Bedtime Procrastination: Warum Sie immer wieder zu spät ins Bett gehen
Viele Menschen gehen zu spät ins Bett. Was hinter der „Bedtime Procrastination“ steckt und welche Folgen die späte Nachtruhe haben kann.
Wer abends zu lange am Laptop, Smartphone oder vor dem Fernseher sitzt, schläft nicht nur schlechter ein. Auch die Qualität der Nachtruhe wird durch den Gebrauch elektronischer Geräte deutlich beeinflusst. Kommt die Ruhephase in der Nacht zu kurz, wirkt sich der Schlafmangel direkt auf Gesundheit, Konzentration und Stimmung aus – und das egal in welchem Alter. Trotzdem scrollen und surfen viele Menschen bis in die späte Nacht hinein noch durch das Internet, spielen Online-Games oder lassen sich von ihrer Lieblingsserie unterhalten. Und das Nacht für Nacht. Was hinter der „Bedtime Procrastination“ steckt und was dagegen hilft, erfahren Sie hier.
Bedtime Procrastination: Nacht für Nacht zu spät ins Bett

Ausreichend Schlaf und vor allem eine gute Qualität der Nachtruhe spielen eine entscheidende Rolle bei der Aufrechterhaltung von Gesundheit, Wohlbefinden und Leistungsfähigkeit. Viele Menschen leiden trotz ausreichender Zeit unter Schlafmangel und Einschlafproblemen. Häufigster Grund dafür, dass der Schlaf zu kurz kommt, ist dabei ein zu langes Aufbleiben. Bei der sogenannten „Revenge Bedtime Procrastination“ handelt es sich um das wiederholte Verzögern der Schlafenszeit bis tief in die Nacht.
Geprägt wurde der Begriff „Revenge Bedtime Procrastination“ durch den anspruchsvollen Arbeitsmarkt in China. Dort arbeiten viele Menschen häufig so lange, dass Freizeit keinen oder kaum Platz im Arbeitsalltag findet. Statt nach der Arbeit das ihnen verfügbare kurze Zeitfenster und die wenigen verbleibenden Stunden für den notwendigen Schlaf zu nutzen, bleiben sie bis spät in der Nacht auf. Laut der Journalistin Daphne K. Lee, die den Ausdruck „Bedtime Procrastination“ prägte, haben die Betroffenen dabei gemeinsam, dass sie tagsüber kaum Kontrolle über ihr Leben haben. Sie weigern sich daher, früh ins Bett zu gehen, um in den späten Nachtstunden ein gewisses Gefühl von Freiheit wiederzuerlangen. Viele Arbeitnehmer wollen so in den kostbaren Abendstunden den Mangel an Freizeit, Freude und Sinn ausgleichen, der tagsüber zu kurz kommt.
Fehlender Schlaf sorgt für eine schlechtere Selbstregulierung
Obwohl der Begriff aus China stammt, opfern Arbeitnehmer auf der ganzen Welt ihren Schlaf, um kostbare persönliche Zeit für sich zu beanspruchen – und das trotz des Wissens, dass das nicht gut für sie ist. Grundsätzlich gilt, dass Menschen, die zu Prokrastination neigen, auch häufiger am Abend ihre Zeit verschwenden. Anfällig sind dabei Gruppen wie Studierende und Freiberufler, da sie viel Freiraum haben, ihre Zeit und Aufgaben selbst einzuteilen. Aber auch Anwälte, Architekten, Führungskräfte und Manager scheinen immer wieder Probleme damit zu haben. Einer polnischen Studie zum Thema „Bedtime Procrastination“ zu Folge scheinen dagegen Faktoren wie Wohnort, Bildungsniveau und auch der Beziehungsstatus eine Rolle zu spielen.
Statt mit Aktivitäten, die Körper und Geist guttun würden, engagieren sich Betroffene bei der „Bedtime Procrastination“ häufig mit nicht zielgerichtetem Scrollen und Konsumieren von Social Media. Für mehr fehlt ihnen meist schlichtweg die Energie. Smartphone, Laptop und Fernseher haben zudem einen hohen und kurzfristigen Belohnungswert mit großem Suchtfaktor. Fast unbemerkt verfliegt so die Zeit. Wer einen stressigen Tag hatte, ist dafür besonders anfällig, denn Stress und Müdigkeit lassen die kognitive Kontrolle und Selbstregulation sinken. Bewusstsein darüber, dass die Verzögerung sich negativ auf Gesundheit und Wohlbefinden auswirkt, sorgt, in Folge allerdings nicht nur für ein schlechtes Gewissen, sondern erhöht zusätzlich das Stressgefühl, mit höherem Risiko für Folgeerkankungen wie Schlaganfall.
Zu spät ins Bett gehen: Diese Strategien helfen gegen Bedtime Procrastination
Wer in Folge der Prokrastination zu wenig schläft, leidet tagsüber häufig unter einer verringerten Leistungsfähigkeit, körperlichen Beschwerden und nicht selten unter Selbstvorwürfen. Schlafdeprivierte Menschen leiden zudem unter einer schlechteren Selbstkontrolle, das kann wiederum zu einer allgemeinen Prokrastination führen.
Um der Bedtime Procrastination entgegenzuwirken, sollten Betroffene zunächst versuchen, kleine Verhaltensveränderungen zu etablieren. Eine Routine vor dem Schlafengehen kann dabei helfen. Auch tagsüber kann man dem zu späten ins Bett gehen, schon gegensteuern, indem man sich beispielsweise mehr Zeit für schöne Erlebnisse und Freizeit nimmt. Klare Ziele helfen zudem, dem ewigen Scrollen ein Ende zu setzen.
Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unseren RedakteurInnen leider nicht beantwortet werden.