Könnte man künftige Aufrufe nicht ändern, fragt der Chef des britischen Hilfswerks „Health, Poverty, Action“ (Gesundheit, Armut, Aktion), Martin Drewry. Um auch Menschen zu helfen, die weltweit an den Folgen des russischen Überfalls auf die Ukraine leiden. Indirekt kritisiert er das große Bündnis von 15 englischen Hilfswerken DEC, das „Katastrophen-Nothilfe Komitee“, diesen Aspekt internationaler Betroffenheit aus den Augen verloren zu haben.
Teil des Ukraine-Konflikts ist, dass seine Folgen sich wie ein Elend und Zerstörung bringendes Netz um die Welt legen. Es reicht von den Schlafstellen in den überbevölkerten Elendsvierteln der ägyptischen Metropole Kairo, dem menschenarmen kenianischen Norden oder dem Bürgerkriegsland Somalia überall dorthin, wo ukrainische Produkte Menschen ernähren. Auch der Transport dieser Güter - Speiseöle, Mais und Weizen - bleibt mitunter aus oder hat sich enorm verteuert. Bereits wir stellen an den Zapfsäulen der Tankstellen oder beim Blick auf Heizungsabrechnungen fest, wie teuer Energie geworden ist.
23 Millionen Menschen sind von Hunger bedroht allein in Somalia, Äthiopien und Kenia, dem Horn von Afrika, 181 Millionen sind es weltweit. Doch während nur in Deutschland aktuell umgerechnet rund 800 Millionen US-Dollar für das Bürgerkriegsland gespendet wurden, sind bislang nur drei Prozent der 4,4 Milliarden US-Dollar zusammengekommen, die die Vereinten Nationen (UN) für das Horn von Afrika benötigen. 350.000 Kinder werden in Somalia bis zum Sommer sterben, fürchtet Oxfam.
Vor zwei Monaten habe ich Kenias Norden bereist und die Chalbi Wüste durchquert. Große, säuberlich abgenagte Skelette von Tieren lagen neben der unbefestigten Piste. Die wenigen Lebewesen, die uns inmitten der Sand- und Geröllfelder begegneten, waren verendende Kamele. Die Tiere hatten sich auf der Piste zum Sterben niedergelegt. An einigen Stellen hatte Malteser International aus Köln unterirdische Wasserspeicher befüllt und Nahrung verteilen lassen. Je zehn Kilo Mais, Bohnen und Maismehl bekamen hilfesuchende Frauen für ihre Familien sowie zwei Liter Speiseöl und einen großen Kanister voll Wasser. Die Preise stiegen da bereits. Wie mag es diesen Menschen, die Deutschland so freundlich für seine Hilfe dankten, in Zukunft ergehen? (pp/IDZRW)
► Unser Gastautor Peter Pauls ist Vorsitzender des Kölner Presseclubs. Zuvor war er lange Jahre Chefredakteur der Tageszeitung Kölner Stadt-Anzeiger. Dieser Beitrag stammt aus dem Newsletter des Kölner Presseclub, den Sie hier abonnieren können.