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„Überraschungsmoment“: Ukrainisches Militär startet Gegenoffensive – und erobert Gebiete

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Von: Tobias Utz

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Ukraine-Krieg
Eine Karte des ISW zu den besetzten Gebiete durch Russland in der Ukraine (rot eingefärbt). Zudem sind Regionen zu sehen, die durch ukrainische Streitkräfte zurückerobert werden (blau eingefärbt). (Screenshot) © Institute for the Study of War / ISW

Die ukrainische Rückeroberung von Gebieten ist laut Geheimdienstangaben ein „Wendepunkt“ im Krieg. Ein Experte sieht einen „Überraschungsmoment“.

Kiew – Die Gegenoffensive der ukrainischen Truppen ist in vollem Gange. Die seit Wochen durchgeführten Militäroperationen erreichen in diesen Tagen ihren vorläufigen Höhepunkt. In mehreren Gebieten konnten Fortschritte erzielt werden, unter anderem in der Region Charkiw im Osten und in der Region Cherson im Süden.

Die Denkfabrik „Institute for the Study of War“, die sich regelmäßig zum Ukraine-Krieg äußert, hat die aktuelle Lage analysiert und stellt in einem Lagebericht fest: „Die ukrainische Gegenoffensive [...] hat erhebliche Auswirkungen auf die russische Moral und die militärischen Fähigkeiten.“ Demnach zeigen Satellitenaufnahmen, dass russische Truppen beispielsweise in der Region Cherson mehrere bekannte Kommandoposten geräumt haben.

News zum Ukraine-Krieg: Gegenoffensive hat offenbar Erfolg

Laut Militärexperte Andreas Flocken spielt der ukrainischen Armee vor allem ihre sorgfältige Drohnenüberwachung sowie ein „Überraschungsmoment“ in die Karten. Der Tagesschau sagte er, dass die russische Armee wohl verwirrt worden sei. „Es war immer die Rede davon, dass eine große Gegenoffensive im Süden im Raum Cherson gestartet worden ist. Deswegen haben die russischen Streitkräfte sogar einen Teil ihrer Truppen vom Osten in den Süden verlegt“, so Flocken, Redakteur für Sicherheitspolitik beim NDR, im Interview.

Zentral für die Gegenoffensive sei weiterhin die militärische Unterstützung des Westens für die Ukraine. Flocken verwies auf Waffensysteme und Mehrfachraketenwerfer. Auch die vom ISW angesprochene schwindende Moral in der russischen Armee sei ein Faktor: „Es liegt auf der Hand, dass die Ukrainer, die ihr Land verteidigen, ganz anders motiviert sind als die Angreifer. Wir hören immer wieder, dass es Befehlsverweigerung auf russischer Seite gegeben hat, dass die russischen Truppen nicht richtig motiviert sind.“ Seit Monaten gibt es Berichte über die sinkende Moral im russischen Militär, immer wieder soll es zu Revolten und Kampfverweigerungen kommen. Ein Insider rechnete zudem mit den Zuständen in der Armee ab, diese seien „miserabel“.

News zum Ukraine-Krieg: US-Geheimdienst sieht „Wendepunkt“ in Gegenoffensive

Der Einschätzung des „Institute for the Study of War“ zufolge könnte sich die sinkende Moral der Truppen auch auf den Einsatz neu mobilisierter Reserveeinheiten auswirken. Zuletzt hatte der Kreml eine verdeckte Mobilisierung gestartet. „Der ukrainische Generalstab berichtete, dass das russische Militärkommando die Entsendung neuer, bereits gebildeter Einheiten in die Ukraine aufgrund der jüngsten russischen Verluste und des weit verbreiteten Misstrauens gegenüber dem russischen Militärkommando ausgesetzt hat, Faktoren, die eine große Zahl von Freiwilligen dazu veranlasst haben, die Teilnahme an Kampfhandlungen kategorisch abzulehnen“, heißt es im Lagebericht mit Bezug auf Angaben der ukrainischen Armee.

Der US-Geheimdienst sieht im Rückzug russischer Truppen, unter anderem in der Region Charkiw, den „Wendepunkt“ im Ukraine-Krieg. Obwohl die nächsten Schritte Russlands derzeit noch unklar seien, seien die „Schwächen aufgedeckt“ worden. Es fehle „an Arbeitskräften oder Ausrüstung“, betonte ein Beamter gegenüber der Washington Post.

Die genannten Informationen stammen teilweise von Kriegsparteien im Ukraine-Konflikt und können nicht unmittelbar auf unabhängige Weise verifiziert werden. Deshalb sind sie mit Vorbehalt zu bewerten. Allerdings zeigt die Übereinstimmung von Angaben aus verschiedenen Quellen, dass sich die ukrainische Gegenoffensive tatsächlich so abspielt, wie beschrieben. (tu)

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