Diese Kriterien verraten, ob der Arbeitgeber eine Zukunft hat
In einer sich ständig wandelnden Arbeitswelt suchen Arbeitnehmer nach Stabilität und Sicherheit. Doch welche Jobs sind krisensicher und woran erkennt man sie?
Stuttgart - Die Digitalisierung hat nicht nur positive Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt. Während viele neue Jobs durch fortschreitende Technik geschaffen werden, fällt ein Großteil auch dem Fortschritt zum Opfer. Je nach Branche werden viele Berufe in Zukunft aussterben. Wer in solchen unsicheren Zeiten über einen krisensicheren Job verfügt, kann sich glücklich schätzen. Doch welche Jobs und Karriere kann man überhaupt als krisensicher bezeichnen? Und woran erkennen Arbeitnehmer, ob ihr Beruf trotz schlechter Zeiten Zukunft hat?
Jobs mit Zukunft: Welche Berufe und Branchen können als krisensicher bezeichnet werden?
Vielen fällt beim Thema „sicherer Arbeitsplatz“ meist als Erstes das Beamtentum ein. Schließlich ist es zum Beispiel deutlich schwieriger, einem Beamten zu kündigen, als einem Arbeitnehmer in der freien Wirtschaft. Außerdem bekommen Beamte am Ende ihres Berufslebens eine großzügige Pension. Doch auch in anderen Branchen gibt es krisensichere Jobs. Solche sind in der Regel essenziell für den geregelten Weiterbestand der Gesellschaft. Heißt: Sie sind unverzichtbar, etwa Jobs im Bildungs- oder im Gesundheitswesen.

Ein Job kann zudem als krisensicher betrachtet werden, wenn er während wirtschaftlicher, politischer oder gesellschaftlicher Krisen relativ stabil bleibt und eine geringere Wahrscheinlichkeit hat, von solchen Krisen negativ betroffen zu werden. Es gibt bestimmte Merkmale oder Faktoren, die einen Job krisensicher machen können:
- Nachfrage nach Fachkräften: Jobs, die aufgrund ihres Fachwissens, ihrer Fähigkeiten oder ihres Know-hows eine hohe Nachfrage haben, sind oft krisensicherer. Wenn es eine anhaltende Nachfrage nach den spezifischen Fähigkeiten oder Kenntnissen gibt, die ein Job erfordert, besteht eine größere Wahrscheinlichkeit, dass dieser Job auch in Krisenzeiten gefragt ist. Die Nachfrage nach Fachkräften ist in Deutschland hoch. Jedoch verdienen Fachkräfte oftmals sehr schlecht, wie Zahlen zeigen.
- Branchenvielfalt: Jobs in Branchen, die weniger anfällig für wirtschaftliche Schwankungen sind und eine breitere Kundenbasis haben, können krisensicherer sein. Branchen wie Gesundheitswesen, Bildung, Lebensmittelversorgung und erneuerbare Energien sind Beispiele für Bereiche, die in der Regel während einer Krise weiterhin benötigt werden.
- Öffentlicher Sektor: Jobs im öffentlichen Sektor, wie beispielsweise im Bereich der öffentlichen Verwaltung, Gesundheitsversorgung, Bildung oder Sicherheit, können tendenziell krisensicherer sein. Der öffentliche Sektor ist weniger anfällig für wirtschaftliche Turbulenzen und bietet oft eine gewisse Stabilität.
- Flexibilität und Anpassungsfähigkeit: Berufe, die Flexibilität und die Fähigkeit zur Anpassung an sich ändernde Bedingungen erfordern, können in Krisenzeiten besser bestehen. Wenn Mitarbeiter in der Lage sind, ihre Fähigkeiten auf neue Situationen und Anforderungen auszurichten, steigen ihre Beschäftigungsfähigkeit und ihre Chancen, in schwierigen Zeiten weiterhin Arbeit zu finden.
- Selbstständigkeit oder Unternehmertum: Selbstständige oder Unternehmer haben oft mehr Kontrolle über ihre berufliche Zukunft und können besser auf Krisen reagieren. Obwohl Selbstständigkeit mit Risiken verbunden ist, bietet sie auch die Möglichkeit, sich flexibel an Veränderungen anzupassen und alternative Einkommensquellen zu erschließen. Mit diesen Tipps gelingt der Weg in die Selbstständigkeit.
Experte betont: „Produkte, Marktanforderungen und Berufsbilder wandeln sich schneller denn je“
Trotz der genannten Punkte kann es schwer sein, selbst zu erkennen, ob eine oder mehrere der Faktoren auf den eigenen Job zutreffen. Tobias Zimmermann, Arbeitsmarkt-Experte und Group Evangelist bei Stepstone, hat in einem Interview mit Businessinsider vier Kriterien verraten, nach denen Jobsuchende Ausschau halten sollten, wenn sie auf der Suche nach einem zukunftssicheren und krisenfesten Arbeitgeber sind.
Als erstes Kriterium nennt der Politologe die unternehmerische Vision. „Ein visionäres Unternehmen weiß, welche Rolle es auch in Zukunft spielt und wie es dazu beiträgt, die Gesellschaft besser zu machen“, sagt er Businessinsider. „Somit ist klar, warum und wie das Unternehmen auch in Zukunft gebraucht wird.“
- Unternehmerische Vision
- Offenheit für Technologie
- Vielfalt und Diversität
- Training und Entwicklung
Außerdem spricht auch eine gewisse Offenheit gegenüber neuen Technologien eine wichtige Rolle, ob ein Unternehmen in Zukunft noch existieren wird. Dabei darf man jedoch nicht vergessen, dass manche Technologien auch Jobs kosten werden. Diese Berufe sind durch künstliche Intelligenz vom Aussterben bedroht. Hier gilt es, die eigene berufliche Situation abzuwägen. „Neugier auf neue Technologien ist ein Muss. Egal, ob Gesundheitssektor, Energie, Banking oder in sonst einer Industrie. Die Zukunft liegt in Smart Work“, sagt Tobias Zimmermann. „Warum führt Technik zu höherwertigen Jobs? Weil sie repetitive Tätigkeiten übernimmt und bei vielen anderen Aufwand und Komplexität reduziert. Damit werden wir in unseren Jobs insgesamt produktiver und damit wertvoller.“
Als viertes Kriterium nennt der Experte Vielfalt und Diversität. „Angesichts des demografischen Wandels kann es sich kein Unternehmen mehr leisten, bestimmte Zielgruppen auszuschließen. Vielfältige Meinungen bringen innovativere Lösungen und bessere Entscheidungen hervor. Unternehmen, die echte Chancengerechtigkeit bieten, sind anderen nicht nur einen, sondern gleich mehrere Schritte voraus“, ist sich Tobias Zimmermann sicher.
Ein wichtiger Punkt sei demnach noch Training und Entwicklung der Mitarbeiter. „Produkte, Marktanforderungen und Berufsbilder wandeln sich schneller denn je. Deshalb sind effiziente Re- und Upskilling-Prozesse erfolgskritisch.“ Unternehmen, die in ihre Mitarbeiter investieren, seien auch für Bewerber besonders attraktiv, was wiederum die Akquise von Mitarbeitern vereinfache. Der Experte sieht Unternehmen zudem im Zugzwang, attraktiver für Mitarbeiter zu werden. „Viele Menschen erkennen, dass ihre Position auf dem Arbeitsmarkt gut ist – und wollen sich einen neuen, besseren Job suchen.“ Unternehmen müssten sich daher verändern. Deutlich wird das aktuell auch dadurch, dass Firmen offener für Quereinsteiger werden, wie auch Expertin Leonie Tholey im Interview mit BW24 verriet.