Kein Warmwasser mehr – Städte in Baden-Württemberg mit radikalen Sparplänen
Im Hinblick auf die Gaskrise ergreifen immer mehr Kommunen in Baden-Württemberg teils radikale Spar-Maßnahmen. Auf Facebook wird die Kritik lauter.
Stuttgart – Der tobende Krieg in der Ukraine wirkt sich immer massiver auf das Leben der Verbraucher in Baden-Württemberg und ganz Deutschland aus. Gefühlt täglich wird etwas knapp oder zumindest teurer – sogar die Haribo-Goldbären sind mittlerweile von Engpässen betroffen und sollen demnächst mehr kosten. Doch weitaus größerer Sorgen macht vielen Menschen die Tatsache, dass im Winter die Energieknappheit droht.
Städte und Kommunen in Baden-Württemberg machen Ernst: Die Sparpläne stehen
In der Politik in Baden-Württemberg wird fieberhaft nach Lösungen gesucht, allerdings gehen die Meinungen in der Frage, wie man auf die Gaskrise reagieren sollte, recht weit auseinander. Ministerpräsident Winfried Kretschmann hatte etwa die Idee, Hallenbäder in Baden-Württemberg zu schließen oder es zumindest in Betracht zu ziehen. „Ist der wahnsinnig“, war bloß eine von vielen Contra-Reaktionen auf Facebook, die schlagartig aufpoppten.
Dass nun erste Städte und Kommunen in Baden-Württemberg Ernst machen und teils radikale Spar-Maßnahmen umsetzen, kommt in der Facebook-Community nicht gut an. Energiesparen ja – aber wenn plötzlich kein Warmwasser mehr kommt oder Wohnräume auszukühlen drohen, ist für viele Menschen (mehr Verbraucher-News auf BW24) eine Grenze überschritten. Was einzelne Städte in Baden-Württemberg nach SWR-Informationen im Winter planen, kurz zusammengefasst:
- In Karlsruhe sollen Temperatur und Beleuchtung in öffentlichen Gebäuden angepasst werden, in Fluren ist etwa nur noch Frostschutz-Temperatur vorgesehen. Auch Ampelanlagen will man abschalten, wenn es die Sicherheit zulässt.
- In Stuttgart werden Schwimmbäder nur noch mit Solarenergie beheizt, eine garantierte Wassertemperatur gebe es nicht mehr, heißt es von der Stadt.
- Von der Stadt Tübingen heißt es, dass man Temperatur und Beleuchtung in öffentlichen Gebäuden auf das zulässige Minimum reduzieren werde.
- In Konstanz ist Schluss mit Warmwasser in öffentlichen Duschräumen, etwa in Schwimm- und Sporthallen. Sollte sich die Energiekrise weiter verschärfen, sollen Hallenbäder und Saunen komplett dicht machen. In Schulen und Kitas soll auf nur maximal 19 Grad geheizt werden.
- Die Stadt Neckarsulm im Kreis Heilbronn setzt auf einen Maßnahmenkatalog: Kein Warmwasser mehr in Sporthallen, keine Beleuchtung öffentlicher Gebäude und die Straßenbeleuchtung wird zwischen ein Uhr und fünf Uhr abgeschaltet. Geheizt wird in städtischen Gebäuden erst ab Oktober.
- In Öhringen (Hohenlohekreis) wird das Hallenbad gar nicht erst aufgemacht, zudem wird die Heizung in öffentlichen Gebäuden auf 20 Grad gedrosselt und das Warmwasser abgestellt.
Facebook-Userin mit Appell an Politik: „Spart nicht schon wieder an den Kindern“
Auf Facebook stoßen insbesondere Spar-Maßnahmen wie das Aus für Warmwasser und mögliche Schwimmbad-Schließungen auf viel Kritik. „Ich denke, die Bevölkerung hat bald nichts mehr zum Sparen“, schreibt ein Nutzer. Und mit Blick auf die Schwimmbäder in Baden-Württemberg meint eine andere Userin: „Spart nicht schon wieder an den Kindern, die unter Corona genug gelitten haben.“ Viele User finden, dass zunächst die Politik vorangehen sollte.
„Zunächst mal die Heizungen in den Landtagen und im Bundestag abschalten“, kommentiert eine Userin. Hierzu ergänzt ein anderer: „Mich würde mal interessieren, ob auch die Politiker bereitwillig ihre Heizungen runterdrehen.“ Viel Kritik richtet sich zunehmend auch an die Sanktionen, an denen trotz der Energiekrise weiter festgehalten wird. Das sei ein Fehler, findet ein Teil der Facebook-Community. „Die einzigen, die darunter leiden, sind wir“, meint eine Userin.
Russland-Sanktionen zunehmend in der Kritik: Solidarität kennt Grenzen
Wieder ein anderer Facebook-User befürwortet die Sanktionen zwar, schreibt aber: „Die Solidarität der Bevölkerung hat ihr Ende da, wo die Politik so sehr versagt, dass die Wirtschaft ruiniert wird, Menschen Angst haben zu frieren oder das Einkommen nicht mehr ausreicht.“ Nicht wenige Nutzer sehen deshalb auch die Atomkraft in Baden-Württemberg als einen Weg aus der Krise, wenn auch nur für einen begrenzten Zeitraum.