7
Security-Mitarbeiter8
Produktionsmitarbeiter8,2
Zusteller6,9

Quelle: kununu

Kritik am neuen Mindest-Stundensatz – „bekomme auch bald Mindestlohn“

Keine Gedanken über die 12 Euro müssen sich Verbraucher machen, die einen der 40 top bezahlten Jobs in Deutschland haben und zum Teil Gehälter von über 80.000 Euro pro Jahr beziehen. Kein Vergleich zum Mindest-Jahreslohnniveau von 24.960 Euro, weshalb auch viele User auf Facebook den neuen Mindestlohn als zu gering kritisieren. „Das ist noch zu wenig Geld für die Arbeit, die viele Menschen verrichten“, schreibt etwa ein Nutzer.

Und wieder ein anderer kommentiert und einen Beitrag der Bundesregierung: „Die allgemeine Preissteigerung ist wohl noch nicht in Berlin angekommen.“ Doch es gibt auch viele User, die den neuen Mindestlohn von 12 Euro äußerst kritisch sehen. „Cool, wenn das so weitergeht, bekomme ich auch bald Mindestlohn“, schreibt etwa eine Userin, die laut eigener Aussage in der Pflegebranche arbeitet. Und auch Arbeitnehmervertreter sind alarmiert.

12 Euro Mindestlohn: Arbeitgeberpräsident enttäuscht – „Vertrauensbruch“

Arbeitgeberpräsident Dr. Rainer Dulger bezeichnet die erneute Anhebung des Mindestlohns als einen „schweren Vertrauensbruch der Politik gegenüber der Sozialpartnerschaft“. Ganze Lohngitter müssten jetzt neu verhandelt werden, was in der derzeitigen wirtschaftlichen Lage eine weitere schwere Hypothek sei. Dulger fordert in einer Mitteilung, dass in Zukunft wieder die Mindestlohnkommission eigenständig und ohne politischen Druck über die Lohnanpassung entscheiden soll.

Was alle Arbeitnehmer, die ab 1. Oktober vom Mindestlohn profitieren, beachten müssen, ist, dass am Ende nicht die vollen 12 Euro überwiesen werden. Der Hintergrund ist, dass der neue Mindestlohn auf das Bruttogehalt angerechnet wird, sprich: Es fallen auch mehr Steuer und Sozialabgaben an. Wie viel vom Bruttogehalt am Ende netto übrig bleibt, lässt sich ganz einfach berechnen. Wer hier sparen will, kann dies beispielsweise über vermögenswirksamen Leistungen tun.

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