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Klage gegen TikTok: Gefährliche Challenge fordert Kinderleben

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Von: Joost Rademacher

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Seit einigen Monaten trendet die Blackout-Challenge auf TikTok und forderte schon einige Opfer. Nun verklagen die Eltern der verstorbenen Kinder die Plattform.

Los Angeles – Alle paar Jahre entsteht ein neuer Trend oder eine neue Challenge, die besonders unter Jugendlichen Aufmerksamkeit erhält. Kindlicher Leichtsinn verleitet immer wieder dazu, riskante Aktionen anzustellen, ohne sich einer tatsächlichen Gefahr bewusst zu sein. Das geht schon seit ewigen Jahren so, besonders durch die sozialen Medien ist die Verbreitung dieser Challenges einfacher denn je. Wegen der sogenannten „Blackout“-Challenge wird die Plattform TikTok sich in den USA aber vor Gericht verantworten müssen, nachdem es mehrere Todesfälle unter Kindern gegeben hat.

TikTok: Gefährliche Challenge fordert Opfer – Mehrere Todesfälle seit 2021

In der ein oder anderen Form gibt es die „Blackout“-Challenge schon seit ewigen Jahren. Die Prämisse ist einfach: Wer teilnimmt, versucht, möglichst lange den Atem anzuhalten oder sich selbst die Luft abzuschneiden, bis man ohnmächtig wird. Das Wiedererlangen des Bewusstseins soll danach ein euphorisches Gefühl hervorrufen. Besonders auf TikTok hat der Trend in den letzten zwei Jahren enorme Ausmaße angenommen, indem Nutzer sich immer wildere Ideen für die Challenge ausdachten.

In den USA sorgte die „Blackout“-Challenge seit Anfang 2021 aber für mehrere Zwischenfälle, sodass seitdem drei Kinder der Challenge wegen verstorben sind. Lelani W., Arriani A. und Nylah A. (nicht verwandt) kamen aus verschiedenen Staaten und kannten einander nicht, hatten aber alle das gleiche Ziel. Mit der Teilnahme an der Challenge wollten sie bei TikTok berühmt werden. Stattdessen starben sie an den Folgen, keines der Kinder war älter als 10 Jahre alt.

TikTok
Kinder sterben bei gefährlichem Tik-Tok-Trend – Immer mehr Eltern verklagen Plattform © Andre M. Chang/ZUMA/dpa

Die drei Kinder waren bei Weitem nicht die einzigen Opfer des Trends – und das Phänomen ist nicht gerade jung. Wie das „Center for Disease Control and Prevention“ (kurz: CDC) berichtet, hatte es schon zwischen 1995 und 2007 allein in den USA über 80 Todesfälle wegen der Challenge gegeben, die in deren Bericht noch als „Choking Game“ (Würgespiel) beschrieben wurde.

TikTok: Eltern verstorbener Kinder ziehen gegen Social-Media-App vor Gericht

Für TikTok wird es aber Konsequenzen geben. Schon im Mai reichten die Eltern von Nylah A. eine Klage gegen die Plattform ein. Jetzt ziehen auch die Eltern von Lelani W. und Arriani A. nach. Wie die Los Angeles Times berichtet, hätten beide Familien im Juni Klage gegen die Plattform selbst eingereicht. Das Social Media Victims Law Center vertritt die Familien der Verstorbenen in beiden Fällen. Dem Unternehmen hinter TikTok wird vorgeworfen, ein fehlerhaftes Produkt zu bieten, das rund um größtmögliches Suchtpotenzial entwickelt sei, aber keinerlei Sicherheitsfunktionen für Eltern und Kinder biete.

Aufgrund seiner algorithmischen Funktionsweise hätte TikTok den Kindern immer mehr Videos zur „Blackout“-Challenge angezeigt, nachdem sie einmal auf den Trend aufmerksam geworden wären. Eine typische Technik sozialer Medien, um Nutzer möglichst lang auf ihren Apps zu halten und möglichst viele Werbeeinnahmen zu ermöglichen. Challenges verschiedener Art sind da oft ein gutes Vehikel, um zusätzlich möglichst viel Interaktion und Suchinteresse zu fördern.

TikTok: App zeigt in Deutschland Warnungen und Prävention statt Challenge-Videos

Die „Blackout“-Challenge habe TikTok lange Zeit nicht als Trend anerkannt und nichts unternommen, um die Verbreitung der Videos zu unterbinden, wie die Los Angeles Times weiter erklärt. In Deutschland hingegen hat die App inzwischen Schritte zur Eindämmung ergriffen. Statt Videos zu den Challenges anzuzeigen, präsentiert TikTok jetzt eine Präventionsseite mit Warnungen vor gefährlichen Trends und Präventivmaßnahmen, um sie gegebenenfalls zu melden. Für Kinder und Jugendliche erweist sich TikTok immer wieder als gefährliche Plattform. Die damals 13-jährige TikTokerin Ava Grace wurde 2020 von einem Stalker verfolgt, der bei einer Konfrontation mit ihrem Vater erschossen wurde.

ava majury tikTok selfie
Die TikTokerin Ava Grace © Instagram: ava majury

Ob es vergleichbare Präventivmaßnahmen inzwischen auch in den USA gibt, ist aktuell nicht bekannt. Da es solche Sicherheitsfunktionen zum Zeitpunkt der Tode aber nicht gegeben hat, wird TikTok sich bei den Klagen der Familien anderweitig verantworten müssen. Gegen Glücksspiel auf der App musste das verantwortliche Unternehmen ebenfalls schon einmal eingreifen, nachdem das Öffnen von Kartenpacks für FIFA Ultimate Team auf TikTok illegal wurde.

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